Deutsch-polnische Feiern in Berlin und Warschau

Bundespräsident Joachim Gauck mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda anlässlich der Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags im Schloss Bellevue. Foto: Wolfgang Kumm
Bundespräsident Joachim Gauck mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda anlässlich der Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags im Schloss Bellevue. Foto: Wolfgang Kumm

Vor dem Hintergrund aktueller Unstimmigkeiten begehen Berlin und Warschau heute den 25. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags. Kanzlerin Angela Merkel empfängt zunächst den polnischen Präsidenten Andrzej Duda im Kanzleramt in Berlin, ehe Duda dann heimreist, um am Nachmittag in Warschau den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck zu begrüßen. Dort ist auch ein Gespräch mit der polnischen Ministerpräsidentin Beata Szydlo geplant.

Außerdem will Gauck bei der Konferenz «Worauf die Zukunft Europas bauen?» eine Rede halten.

 

Die deutsch-polnische Aussöhnung sei «Beispiel für Europa und die Welt», sagte Duda am Donnerstag in Berlin bei einer Podiumsdiskussion mit Gauck zum 25. Jahrestag des Nachbarschaftsvertrags. Deutschland und Polen öffneten an diesem Jahrestag «ein neues Kapitel, wo wir noch enger, mit noch mehr Integration und noch mehr gegenseitigem Verständnis zusammenarbeiten», ergänzte Duda.

 

Europa stehe vor sehr ernsthaften Herausforderungen, sagte Duda. Misstrauen und Vorurteile dürften nicht überhand gewinnen. «Wir müssen alles Mögliche unternehmen, dass es zu einer Teilung nicht kommt», ergänzte er, ohne die in der kommenden Woche anstehende Volksabstimmung in Großbritannien über einen Ausstieg aus der EU anzusprechen. «Ein geteiltes Europa heißt eine Niederlage der europäischen Idee.» Auch das Flüchtlingsproblem, über das es vor allem Streit mit Deutschland gibt, müsse im Geiste der Einheit gelöst werden. «Europa kann es sich nicht leisten, Vertrauen zu verlieren», warnte Duda.

 

Duda machte sich für eine Überwindung der Unstimmigkeiten zwischen Berlin und Warschau stark. «Wir werden gemeinsam immer mehr erreichen. Getrennt verlieren wir alles», sagte der Präsident zum deutsch-polnischen Verhältnis. Notwendig sei dafür ein offenes, aufrichtiges Gespräch ohne Tabuthemen, das die gegenseitige Achtung der Persönlichkeit des anderen und die gleiche Behandlung der Rechte beinhalte. «Beleidigende Vorurteile und historische Lügen sollten für gemeinsamen Widerstand sorgen», sagte Duda.

 

Bei den Treffen am Freitag dürfte es neben den harten politischen Themen auch um den Ausgang des deutsch-polnischen EM-Vorrundenspiels vom Donnerstagabend gehen. Deutschland und POlen hatten sich mit einem torlosen Unentschieden getrennt und hoffen nunmehr mit jeweils vier Punkten auf dem Konto auf ein Weiterkommen in das Achtelfinale.

 

Der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Paul Ziemiak, kritisierte die Haltung der Deutschen zum Nachbarn Polen als nachlässig und überheblich. «Wir müssen uns viel mehr anstrengen, damit die Freundschaft zwischen Deutschland und Polen lebendiger wird», sagte der polnischstämmige Ziemiak der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

 

«Wir haben uns angenähert, uns ausgesöhnt und verstehen uns heute besser», meinte Ruprecht Polenz (CDU), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, in der «Passauer Neuen Presse» (Freitag) zur Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen in den vergangenen 25 Jahren. Zu den derzeitigen Misstönen zwischen Berlin und Warschau sagt der Osteuropa-Experte: «Zu jeder normalen Beziehung gehören Probleme und auch Streit. Die deutsch-polnischen Beziehungen sind gut. Das war nicht immer so.» (DPA)