Räder sind begehrte Diebesbeute im Südwesten

Ein Bügelschloss wird an einem Fahrrad aufgebrochen. Foto: Friso Gentsch/Archiv
Ein Bügelschloss wird an einem Fahrrad aufgebrochen. Foto: Friso Gentsch/Archiv

Wegen der steigenden Zahl von Raddieb-stählen im Südwesten fordert der ADFC von den Kommunen mehr sichere Abstellplätze für Fahrräder. «Wir weisen schon lange auf das Problem hin und fordern von den Kommunen sichere Parkgelegenheiten für Räder, etwa Fahrradboxen», sagte die Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, Gudrun Zühlke, der Deutschen Presse-Agentur. Es bestehe Handlungsbedarf, die Kommunen müssten aktiv werden.

Leider hätten noch nicht alle Städte und Gemeinden erkannt, dass mehr Sicherheit vor Dieben auch mehr Radverkehr und damit weniger Umweltbelastung mit sich bringe.

 

Viele Polizeipräsidien im Land melden anhaltend hohe Diebstähle für das erste Halbjahr 2016. In Mannheim, Karlsruhe, Reutlingen, Aalen und Ulm registrierte die Polizei eine Steigerung der Fälle. Demnach gab es in Mannheim etwa 50 Prozent mehr Diebstähle als im gleichen Vorjahreszeitraum. In Karlsruhe liegt die Steigerung bei etwa 14 Prozent. In der Kriminalitätsstatistik der Polizei von 2015 werden insgesamt 28 408 Fälle von Fahrraddiebstählen im Land genannt.

 

In diesem Jahr könnte sich diese Zahl erhöhen. «Es sieht so aus, als wären die Fallzahlen im ersten Halbjahr 2016 gestiegen», sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) in Stuttgart. Ob dieser Trend bis Ende des Jahres anhält, sei allerdings unklar.

 

Nach Recherchen der dpa gibt es unterschiedliche Entwicklungen im Land. Während mehrere Polizeipräsidien im ersten Halbjahr eine deutliche Steigerung der Fälle registriert haben - konkrete Zahlen werden erst im kommenden Jahr genannt - wurden etwa in Offenburg und in Heilbronn weniger Räder als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum gestohlen. In Stuttgart haben sich nach Angaben der Polizei bisher keine nennenswerten Schwankungen ergeben.

 

Dass Regionen und Städte im Südwesten unterschiedlich stark vom Radklau betroffen sind, liege unter anderem an der jeweiligen Anzahl von Radfahrern, sind sich der ADFC und das Landeskriminalamt sicher. So seien beispielsweise viele Studenten mit dem Rad unterwegs. In Universitätsstädten gebe es also mehr Räder und folglich mehr Diebstähle, heißt es beim LKA.

 

Polizeiangaben zufolge ist unklar, wieso die Zahl der Raddiebstähle angestiegen ist. «Hinzu kommt, dass die Aufklärungsquote normalerweise im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt», sagte Egon Reisig. Er leitet in Mannheim eine Ermittlungsgruppe, die Fahrraddiebe ebenso im Internet verfolgt wie auch auf Flohmärkten. Es sei schwierig, Täter zu überführen. Schließlich könne jeder Fahrer eines gestohlenen Fahrrades behaupten, er habe es auf dem Flohmarkt gekauft, sagte Reisig.

 

Ein eindeutiges Täterprofil gebe es nicht. Jugendliche klauten Fahrräder ebenso wie organisierte Banden aus Osteuropa oder Suchtkranke, die so ihren Drogenkonsum finanzierten. «Es ist sicher ein Vorteil, wenn Radfahrer die Chance haben, ihr Gefährt an einem sicheren Ort abzuschließen. Gleichwohl brechen Täter mittlerweile sogar in Fahrradkeller ein», betonte der Polizeibeamte. (DPA/LSW)