Bayerns Millionen-Transfercoup: Hummels und Sanches kommen

Mats Hummels spielt in der nächsten Saison für den FC Bayern. Foto: Guido Kirchner
Mats Hummels spielt in der nächsten Saison für den FC Bayern. Foto: Guido Kirchner

Mit dem Multi-Millionen-Zugang von Weltmeister Mats Hummels hat der FC Bayern die Bundesliga-Machtverhältnisse zementiert und an einem denkwürdigen Transfer-Tag der europäischen Konkurrenz auch noch den begehrten 18-jährigen Portugiesen Renato Sanches weg-geschnappt. Noch bevor um 12.30 Uhr der Hummels-Deal mit Borussia Dortmund als perfekt gemeldet wurde, hatte der Fußball-Rekordmeister den Youngster als Neuzugang präsentiert.

Entschlossenheit gepaart mit Finanzpower unterstrichen die Münchner mit ihrem Transfer-Double im Volumen von womöglich mehr als 100 Millionen Euro - an nur einem Tag!

 

35 Millionen Euro werden für Sanches an Benfica Lissabon überwiesen, dazu kommen noch erfolgsabhängige Prämien von bis zu 45 Millionen, wie die Portugiesen mitteilten. Hummels kostet dem Vernehmen nach 38 Millionen Euro. Beide Profis erhalten Fünfjahresverträge bis 2021.

 

Nach dem dritten Halbfinal-Aus in der Champions League in Serie wird unter Coach Carlo Ancelotti der nächste Angriff in der Königsklasse gestartet - mit dem noch einmal veredelten Kader unterstrichen die angestachelten Bayern ihre Final-Ambitionen 2017 schon im Mai 2016.

 

Vor allem Hummels und Jérôme Boateng als Weltmeister-Abwehr könnten dann den Ausschlag geben. «Mats ist einer der besten Innenverteidiger der Welt, mit ihm können wir die Qualität unserer Mannschaft nochmals steigern», sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in einer knappen Mitteilung. Vor der Vertragsunterschrift muss der 27 Jahre alte Profi noch den obligatorischen Medizincheck absolvieren.

 

Nach Mario Götze und Robert Lewandowski lockten die Bayern damit schon den dritten BVB-Star innerhalb weniger Jahre an die Isar - das DFB-Pokalfinale gegen die Borussia und Hummels am 21. Mai in Berlin wird dadurch noch brisanter. Die Borussen-Bosse, die erste Pfiffe von der Tribüne gegen Hummels schon jüngst nach Bekanntwerden des Wechselwunsches vernommen hatten, bemühten sich um Deeskalation. «Ich möchte betonen, dass er sich uns gegenüber zu jedem Zeitpunkt offen und fair verhalten hat», sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

 

Hummels dankte seinen BVB-Mitspielern und Vereinsverantwortlichen und schrieb bei Facebook, der Weggang aus Dortmund sei die «bisher schwierigste Entscheidung in meinem Leben» gewesen. Jüngst hatte er bereits erzählt, vor dem Schlafengehen täglich lange wach zu liegen und über seine Zukunft zu grübeln. «Mir ist klar, dass es manchen schwerfallen wird meine Entscheidung nachzuvollziehen. Aber nach achteinhalb wirklich großartigen Jahren in Dortmund war es an der Zeit für mich, nochmal etwas Neues auszuprobieren», schrieb er.

 

Dem Vernehmen nach sorgte er für die zweithöchste Transfersumme, die je für einen Profi mit noch einem Jahr Vertragslaufzeit bezahlt wurde. Barcelona ließ sich Neymar 2013 57 Millionen Euro kosten.

 

Für Hummels schließt sich auch ein Kreis, wurde er doch als Teenager in den diversen Jugendteams der Münchner ausgebildet. 2007 machte er sogar ein Bundesliga-Spiel für die Bayern, ehe er 2008 zunächst auf Leihbasis nach Dortmund ging. 2009 gaben ihn die Münchner für 4,2 Millionen Euro dann endgültig ab. «Wir hätten ihn niemals verkaufen dürfen», klagte danach sein Entdecker und Förderer Hermann Gerland, inzwischen Co-Trainer beim Branchenprimus. «Ich habe immer gesagt, dass Mats eine Bombe wird.» Zwei Meistertitel (2011, 2012), ein DFB-Pokalsieg (2012) und der WM-Titel (2014) sprechen für sich.

 

Die Verpflichtung des Abwehr-Stars nährt die Vermutung, wonach Medhi Benatia nach zwei nicht zufriedenstellenden Spielzeiten verkauft werden soll. Der Marokkaner war 2014 für 28 Millionen Euro vom AS Rom gekommen, dann aber mehr durch Verletzungen als durch Leistung aufgefallen. Auch ein Verbleib von Ex-BVB-Profi Götze, der ein Jahr zuvor 37 Millionen Euro gekostet hatte, ist unwahrscheinlich.

 

Die Bayern bauen auf andere. Thomas Müller, Manuel Neuer, David Alaba, Boateng und Javi Martínez haben Verträge bis 2021. Auch Douglas Costa (2020), Robert Lewandowski und Arturo Vidal (beide 2019) stehen noch mindestens drei Jahre unter Kontrakt.

 

Und nun eben auch Hummels und Sanches. Während der Weltmeister in den vergangenen Jahren in die Weltspitze vorgestoßen ist, steht Sanches noch ganz am Anfang seiner Karriere. Erst Ende Oktober 2015 feierte er seinen Einstand im ersten Team von Benfica, avancierte aber schnell zum Publikumsliebling. Zwei Tore in 34 Pflichtspielen, zwei starke Partien in der Champions League gegen die Bayern, zwei Einsätze im Nationalteam und die erwartete Nominierung für die EM in Frankreich illustrieren, warum er auf den Wunschlisten von Clubs wie Real Madrid, FC Barcelona und Manchester United stand.

 

Laufbereitschaft, Zweikampfstärke, eine gute Technik und eine starke Persönlichkeit zeichnen den Profi mit den Rastazöpfchen aus, der am Montagabend von portugiesischen Journalisten als «Entdeckung der Saison» ausgezeichnet worden war. «Er ist bei Weitem einer der besten jungen Spieler in Europa», hatte Bayern-Coach Pep Guardiola den Youngster bereits gelobt. «Er hat eine große Zukunft vor sich.» (DPA)