Portugal im EM-Halbfinale: Sieg im Elfmeterschießen

Die Portugiesen feiern ihren Sieg im Elfmeterschießen. Foto: Mohamed Messara
Die Portugiesen feiern ihren Sieg im Elfmeterschießen. Foto: Mohamed Messara

Elfmeter-Held Rui Patricio und Bayern-Neuzugang Renato Sanches lassen Portugal weiter vom ersten großen Titel träumen. Die Mannschaft um den erneut blassen Superstar Cristiano Ronaldo gewann das EM-Viertelfinale gegen Polen am Donnerstag in Marseille mit 5:3 im Elfmeterschießen. Nach 120 enttäuschenden Minuten hatte es 1:1 gestanden. Patricio parierte den vierten Schuss der Polen von Jakub Blaszczykowski.

Danach verwandelte Ricardo Quaresma, der Portugal schon im Achtelfinale gegen Kroatien mit einem Tor in der Verlängerung weitergebracht hatte, den letzten Elfmeter. Das Team spielt am kommenden Mittwoch gegen den Sieger der Partie Wales gegen Belgien bereits zum fünften Mal um den Einzug in ein EM-Finale.

 

Für die Polen war das erste Turnier-Tor von Robert Lewandowski zu wenig. Der Bayern-Stürmer hatte sein Team mit dem zweitschnellsten Treffer der EM-Geschichte schon in der 2. Minute in Führung gebracht. «Das tut weh. Wir haben gegen ein Team verloren, das zwar vielleicht mehr Ballbesitz hatte, aber nicht mehr Chancen. Das ist sehr enttäuschend», sagte der sichtlich geknickte Lewandowski. «Davon müssen wir uns jetzt erholen.»

 

Nach 33 Minuten antwortete sein künftiger Teamkollege Sanches. «Ich bin sehr glücklich. Jetzt haben wir eine Riesen-Herausforderung vor uns mit dem Halbfinale. Wir sind unserem Ziel wieder ein Stück nähergekommen, aber wir müssen weiter hart arbeiten», sagte der 18-Jährige.

Vier Spiele - null Tore. Diese mickrige EM-Bilanz löschte Lewandowski nach nur 100 Sekunden aus. Noch früher traf in der Turnier-Historie nur der Russe Dmitri Kiritschenko vor zwölf Jahren. Beim 2:1-Sieg gegen Griechenland brachte er sein Team damals schon nach 67 Sekunden in Führung.

 

Lewandowskis Treffer war ein dicker Patzer von Portugals Rechtsverteidiger Cédric Soares vorausgegangen. Kamil Grosicki hatte freie Bahn, seine flache Hereingabe verwandelte Lewandowski per Direktabnahme aus zehn Metern.

 

Das erste Turniertor beflügelte den Bundesliga-Torschützenkönig, über dessen bisherige Flaute in Frankreich schon gerätselt worden war. In der 17. Minute versetzte der Münchener im Strafraum seinen Gegenspieler Pepe, scheiterte aber an Portugals Torwart Rui Patricio.

 

Portugal wirkte durch den frühen Rückstand geschockt. Erst nach 25 Minuten kamen die Südeuropäer besser in die Partie. Als Antreiber tat sich vor allem Bayerns Millionen-Einkauf Sanches hervor, der zurecht zum «Man of the Match» gewählt wurde. Der Mittelfeldspieler krönte sein überzeugendes Startelf-Debüt bei dieser EM mit seinem ersten Länderspieltor, als er Polens Schlussmann Lukasz Fabianski mit einem Linksschuss von der Strafraumgrenze keine Chance ließ.

 

Mit 18 Jahren und 317 Tagen ist Sanches nun drittjüngster Torschütze der EM-Geschichte nach dem Schweizer Johan Vonlanthen und Englands Kapitän Wayne Rooney sowie der jüngste Spieler, der jemals in einem K.o.-Spiel bei EM-Turnieren getroffen hat.

 

Fünf Minuten zuvor hatte Superstar Ronaldo erstmals sein Können aufblitzen lassen. Der Rekordmann, der sein 19. EM-Endrundenspiel bestritt, scheiterte an Fabianski. Kurz darauf wurde der Stürmer vom Champions-League-Sieger Real Madrid im Strafraum von Polens Abwehrmann Michal Pazdan umgestoßen, doch der deutsche Schiedsrichter Felix Brych gab den von Ronaldo geforderten Elfmeter nicht.

 

Der dreimalige Weltfußballer agierte auch nach dem Wechsel glücklos. Dreimal tauchte Ronaldo in der gefährlichen Zone auf - dreimal vergab er kläglich und haderte danach mit sich. Von Polen war in der Offensive ebenfalls nur noch wenig zu sehen. Lediglich Arkadiusz Milik (69.) prüfte Patricio ernsthaft.

 

Ansonsten gab es vor beiden Toren keine Aufreger mehr. Für Unterhaltung sorgte lediglich ein Flitzer, der nach 108 Minuten auf den Platz stürmte. So kam es am Ende zum Showdown vom Punkt. (DPA)