Commerzbank nach Milliardengewinn mit Zuversicht für 2016

Zum letzten Mal präsentiert Commerzbank-Chef Martin Blessing die Jahresbilanz der Commerzbank. Blessing hat seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Foto: Daniel Reinhardt/Archiv
Zum letzten Mal präsentiert Commerzbank-Chef Martin Blessing die Jahresbilanz der Commerzbank. Blessing hat seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Foto: Daniel Reinhardt/Archiv

Commerzbank-Chef Martin Blessing verabschiedet sich mit einem Milliardengewinn und der ersten Dividende seit 2007 von der Spitze des zweitgrößten deutschen Geldhauses.

Der Vorstand ist zuversichtlich, dass der Erfolgskurs 2016 anhalten wird - trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten. «Wir rechnen damit, dass der Konzernüberschuss leicht über dem Vorjahresniveau liegen wird», sagte Blessing in Frankfurt. «Wir gehen davon aus, dass wir auch in den nächsten Jahren ein moderates Wachstum sehen werden.»

 

 

Für das vergangene Jahr weist der seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Dax-Konzern 1,06 Milliarden Euro Überschuss aus - fast vier Mal so viel wie ein Jahr zuvor. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren: Erstmals seit der Finanzkrise soll es eine Dividende geben, der Vorstand stellt 20 Cent pro Anteilsschein in Aussicht. Insgesamt will die Bank 250 Millionen Euro ausschütten. Das wird auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) freuen. Rund 15 Prozent der Anteile liegen noch beim Bund.

 

«Wir haben frühzeitig die richtige Strategie eingeleitet und die Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Deshalb steht die Commerzbank heute signifikant besser da als vor der Finanzkrise», bilanzierte Blessing. Der heute 52-Jährige hatte die Führung der Bank Mitte Mai 2008 übernommen, kurz darauf kaufte die deutsche Nummer zwei die kriselnde Dresdner Bank - und musste dann mit Steuermilliarden gerettet werden.

 

Blessing verlängert seinen Ende Oktober auslaufenden Vertrag nicht. Für die Nachfolge hat der Aufsichtsrat Gespräche mit externen und internen Kandidaten geführt, wie Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller im Intranet der Bank erklärte. «Als Ergebnis entsteht jetzt eine Shortlist, auf deren Basis dann der gesamte Aufsichtsrat entscheiden wird. Wir möchten diesen Prozess bis zur Hauptversammlung im April abgeschlossen haben.» Das Aktionärstreffen ist für den 20. April angesetzt.

 

Als Kandidaten gelten die Vorstände Martin Zielke (Privatkunden) und Markus Beumer (Mittelstand). In Medienberichten waren als mögliche externe Bewerberinnen unter anderen Annika Falkengren, Chefin der schwedischen SEB, sowie Jutta Dönges, die neue Chefin der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung, genannt worden.

 

Auch im Aufsichtsrat steht ein Umbruch bevor. «Für mich ist schon lange klar, dass ich diese Position über das Jahr 2018 hinaus auf keinen Fall bekleiden werde», bekräftigte Chefkontrolleur Müller. «Wenn es uns gelingt, einen geeigneten Kandidaten frühzeitig zu gewinnen - ich stünde einem Wechsel auch vor 2018 nicht im Wege.»

 

Gewinntreiber im vergangenen Jahr war für die Commerzbank ein kräftiges Wachstum im Privatkundengeschäft mit seinen 1050 Filialen. Die Sparte steigerte ihr operatives Ergebnis zum Vorjahr um zwei Drittel auf 751 Millionen Euro. Seit Ende 2012 investiert die Commerzbank massiv. Die Kundenzahl wuchs im vergangenen Jahr unter dem Strich um 286 000. Seit Ende 2012 kamen 819 000 Kunden hinzu. Die Bank profitierte auch von großer Nachfrage nach Baufinanzierungen.

 

Blessing versicherte, Strafzinsen für Privatkunden seien weiterhin kein Thema. Anders sehe es bei Mittelstandskunden aus: «Nullzins auf einem täglich verfügbaren Konto ist ein subventionierter Zins. Für uns ist die Frage, wie lange können wir diese Subvention aufrechterhalten.» Blessing betonte: Sollte das Zinstief anhalten, «werden wir Teile dieser Subvention abbauen und den Negativzins weitergeben». Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt von Banken, die Geld bei ihr parken, inzwischen 0,3 Prozent Zinsen.

 

An der Börse kam die Commerzbank-Bilanz gut an: Die Aktien lag am Mittag mit einem zweistelligen Plus an der Dax-Spitze. In den vergangenen Wochen waren Bankaktien schwer unter Druck geraten. (DPA)