Tui bekommt Terror in Urlaubsländern zu spüren

Mit halb so vielen Türkei-Urlaubern wie 2015 rechnet Tui in diesem Jahr. Foto: Soeren Stache/Symbolbild
Mit halb so vielen Türkei-Urlaubern wie 2015 rechnet Tui in diesem Jahr. Foto: Soeren Stache/Symbolbild

Der weltgrößte Reisekonzern Tui bekommt die Terrorfolgen in der Türkei und Nordafrika zu spüren. Die Sommerbuchungen für das Land am Bosporus seien im Vergleich zum Vorjahr bislang um 40 Prozent eingebrochen, sagte der künftig allein amtierende Tui-Chef Fritz Joussen. Zuvor fielen schon Tunesien und halb Ägypten als Urlaubsziele weg. Joussen glaubt dennoch an eine Gewinnsteigerung im laufenden Geschäftsjahr. Hoffnung macht ein Buchungsansturm auf Spanien samt Kanaren, trüber sind die Aussichten bei der Container-Reederei Hapag-Lloyd.

 

Der Terroranschlag in Istanbul im Januar, bei dem elf deutsche Urlauber getötet wurden, ließe die gesamten Türkei-Buchungen einbrechen. Joussen rechnet in diesem Jahr mit rund einer Million Türkei-Gästen, das wären nur gut halb so viele wie im Vorjahr. Davon profitierten die Hotels in Spanien. Dort sei inzwischen kaum mehr etwas zu kriegen. Wegen der starken Nachfrage fielen zudem die sonst üblichen Rabatte im Last-Minute-Geschäft weg.

 

Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember hatte Tui unter dem schwierigen Börsengang von Hapag-Lloyd gelitten. Der saisontypische Nettoverlust des Reisekonzerns schwoll deshalb um gut drei Viertel auf 184 Millionen Euro an. Der Konzern musste den Wert seiner verbliebenen 12,3-prozentigen Hapag-Beteiligung erneut nach unten korrigieren, nachdem der Aktienkurs bis zum Jahreswechsel kaum von der Stelle gekommen war.

 

Im Reisegeschäft lief es trotz Terroranschlägen und Krisen insgesamt besser. Der Umsatz von Tui zog in den Monaten Oktober bis Dezember um gut fünf Prozent auf 3,7 Milliarden Euro an. Der um Sondereffekte bereinigte operative Verlust (Ebita) schrumpfte um drei Prozent auf knapp 102 Millionen Euro. Angesichts der Umstände sei dies ein «enorm starkes Resultat», sagte Joussen. Reiseveranstalter schreiben im Winter meist rote Zahlen. Geld verdienen sie in der Hauptreisezeit im Sommer.

 

Während die Tui-eigenen Kreuzfahrtschiffe und Hotels operativ Gewinne einfuhren, ließen der harte Preiskampf in Deutschland und ungünstige Wechselkurse den Verlust im Veranstaltergeschäft steigen. Dazu trug auch der Einbruch der Ägypten- und Tunesien-Buchungen bei. Nach dem Anschlag vor einem Hotel der zu Tui gehörenden Riu-Gruppe hatte sich die Kette aus dem dortigen Geschäft zurückgezogen.

 

Von den Aktionären bekam die Tui-Spitze Lob für die Gewinnsteigerung im vergangenen Geschäftsjahr und den Vorschlag, die Dividende auf 56 Cent je Aktie zu erhöhen. Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September will Joussen den bereinigten operativen Gewinn (Ebita) weiterhin währungsbereinigt um mehr zehn Prozent steigern.

 

«Wir haben alle Effekte aus Tunesien und Ägypten verarbeitet, die das Ergebnis belastet haben», sagte er. Die Türkei als wichtigste Herausforderung stehe allerdings noch bevor.

 

Der frühere Vodafone-Manager Joussen, der die Tui-Führung vor drei Jahren angetreten hatte, übernimmt an diesem Dienstag allein den Vorstandsvorsitz. Sein bisheriger Co-Chef Peter Long, der von der früheren Veranstaltertochter Tui Travel gekommen war, wurde am Dienstag in den Aufsichtsrat gewählt. (DPA)