Weltmeister setzt mit 4:1 Zeichen gegen Italien

Die DFB-Mannschaft hat ihren zweiten Länderspieltest bestanden: Gegen Italien wurde die 2:0-Führung zum Sieg ausgebaut. Foto: Sven Hoppe
Die DFB-Mannschaft hat ihren zweiten Länderspieltest bestanden: Gegen Italien wurde die 2:0-Führung zum Sieg ausgebaut. Foto: Sven Hoppe

Der Weltmeister hat mit einem strahlenden Jubilar Mario Götze ein imposantes Zeichen für die EM gesetzt. Mit neuer Aufstellung, einer verbesserten Einstellung und guten taktischen Varianten fertigte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft Angstgegner Italien verdient mit 4:1 (2:0) ab. Damit sicherte sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw den ersten Sieg gegen die Squadra Azzurra seit mehr als 20 Jahren.

 

 

Toni Kroos (24. Minute), der beim FC Bayern auf der Bank versauernde Angreifer Götze (45.), Kölns Jonas Hector (59.) und Mesut Özil (75./Foulelfmeter) erzielten die Tore in der nicht ausverkauften Münchner Arena. Die beiden ersten Treffer bereitete der in seinem 70. Länderspiel erstmals als Kapitän aufgelaufene Thomas Müller vor 62 653 Zuschauern vor. Mit dem Ehrentreffer für die Gäste verhinderte Stephan El Shaarawy (83.) den höchsten deutschen Erfolg im 33. Duell mit Italien. «Heute hat alles gepasst, alle haben gearbeitet. Wir haben das sehr gut umgesetzt. Das brauchen wir, wenn wir im Sommer was gewinnen wollen», lobte Verteidiger Mats Hummels.

 

Anders als beim 2:3 gegen England in Berlin blieb die deutsche Elf im letzten Test vor der Nominierung des vorläufigen EM-Kaders am 17. Mai nach einer Führung konzentriert und feierte den Prestigeerfolg. «Gegen England hat mir am Ende die Überzeugung und die letzte Leidenschaft gefehlt. Heute war wichtig, dass wir das auch mal in einem Testspiel zeigen», kommentierte Löw erfreut. «Das war ein Spiel, was wir gewinnen wollten, in dem wir vielleicht ein bisschen was gut machen wollten», berichtete auch Kroos.

 

Hinten stand die Dreierkette um Mittelmann Shkodran Mustafi sicher. Auch die spielstarke Doppel-Sechs mit Kroos und Özil bewährte sich. Glücklichster Akteur des Abends war WM-Held Götze, der sein 50. Länderspiel mit dem befreienden 17. Tor krönte - und das auch noch mit einem Kopfball gegen die düpierten italienischen Abwehrrecken. «Das Vertrauen des Trainers hat mir sehr viel gegeben. Ich hab's genossen», bekannte Götze, der klarstellte: «Wir wollten nach dem England-Spiel unbedingt noch mal ein Zeichen setzen!» Löw lobte sein bisheriges Sorgenkind: «Ich hoffe, dass ihm das Spiel ein bisschen Selbstbewusstsein gibt für die nächsten Wochen.»

 

Die technische Versiertheit von Özil und Kroos taten dem gegen England noch lahmenden Aufbauspiel der auf fünf Positionen veränderten DFB-Elf ebenso gut wie die ständigen Positionswechsel des Sturmtrios. Müller, Götze und der agile Julian Draxler präsentierten sich enorm lauffreudig und flexibel. Vor allem der von der Kapitänsbinde beflügelte Müller zeigte sich einsatzstark, nachdem der Bayern-Star im Nachgang des England-Spiels noch eingestanden hatte, den «Testspielcharakter» bei der Pleite nicht abgeschüttelt zu haben.

 

Da war es fast bezeichnend, dass Müller auch die verdiente deutsche Führung einleitete. Nach einer scharfen Hereingabe des Lokalmatadors wehrte Italiens Verteidiger Leonardo Bonucci den Ball nur unzureichend in die Mitte ab. Kroos ließ sich die Gelegenheit von der Strafraumgrenze nicht entgehen und traf per platziertem Flachschuss wie schon drei Tage vorher gegen England zur 1:0-Führung.

 

Hinten wurde es bis Mitte der zweiten Halbzeit kaum einmal gefährlich, der für den erkrankten Manuel Neuer ins deutsche Tor gerückte Marc-André ter Stegen blieb in seinem fünften Länderspiel lange beschäftigungslos. Mit einigen riskanten Aktionen als mitspielender Torwart sorgte er zwar für Stimmung auf den Zuschauerrängen, halten musste der Keeper des FC Barcelona allerdings bis zur 68. Minute und einer Chance durch Simone Zaza gar nichts.

 

Auch deshalb, weil die Italiener sich nur höchst selten nach vorn trauten. Die langen Bälle blieben gegen Mustafi und Hummels erfolglos, der kleine Techniker Insigne strahlte noch die meiste Gefahr aus. Gefährliche Aktionen verzeichnete aber ausschließlich Löws Team, dem noch vor der Pause der zweite Treffer gelang.

 

Nach Özil-Pass kam Müller an den Ball und flankte auf seinen nur 1,76 Meter großen Teamkollegen Götze, der per Kopf einnetzte. Eine knappe Viertelstunde später präsentierte sich der 23-Jährige fast schon wieder in weltmeisterlicher Verfassung, als er das 3:0 sehenswert einleitete. Nach Götzes Pass spielte Draxler seine Geschwindigkeit gegen die Italiener aus und bediente Hector mit einem präzisen Pass. Der Außenverteidiger hatte keine Mühe, sein erstes Länderspieltor zu erzielen. Eine Art krönender Moment des Abends auch für Götze, den der WM-Finaltorschütze von 2014 anschließend bei seiner Auswechselung unter dem großen Jubel der Zuschauer auskosten konnte.

 

Seine Teamkollegen hatten derweil noch immer nicht genug. Ein Foul von Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon an Sebastian Rudy ahndete der österreichische Referee Oliver Drachta zu Recht mit einem Strafstoß, den Özil souverän verwandelte. Die Hoffnung auf den höchsten Sieg eines deutschen A-Nationalteams gegen Italien zerstörte El Shaarawy, der kurz vor Schluss aus 20 Metern abzog. Gegen den von Antonio Rüdiger abgefälschten Schuss war ter Stegen machtlos. (DPA)