Hilfe für Braunsbach: Kretschmann will Pflichtversicherung

Winfried Kretschmann. Foto: Bernd Weißbrod/ARCHIV
Winfried Kretschmann. Foto: Bernd Weißbrod/ARCHIV

Einen Monat nach den Unwettern mit Wasserfluten im Südwesten erhält der besonders betroffene Ort Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) für den Wiederaufbau Millionenhilfen des Landes. Die grün-schwarze Regierung bewilligte am Dienstag ein Sonderprogramm von 10,6 Millionen Euro im Nachtragshaushalt. Zugleich bekräftigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) seine Forderungen nach einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden.

So sollen sich die Menschen in Zeiten des Klimawandels mit möglicherweise immer schlimmeren Naturkatastrophen gegen Schäden besser rüsten.

 

Der Wiederaufbau der vom Unwetter zerstörten Gemeinde Braunsbach wird nach Einschätzung von Bürgermeister Frank Harsch bis zu fünf Jahre dauern. «Es wird nie wieder so sein, wie es war», sagte Harsch der Deutschen Presse-Agentur. Er will die Bürger am Wiederaufbau beteiligen - und den Platz im Ort für Neues nutzen. Bis zu 100 Millionen Euro könnten die Reparaturen an der öffentlichen Infrastruktur kosten, meinte er. «Es gibt keinen Ort, der das zahlen kann», sagte Harsch.

 

Dem Vernehmen nach ist auf Landesebene auch unter Beteiligung verschiedener Ministerien ein Wiederaufbaustab für Braunsbach geplant. Das Sturmtief «Elvira» hatte am 29. Mai vor allem über dem Norden und Osten Baden-Württembergs gewütet. Braunsbach wurde von einer Geröll- und Schlammlawine zerstört. Kleine Bäche waren zu reißenden Strömen angeschwollen. Acht Häuser mussten bereits abgerissen werden.

 

Angesichts der schweren Unwetterfolgen auch in anderen Teilen im Südwesten will Regierungschef Kretschmann seine Idee für eine Versicherungspflicht vorantreiben. Bedenken seien «leicht ausräumbar», sagte er. «Das kann so nicht weitergehen.» Durch die Versicherungspflicht für Elementarschäden sollen Bürger ähnlich wie beim Brandschutz oder bei Kfz besser abgesichert sein. Er werde sich im «Interesse des Gemeinwohls» in der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) weiter dafür einsetzen, sagte er. Dort hatte es zuletzt Zustimmung gegeben, zugleich aber europarechtliche Vorbehalte.

 

Es gehe nicht um ein staatliches Monopol der Versicherungen. «Die Leute können sich versichern, wo sie wollen», betonte Kretschmann. Er warnte vor Lobbyisten unter den Versicherern sowie vor den «marktradikalen» Vorgaben der EU, die gegen diese Initiative seien. Die EU solle sich zwar um Wettbewerbsgleichheit in Europa bemühen, aber nicht dort hineinregieren, wo es um die private Daseinsvorsorge der Menschen gehe, mahnte Kretschmann.

 

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte Kretschmanns Vorstoß Anfang des Monats kritisiert, weil er Anreize für Eigenvorsorge und Prävention in Gefahr sieht. GDV-Präsident Alexander Erdland hatte gesagt: «Wenn jeder Schaden in jedem Fall ersetzt wird, bleiben staatlicher und individueller Hochwasserschutz auf der Strecke. Die Folge: Schäden nehmen zu, Versicherungsbeiträge steigen.» (DPA/LSW)