Vernetzt und kabellos: Digitalisierung des Fahrrads

Digitaler Schlüssel: Das Fahrradschloss der Firma BitLock lässt sich mit einer App auf dem Smartphone öffnen. Foto: BitLock
Digitaler Schlüssel: Das Fahrradschloss der Firma BitLock lässt sich mit einer App auf dem Smartphone öffnen. Foto: BitLock

Bei Fahrerassistenzsystemen denken viele ans Auto. Doch auch bei den Fahrrädern hat die Vernetzung eingesetzt. Unproblematisch ist die Digitalisierung beim Zweirad nicht. Viele angebotene Lösungen haben laut Gunnar Fehlau vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f) in Göttingen zwar einen hohen Anspruch, sind aber noch nicht ausgereift. Beispiel Navigation: Es gebe bereits einige Apps fürs Smartphone mit weltweitem Kartenmaterial für um die 30 Euro.

Doch die Qualität sei oft durchwachsen, wenn etwa Wege angezeigt würden, die es nicht mehr gibt. «Den Komfort wie beim Auto haben wir noch lange nicht», sagt Fehlau.

 

«Im Bike-Bereich stehen wir vor der Herausforderung, dass es eine unglaubliche Anzahl an Feld- und Fahrradwegen, Pfaden et cetera gibt, die neben dem normalen Straßennetz eine Relevanz für die Radfahrer haben», erläutert Peter Weirether vom Navi-Hersteller Garmin.

 

Die Vernetzung hat auch die Schlösser erreicht. Dabei dient in der Regel eine Handy-App als Schlüssel. Sie verbindet sich per Bluetooth mit dem vernetzten Schloss und kann es öffnen. Die britische Firma BitLock sieht in ihrem Schloss auch ein Mittel zum Bikesharing, denn über die App können andere Nutzer autorisiert werden, das Schloss ebenfalls zu entriegeln. Fehlau ist skeptisch: «Einem digitalen Schloss würde ich nie vertrauen.» Hacker könnten auf den Plan treten.

 

Und: Ist der Handyakku leer, lässt sich das Schloss nicht mehr ohne weiteres entriegeln. Bereits auf dem Markt ist ein USB-Ladegerät von Siva Cycle zur Montage am Rahmen, das Drehmoment an der Achse abgreift und in Strom verwandelt.

 

Andere Systeme lösen zwar das Batterieproblem nicht, gehen aber in eine Richtung, die man vom Auto kennt: Garmin bietet sein 300 Euro teures Varia Radar an: Über den mit einer Radareinheit vernetzten Fahrradcomputer bekommt der Radler angezeigt, wenn sich von hinten Fahrzeuge nähern - bis zu einer Distanz von 140 Metern.

 

Eine Art Head-up-Display hat Garmin ebenfalls im Programm. Es wird an der Radbrille befestigt und zeigt gekoppelt mit dem Radcomputer Hinweise etwa zu Navigation, Schnelligkeit oder Herzfrequenz an. Ein Konkurrenzprodukt für sportlich ambitionierte Radler ist die Smart-Brille Recon Jet mit GPS, WLAN, Bluetooth- und Funkschnittstelle. Garmin-Manager Weirether sieht in solchen Lösungen einen Beitrag zur Fahrsicherheit: Unterwegs müsse man nicht mehr «ständig den Blick auf den Computer senken».

 

Der Fahrradhersteller Bulls hat auf der Eurobike 2015 einen E-Bike-Prototypen mit einer sogenannten On-Board-Unit vorgestellt. Sie beherrscht Bluetooth, GPS und hat eine SIM-Karte. Sensoren können einen Unfall erkennen, wenn das Rad liegt und setzen im Notfall eine SMS ab, die Ortungsdaten enthält. Oder sie registrieren Verschleiß an Bremse, Antrieb und Akkus. Alle Bestandteile des vernetzten Fahrrads seien ab kommendem Jahr verfügbar, verspricht Bulls. (DPA/TMN)