Europäische Wirtschaft setzt auf Juncker-Besuch in Russland

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will zum Wirtschaftsforum nach St. Petersburg reisen und dort Russlands Präsidenten Wladimir Putin treffen. Hier sind die beiden 2012 in Moskau zu sehen. Foto: Yuri Kochetkov/Archiv
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will zum Wirtschaftsforum nach St. Petersburg reisen und dort Russlands Präsidenten Wladimir Putin treffen. Hier sind die beiden 2012 in Moskau zu sehen. Foto: Yuri Kochetkov/Archiv

Europäische Firmen erhoffen sich vom Wirtschaftsforum in St. Petersburg (SPIEF) eine Annäherung mit Russland. «Ungeachtet aller Probleme sitzen wir auf demselben Kontinent», sagte Geschäftsführer Frank Schauff von der Vereinigung Europäischer Unternehmen (AEB) in Russland. Die Unternehmen begrüßten nach zwei Jahren politischer Konflikte zwischen Russland und der EU den geplanten Besuch von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

 

Die Großveranstaltung findet von 16. bis 18. Juni in der Heimatstadt von Präsident Wladimir Putin statt. «Aus unserer Sicht ist der Besuch von Juncker wichtig», sagte Schauff der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Das letzte Treffen eines EU-Kommissionschefs mit Putin liege fast drei Jahre zurück. Nach russischen Angaben wird auch der für Digitalwirtschaft zuständige EU-Kommissar Günther Oettinger in der Zarenstadt erwartet.

 

Wegen der russischen Übergriffe auf die Ukraine seit 2014 hat die EU Sanktionen verhängt, über deren Verlängerung Ende Juni entschieden wird. Einige EU-Staaten kritisieren Junckers Russland-Reise als zu großes Entgegenkommen gegenüber dem Kreml. Die USA werden nach Angaben ihres Außenministeriums politisch nicht vertreten sein und raten US-Firmen von einer Teilnahme am SPIEF ab.

 

Russlands Wirtschaftskrise habe nur zum Teil mit den Sanktionen zu tun, sagte Schauff. Hauptfaktor sei der niedrige Ölpreis. Den Konjunkturdaten nach sei aber die Talsohle wohl bald erreicht. «Wir nehmen an, dass sich die Lage gegen Ende des Jahres bessert.» Trotzdem werde die Wirtschaft erst 2017 wieder leicht wachsen. Der Markt bleibe wahrscheinlich über die nächsten Jahre schwierig.

 

Die ausländischen Direktinvestitionen seien in den letzten Jahren gesunken. Wegen der Sanktionen sei «das politische Risiko für viele Firmen schwer zu berechnen». Aber auch Russland habe die Spielregeln für ausländische Investitionen geändert. Das Land setze darauf, Importe durch eigene Produkte zu ersetzen, sagte Schauff.

 

Die Vereinigung Europäischer Unternehmen (Association of European Businesses) vertritt 550 meist größere europäische Firmen in Russland. (DPA)