Frauentag bei der EM: Vier Medaillen für Leichtathleten

Die Diskuswerferinnen Julia Fischer (l) und Shanice Craft feiern Silber und Bronze. Foto: Michael Kappeler
Die Diskuswerferinnen Julia Fischer (l) und Shanice Craft feiern Silber und Bronze. Foto: Michael Kappeler

Vier Powerfrauen haben dem deutschen Leichtathletik-Team bei der EM in Amsterdam einen glänzenden Freitag beschert. Hammerwerferin Betty Heidler und Diskus-Ass Julia Fischer fanden den richtigen Dreh im Ring und holten jeweils Silber. Auch Weitsprung-Talent Malaika Mihambo und Diskus-Dame Shanice Craft polierten die Medaillenbilanz der deutschen Asse mit Bronze weiter auf. Die Zwischenbilanz des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) kann sich sehen lassen:

drei Wettkampftage - sieben Medaillen. Am Vortag hatte es Doppel-Gold durch Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Hürdensprinterin Cindy Roleder, dazu Bronze über 200 Meter durch die erst 19 Jahre alte Gina Lückenkemper gegeben.

 

Hammer-Frau Heidler zauberte auf ihrer Abschiedstournee Edelmetall aus dem Ring. Bei ihrer letzten EM ließ die 32-Jährige im Olympiastadion noch einmal die Muskeln spielen: Mit 75,77 Metern musste sich die frühere Weltmeisterin und Weltrekordlerin von der LG Eintracht Frankfurt nur der Polin Anita Wlodarczyk (78,14 Meter) geschlagen geben. «Silber ist riesig!», sagte die Weltmeisterin von 2007, Europameisterin von 2010 und Olympia-Dritte von 2012. «Das war mein bester Wurf in diesem Jahr.» Bronze erkämpfte Hanna Skydan aus Aserbaidschan mit 73,83 Metern.

 

Julia Fischer musste sich mit 65,77 Metern nur der erneut überragenden Kroatin Sandra Perkovic geschlagen geben, die mit 69,97 Metern ihr viertes EM-Gold in Serie gewann. «Ich bin so glücklich, dass es geklappt hat. Die Männer können sich ein Beispiel an uns nehmen», sagte die Freundin von Diskus-Olympiasieger Robert Harting. Shanice Craft holte sich wie vor zwei Jahren in Zürich Bronze ab. Mit 63,89 Metern verwies die Mannheimerin ihre Dauerrivalin Nadine Müller vom SV Halle (62,63) auf den vierten Rang.

 

Mit Glück und Können landete Malaika Mihambo auf dem Bronze-Platz. Die 22-Jährige von der LG Kurpfalz sprang im Weitsprung-Finale 6,65 Meter weit. «Für mich war es sehr schwierig, der Wettkampf war sehr zäh», sagte die Studentin der Politikwissenschaften, die am Ende auch noch von einem Wadenkrampf geplagt war. «Deshalb bin ich einfach nur glücklich, dass ich es geschafft habe.»

 

Deutschlands Top-Sprinter Julian Reus erlebte dagegen die nächste Enttäuschung. Der Wattenscheider schied im Halbfinale über 200 Meter als Sechster in 20,83 Sekunden aus. «Irgendwie wollte es nicht schneller gehen. Ich muss das jetzt abhaken», sagte Reus.

 

Auch sein Vereinskollege Robin Erewa und Aleixo-Platini Menga aus Leverkusen schafften es nicht in den Endlauf. Am Vortag hatte 10,03-Sekunden-Sprinter Reus bereits das Finale über 100 Meter verpasst. «Heute Abend werde ich mich mit den Jungs zusammensetzen. Die werden schon dafür sorgen, dass ich morgen wieder mit Spaß auf die Bahn gehe», sagte Reus mit Blick auf die Staffel.

 

Churandy Martina konnte sich später nur kurz über sein vermeintliches Titel-Double freuen. Der von seinen Landsleuten zunächst gefeierte 100-Meter-Europameister aus den Niederlanden wurde nach seinem Sieg über 200 Meter wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert. Gold ging somit an den Spanier Bruno Hortelano.

 

Eine Stunde später jubelten die Holländer doch noch: Publikumsliebling Dafne Schippers krönte sich im 100-Meter-Finale in 10,90 Sekunden zu Europas-Sprintkönigin. Tatjana Pinto wurde in 11,33 Sechste.

 

Stabhochspringer Karsten Dilla scheiterte dreimal an 5,50 Metern - raus ohne Applaus. «Ich will es ungern auf den Wind schieben, aber es war heute nicht einfach. Das war ein bisschen eine Lotterie», erklärte der Leverkusener. Im Finale riss auch die Siegesserie von Überflieger Renaud Lavillenie: Mit einem Salto nullo katapultierte sich der Franzose, der zuvor drei EM-Titel hintereinander geholt hatte, überraschend selbst aus dem Medaillenkampf. Das erste EM-Gold für Polen in dieser Disziplin holte Robert Sobera mit 5,60 Metern. (DPA)