Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck ist tot

Der Gründer der Hilfsorganisationen Cap Anamur, Rupert Neudeck. Foto: Rainer Jensen/Archiv
Der Gründer der Hilfsorganisationen Cap Anamur, Rupert Neudeck. Foto: Rainer Jensen/Archiv

Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck, ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 77 Jahren im Raum Köln an den Folgen einer Herzoperation, wie Cap-Anamur-Geschäftsführer Bernd Göken berichtete. Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel würdigten Neudeck als Vorbild für Mitmenschlichkeit. Neudecks Lebensthema war das Schicksal von Flüchtlingen. 1979 gründete er Cap Anamur und 2003 das Friedenskorps Grünhelme.

 

Mehr als 10 000 vietnamesische Boat People retteten die Aktivisten von Cap Anamur in den 80er Jahren aus dem Chinesischen Meer. Neudecks Engagement ließ bis zuletzt nicht nach: So forderte er in der aktuellen Flüchtlingsdebatte den Einsatz der deutschen Marine und eine langfristige Seenotrettung im Mittelmeer.

 

Politiker und Weggefährten würdigten die Verdienste des Flüchtlingshelfers. «Er hat gesehen und gehandelt - und das ein Leben lang», betonte Bundespräsident Joachim Gauck in seinem Kondolenzschreiben. Neudecks Arbeit sei ein Beispiel dafür, wie viel Gutes ein Einzelner anstoßen und bewirken könne. «Er wird uns immer ein Vorbild bleiben», schrieb Gauck.

 

Kanzlerin Merkel würdigte Neudeck als «weltweit geachteten Aktivisten für Menschenrechte und Humanität». Er sei ein wahres Vorbild an gelebter Mitmenschlichkeit gewesen. Für Peter Altmaier (CDU), den Flüchtlingsbeauftragten der Bundesregierung, war Neudeck «seiner Zeit voraus» und gleichzeitig Mahner für die Zukunft. Als «Kämpfer für die internationale Gerechtigkeit» bezeichnete ihn der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. «Das soziale und friedenpolitische Engagement in Deutschland und der Welt hat mit Rupert Neudeck eine ihrer Leitfiguren verloren.»

 

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) twitterte: «Rupert Neudeck hat vielleicht das Größte geleistet, was ein Mensch überhaupt tun kann: Menschenleben retten.» Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nannte ihn «ein starkes Vorbild». Die beiden Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter hoben hervor: «Rupert Neudeck hinterlässt der Welt die Verantwortung, seinen Einsatz für Geflüchtete fortzusetzen.»

 

Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff, ein enger Freund und Weggefährte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Er war ein Heiliger unserer Tage. Bei Rupert Neudeck war Reden und Handeln eine Einheit. Es gibt für ihn keinen Ersatz.»

 

Neudeck stammte aus Danzig und war als Kind in den Westen geflüchtet, wo er später studierte. Mit seiner Frau Christel lebte er bescheiden in Troisdorf bei Bonn. «Wir werden zeitlebens nicht loskommen von der schönen Bürde, Eltern von Cap Anamur und den Grünhelmen zu sein», sagte er 2014 zu seinem 75. Geburtstag der dpa.

 

Die Grünhelme gründete der gläubige Christ auch als Reaktion auf den 11. September 2001. Christen und Muslime arbeiten in der Organisation zusammen, errichten gemeinsam Schulen, auch in muslimischen Ländern wie Afghanistan. Für den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime und Mitbegründer der Grünhelme, Aiman Mazyek, war Neudeck jemand, der immer schon den Flug ins Krisengebiet gebucht hatte, «wo andere noch an schönen Worten feilten».

 

Sorge bereitete Neudeck, dass es zuletzt zunehmend schwieriger wurde, Helfer zu finden, die auch ein gewisses Risiko eingingen: «Wir leben in einer Gesellschaft, in der Sicherheit immer mehr vor Freiheit geht.» (DPA)