Altes Blech frisch aus der Fabrik - Oldtimer-Restauration

Rückblick mit Zukunft: Porsche Classic versorgt alle Autos, deren Produktionsende mehr als 15 Jahre zurückliegt. Auch der Nachbau von Ersatzteilen sowie Service und Wartung werden angeboten. Foto: Markus Scholz
Rückblick mit Zukunft: Porsche Classic versorgt alle Autos, deren Produktionsende mehr als 15 Jahre zurückliegt. Auch der Nachbau von Ersatzteilen sowie Service und Wartung werden angeboten. Foto: Markus Scholz

Der Motor spuckt, stottert und läuft irgendwie unrund. Wo steckt das Problem? Zündung, Vergaser oder Kraftstoffleitung? Ein Diagnosestecker zum Fehlerauslesen fehlt. Mancher Mechatroniker mag bei so viel alter Technik ahnungslos den Kopf schütteln. Denn nur noch wenige Kfz-Betriebe kennen sich umfassend mit Vergaser, Mechanik und Chrom aus, oder es fehlt ihnen an Ersatzteilen. Darauf reagieren nicht nur Spezialbetriebe, sondern auch immer mehr Hersteller.

Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Lamborghini und VW haben längst erkannt, dass sich mit altem Blech gutes Geld verdienen lässt. Sie lassen Ersatzteile nachbauen und bieten über Händler auch Service und Wartung an - bis hin zu vollständigen Restaurationen.

 

Bei Mercedes gibt es zum Beispiel eine umfassende Ersatzteilversorgung für Modelle ab Mitte der 1950er Jahre, bei Audi für Modelle ab 1980. In der Regel werden die Traditionsabteilungen erst ab 15 Jahre nach dem Auslaufen des Modells aktiv und steigern dann im Lauf der Jahre das Angebot von Ersatzteilen. BMW Classic offeriert für seine historischen Modelle derzeit etwa 55 000 Teile, jährlich kommen etwa 500 neue hinzu. Die Originalteile lassen Hersteller wie Mercedes nach den Zeichnungen und Standards aus der jeweiligen Zeit fertigen.

 

Einzelne Mercedes-Betriebe widmen sich gezielt den Klassikern. Seit 2015 gibt es den Verbund Classic Partner. Als Partner können sich Betriebe bewerben, die eine bestimmte Werkstattausstattung, Spezialwerkzeug, Literatur und ein besonderes Verständnis von der Funktionsweise auch solcher Bauteile und -gruppen haben, die nicht mehr zum aktuellen Programm gehören.

 

Viele Händler und Niederlassungen bieten auch komplette Restaurierungen an. «Entscheidend sind aber auch Erfahrung und gelebte Praxis, vor allem von solchen Mitarbeitern, die bereits vor 20 oder sogar mehr Jahren an den Fahrzeugen gearbeitet haben, als diese noch Teil des Alltags und keine Objekte von Sammlern waren», sagt Dietmar Göllner von Mercedes-Benz Tradition.

 

Porsche Classic ist für die Versorgung aller Fahrzeuge zuständig, deren Produktionsende mehr als 15 Jahre zurückliegt. So baut man zum Beispiel die Armaturentafel des 911 aus den Baujahren 1969 bis 1975 nach. Porsche bietet seit mehr als 30 Jahren weltweit Services für klassische Fahrzeuge an. 2013 etablierte das Unternehmen zertifizierte Classic-Partner.

 

«Jedes Porsche-Zentrum kann generell klassische Porsche-Fahrzeuge warten und reparieren», sagt Ingo Frenkel, Leiter des Kundenzentrums bei Porsche. Weltweit gibt es derzeit 27 Porsche-Classic-Partner in 15 Ländern. Die Partner bieten neben Wartung und Reparatur auch Restaurierungen an.

 

Auch Zulieferer wie der Getriebehersteller ZF oder Bosch haben das Geschäft mit historischen Autos für sich entdeckt. «Wir fertigen nach Kundenwünschen Getriebe oder Ersatzteile nach, prüfen jede Nachfrage», sagt Janine Vogler von ZF.

 

Die BMW Group Classic begann 2008 mit der Wartung, Reparatur und Restaurierung von Kundenfahrzeugen. «Grundsätzlich kann jeder BMW-Händler klassische Fahrzeuge warten und reparieren», sagt Georg Blumoser von der BMW Group Classic. Es sei von den einzelnen Werkstätten abhängig, ob noch das benötigte Spezialwerkzeug, Know-how und auch der Wille der Geschäftsleitung vorhanden ist.

 

Bei einer kompletten Restaurierung würde es bei den Händlern meist schwierig, oft fehlt es in den Werkstätten an Platz, ein Fahrzeug über Monate stehen zu lassen. «Deshalb haben wir in den USA Stützpunkthändler im Pkw-Bereich sowie in Deutschland im Motorradbereich eingeführt. Dieses Jahr sollen 30 Stützpunkthändler für Autos in Deutschland hinzukommen», sagt Blumoser. (DPA/TMN)