Der Papst setzt ein Zeichen

Der Papst besucht ein Asylbewerberheim in Castelnuovo di Porto vor den Toren Roms. Foto: Osservatore Romano / Handout
Der Papst besucht ein Asylbewerberheim in Castelnuovo di Porto vor den Toren Roms. Foto: Osservatore Romano / Handout

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen werden heute die Osterfeierlichkeiten in Rom mit dem Kreuzweg fortgesetzt. Das Gelände rund um das Kolosseum, an dem die «Via Crucis» traditionell stattfindet, soll am Abend weiträumig abgesperrt und mit Metalldetektoren ausgestattet werden. Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei würden die Veranstaltung über-wachen, zu der Zehntausende Menschen erwartet werden, berichteten italienische Medien.

 

Papst Franziskus verfolgt die Prozession und wird mit den Pilgern beten. Der Kreuzweg erinnert in 14 Stationen an den Leidensweg Jesu. Die Meditationen dazu wurden von Kardinal Gualtiero Bassetti, dem Erzbischof von Perugia, verfasst. Die stimmungsvolle Zeremonie gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr.

 

Papst Franziskus hat gestern, am Gründonnerstag, als Geste der Demut elf Flüchtlingen die Füße gewaschen, darunter auch mehreren Muslimen. «Ob Muslime, Hindus, Katholiken oder Kopten: Wir sind alle Brüder, wir sind alle Kinder desselben Gottes», sagte Franziskus und erinnerte an die Terroranschläge von Brüssel. «Das war eine Geste der Zerstörung, eine Geste des Krieges, von Menschen, die nicht in Frieden leben wollen.» Schuld an dem Terror hätten vor allem die Waffenhändler, so das Kirchenoberhaupt.

 

Die Abendmahlmesse mit der traditionellen Zeremonie fand in einem Asylbewerberheim in Castelnuovo di Porto vor den Toren Roms statt, in dem mehr als 800 Menschen aus 26 Ländern leben. Unter den zuvor für das Ritual ausgewählten Flüchtlingen waren Malier, Nigerianer, Eritreer und ein indischer Hindu.

 

Die Fußwaschung am Gründonnerstag erinnert symbolisch daran, wie Jesu beim letzten Abendmahl die gleiche Geste an seinen Jüngern vollzogen hatte und gilt als Akt christlicher Nächstenliebe. Nach der Waschung küsste der Papst die Füße der Flüchtlinge. Er war dabei ganz einfach in Weiß gekleidet und trug keine Kopfbedeckung. Die Teilnehmer zeigten sich tief bewegt, viele weinten.

 

Auch vier Frauen waren für die Zeremonie ausgewählt worden - eine italienische Mitarbeiterin der Einrichtung, die vor wenigen Tagen ihre Mutter verloren hatte, und drei koptisch-orthodoxe Frauen aus Eritrea. Franziskus hatte erst im Januar das Ritual offiziell geändert und per Dekret Frauen und Mädchen zugelassen.

 

Einige der Flüchtlinge hatten zuvor Briefe an das Kirchenoberhaupt geschrieben, die in Auszügen von italienischen Medien veröffentlicht wurden. Darin distanzierten sie sich deutlich von dem blutigen Terror in Paris und Brüssel. «Ich möchte dem Papst sagen, dass Moslems keine Terroristen sind und dass es mir leid tut, was in Frankreich und in Belgien passiert ist», schrieb der Senegalese Kamasso Guiro (30). «Ich habe mir schon lange gewünscht, den Papst zu treffen, auch wenn ich Moslem bin. Ich möchte ihm für all das danken, was er für die Armen und für den Frieden tut.»

 

Lange Zeit hatten Päpste nur Priestern die Füße gewaschen. Erst Franziskus hatte gleich nach seinem Amtsantritt vor drei Jahren mit dieser Tradition gebrochen. So vollzog er die Handlung bereits an Kranken und Behinderten sowie an Häftlingen.

 

Am Morgen hatte der Argentinier bei der traditionellen Chrisam-Messe die heiligen Salbungsöle geweiht. Die Chrisam-Messe läutet traditionell die Osterfeierlichkeiten im Vatikan ein.

 

Am Karfreitag soll unter größten Sicherheitsvorkehrungen der Kreuzweg am Kolosseum stattfinden, bei dem der Leidensweg Christi nachvollzogen wird. Dabei wird auch der Papst sprechen. Zahlreiche Soldaten und Spürhunde seien im Einsatz, um die Besucher und das antike Amphitheater zu schützen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Auch der Petersdom werde an den Ostertagen streng gesichert. (DPA)