Wenn zwei Karriere machen: Jobsuche mit Dual Career Services

Welche Arbeitgeber gibt es in der Region? Als Andrea Meyn nach Karlsruhe zog, half ihr Felicitas Thönnessen (r) vom Dual Career Service am Karlsruher Institut für Technologie, einen neuen Job zu finden. Foto: Uli Deck
Welche Arbeitgeber gibt es in der Region? Als Andrea Meyn nach Karlsruhe zog, half ihr Felicitas Thönnessen (r) vom Dual Career Service am Karlsruher Institut für Technologie, einen neuen Job zu finden. Foto: Uli Deck

Andrea Meyn hatte keine leichte Wahl, als ihr Mann einen Ruf als Professor an das renommierte Karlsruher Institute of Technology KIT bekam. Sie ist promovierte Geoökologin und arbeitete bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes in Bonn. Meyn wollte ihre Karriere bei einem Umzug nicht aufgeben. «Das war ein wichtiges Thema bei der Entscheidung zum Wechsel», sagt sie heute. Ihre Familie mit den drei Kindern lebt bereits seit mehreren Jahren in Karlsruhe.

Daher wurde der Dual Career Service der Hochschule rasch tätig - eine Stelle, die die Partner der neuen Mitarbeiter bei der Jobsuche unterstützt.

 

«Dort wurde ich gebeten, ein Kompetenzprofil zu erstellen», erzählt Meyn. Daraus entwickelten sich Ideen für potenzielle Arbeitgeber. «Wir vermitteln keine Jobs, aber wir sind Türöffner zu Unternehmen, Instituten und auch in der Hochschule», sagt Felicitas Thönnessen vom Dual Career Service. Die Stelle, die im Präsidialstab der Hochschule angesiedelt ist, hat ein Netzwerk in der Region. Dort wird nach geeigneten Stellen für die Partner, «in den allermeisten Fällen Frauen», gesucht.

 

Das Thema Doppelkarriere wird immer wichtiger, sagt die Karriereberaterin Doris Brenner. «An zahlreichen Hochschulen gibt es bereits Dual Career Services, auch viele Unternehmen treiben das Thema voran.» Und das liegt im Interesse der Arbeitgeber: «Man will nicht nur die besten Fach- und Führungskräfte gewinnen - man will auch, dass sie möglichst lange bleiben.» Das könne nur funktionieren, wenn auch der Partner einen adäquaten Job am neuen Ort findet.

 

In der Regel hätten die Partner der angeworbenen Fachleute selbst einen oder zwei Studienabschlüsse und verfügten über Berufserfahrung, sagt Kathrin Silber, die das Dual Career Center in der Region Stuttgart leitet. «Daher sind sie für den Arbeitsmarkt gut qualifiziert.» Oft gehe es auch um einen Wiedereinstieg eines Partners nach der Elternzeit oder um eine berufliche Umorientierung.

 

Andrea Meyn war noch mitten in der Elternzeit mit ihrem jüngsten Kind, als der Wechsel nach Karlsruhe anstand. «Schon lange bevor ich in den Mutterschutz und die Elternzeit ging, hatte ich mit dem Dual Career Service die Möglichkeiten ausgelotet und bin zu Gesprächen gegangen», sagt sie. Das war gut und am Ende erfolgreich, denn sie hatte ihren Job in der Tasche, als die Elternzeit auslief. Danach konnte sie direkt in ihrer neuen Stelle als wissenschaftliche Referentin in der Programmleitung des Helmholtz-Programmes Atmosphäre und Klima einsteigen: «Ein passgenauer Job, der wieder viel mehr mit meiner wissenschaftlichen Ausbildung zu tun hat.»

 

Beraterin Brenner sieht eine große Notwendigkeit sowohl für die Karrieren als auch für die Partnerschaften umziehender Paare, sich Hilfe von außen zu holen. Eine emotionale Geschichte sei das, an der Beziehungen zerbrechen können. «Wenn der eine Partner murrend mitgeht, damit der andere sich selbst verwirklichen kann, geht das auf Dauer nicht gut.» Sie rät daher, im Vorfeld bereits das Für und Wider beider Seiten abzuwägen, gegebenenfalls mit jemandem, der die Situation moderiert. Und das möglichst frühzeitig, wie alle Expertinnen sagen.

 

Bei den Hochschulen kann die Beratung in einem Dual Career Service bereits Teil eines Berufungsverfahrens sein. «Auch Unternehmen geben bei der Anwerbung den Hinweis darauf, wenn es in der Firma oder in der Stadt oder der Region eine solche Stelle gibt», sagt Silber.

 

Niemand sollte zögern, sich bei dieser Stelle zu melden. «Man kann telefonisch Kontakt aufnehmen oder per Mail, wenn man noch nicht vor Ort ist», sagt KIT-Expertin Thönnessen. Die Nutzung ist kostenlos. Dann wissen die Berater bereits, was zu tun ist und welche Unternehmen für das Profil in etwa zum Tragen kommen. Doch es muss auch ein persönliches Gespräch zwischen Bewerber und Berater geben: «Man möchte sich ja ein konkretes Bild von der Person machen, die man vermittelt.»

 

Gleichzeitig geht es nicht nur um das rein Berufliche, wie Andrea Meyn sagt: «Wir haben Tipps zur Kinderbetreuung, zu Schulen und zum Wohnungsmarkt bekommen.» In erster Linie aber ging es darum, wie die Geoökologin in Karlsruhe einen guten Job findet. «Wir sind das Netzwerk, das die Menschen noch nicht haben, wenn sie in eine neue Stadt kommen», sagt Thönnessen. (DPA/TMN)