Wartelisten: Große Nachfrage nach Bankschließfächern

Schließfächer in einer Filiale einer Bank in Magdeburg. Foto: Jens Wolf/Archiv
Schließfächer in einer Filiale einer Bank in Magdeburg. Foto: Jens Wolf/Archiv

Die Nachfrage nach Schließfächern bei Banken und Sparkassen boomt - manche Kunden müssen sich inzwischen gedulden. «Vor allem in Städten ist die Nachfrage größer als das Angebot», sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) der Deutschen Presse-Agentur. «Schließfächer sind seit geraumer Zeit gefragt», ergänzte ein Sprecher des Bankenverbandes BdB. Bei einigen Instituten gebe es Wartelisten.

 

 

Ein Grund für den Run auf Banktresore könnte die Sorge vor Diebstahl sein. Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland soll 2015 auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren gestiegen sein. Weitere Gründe könnten die Diskussion um die Einführung einer Obergrenze für Bargeldzahlungen und die Abschaffung des 500 Euro-Scheins sowie die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sein, vermutete der DSGV-Sprecher.

 

Die EZB hat im Kampf gegen Konjunkturschwäche und Mini-Inflation nicht nur den Leitzins auf Null gesenkt, sondern auch den Strafzins erhöht, der fällig wird, wenn Institute bei der Notenbank Geld parken.

 

Der BdB hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass von deutschen Sparern bald auf breiter Front Strafzinsen für ihre Einlagen verlangt werden. Der Wettbewerb in der Branche sei so hart, dass Privatkunden mit Negativzinsen «auf breiter Front, auf breiter Fläche» nicht zu rechnen hätten, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer jüngst.

 

Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret befürchtet dagegen, dass Finanzinstitute die Belastungen durch Niedrigzinsen weitergeben könnten, wie er in einem Interview sagte. Er hält auch Negativzinsen für Konten von Privatkunden für möglich.

 

Allerdings ist auch ein Bankschließfach nicht kostenlos. Nach Angaben des BdB kostet es im Schnitt ab etwa 30 Euro im Jahr. Ob die Bundesbürger in den Tresoren Bargeld, Schmuck, Gold oder wichtige Unterlagen lagern, ist wegen des Bankgeheimnisses nicht bekannt.

 

Doch auch daheim scheinen die Deutschen ihr Geld besser schützen zu wollen. Der «Tagesspiegel am Sonntag» zitiert aus Zahlen der Zertifizierungsgesellschaft European Certification Body, nach denen in den vergangenen zwölf Monaten 27 Prozent mehr Tresore an Privatkunden verkauft wurden. Für Nachfragen war die Gesellschaft am Wochenende nicht zu erreichen. Der Vertriebschef des Herstellers Burg Wächter, Dietmar Schake, sagte dem Blatt: «Der Niedrigzins und der daraus resultierende Grund, Gold oder größere Summen im eigenen Safe zu deponieren, sind für einige sicher ein Beweggrund für den Tresorkauf.» (DPA)