Aktiv gegen Passiv: Fondsmanager oder Indexfonds?

Börsenhändler betrachten die Bildschirme im Handelssaal der Frankfurter Börse - ihre Einschätzung verursacht für den Anleger Kosten. Foto: Frank Rumpenhorst
Börsenhändler betrachten die Bildschirme im Handelssaal der Frankfurter Börse - ihre Einschätzung verursacht für den Anleger Kosten. Foto: Frank Rumpenhorst

Wer sich auf einen Fondsmanager verlässt und in einen aktiv gemanagten Fonds investiert, muss auch für dessen Expertise bezahlen. «Bei einem global ausgerichteten Aktienfonds zahlen Anleger in der Regel etwa 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr», sagt Roland Aulitzky von «Finanztest». Wählen Anleger hingegen einen Exchange Traded Funds (ETF), müssen sie meist mit deutlich geringeren Kosten rechnen. Bei einem ETF auf den MSCI World seien 0,2 bis 0,5 Prozent üblich. Das bedeutet, dass die Strategie des Fondsmanagers so gut sein muss, dass sie die Wertentwicklung des Index um mindestens ein bis zwei Prozent pro Jahr schlägt.

Nicht ganz einfach. «Bei einem aktiv gemangten Fonds muss man auf einige operative Risiken achten, wie die Qualität des Fondsmanagers, den Investmentprozess oder die Solidität des Anbieters», erklärt Ali Masarwah, Chefredakteur der Ratingagentur Morningstar. Hinzu kommt der Ausgabeaufschlag von bis zu sechs Prozent. Die höheren Kosten drücken die Rendite. Das hat sich mittlerweile bei vielen institutionellen Anlegern, aber auch bei den Kleinanlegern herumgesprochen.

 

Während 2015 die aktiv gemangten Fonds mit hohen Mittelabflüssen zu kämpfen hatten, stieg das in europäischen ETF verwaltete Vermögen nach Daten von Morningstar auf das Rekordniveau von rund 467 Milliarden Euro - 90 Milliarden mehr als im Jahr zuvor. «Das meiste Geld kommt immer noch von institutionellen Anlegern wie Dachfonds, Vermögensverwaltern, Stiftungen oder auch größeren Institutionen wie Altersvorsorgeeinrichtungen», sagt Ali Masarwah.

 

Doch auch für Kleinanleger sind die börsennotierten, passiven Indexfonds interessant. Denn in der Regel sind ETFs einfach aufgebaut und sehr transparent. Sie bilden meist einen Index nach, wie den Dax oder den S&P 500. Zusammensetzung und Aktienkurse sind bekannt und jederzeit abrufbar. «Die Wertentwicklung und die zugrundeliegenden Wertpapiere lassen sich bei ETFs leicht nachvollziehen», sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. «Bei aktiv gemanagten Fonds bekommen Anleger diese Informationen nur stichtagsbezogen und mit zeitlicher Verzögerung». Das bedeutet: Nicht immer ist klar, welche Aktien in welcher Höhe sich im Fonds befinden.

 

Doch die vielgelobte Transparenz der ETFs gilt nicht für alle passiven Indexfonds. Manche ETFs bilden den Index nur synthetisch ab. Das bedeutet: «Die Wertentwicklung wird hier über einen Swap garantiert», sagt Feck. Die Wertpapierherausgeber kaufen dabei nicht die realen Aktien, die im Index vertreten sind, sondern replizieren den Index mit Derivaten. Bei einem Swap bestehe das Risiko, dass der Vertragspartner zahlungsunfähig werden könnte - in diesem Fall könne ein Teil des Fondsvermögens verloren gehen. Dieses Szenario wird von vielen Experten aber als sehr unwahrscheinlich eingeschätzt, zudem sei dieser Verlust durch rechtliche Vorgaben auf höchstens zehn Prozent des Fondsvermögens begrenzt, erklärt Feck.

 

Außerdem gilt: «Ein ETF ist nur so gut wie der Index, auf den er sich bezieht», sagt Aulitzky. Ein Beispiel verdeutlicht dies: ETFs auf den britischen Index - FTSE 100 - gewichten Versorger, Energietitel und Finanzdienstleister relativ hoch. Gibt es auf diesen Märkten Probleme, rutscht der Index überdurchschnittlich ab. Entsprechend haben die ETFs auf den FTSE 100 keine so hohen Renditen abgeworfen, wie die ETFs auf den US-Markt. Bei einem gut gemanagten, aktiven Fonds gibt es hingegen die Möglichkeit die Aktienauswahl zu modifizieren.

 

Dennoch sei der Kauf von ETFs im Zweifel eine gute Wahl, meint Jürgen Kurz, von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Und auch Markus Feck sagt: «Zahlreiche Untersuchungen belegen immer wieder, dass es nur die wenigsten Manager schaffen, mittelfristig oder gar dauerhaft den Vergleichsindex zu schlagen.» Denn letztlich müsste der Manager schlauer sein als der Markt.