Neue Chancen im Iran-Geschäft locken deutsche Mittelständler

Der Iran gilt nach dem Fall der Sanktionen als eines der begehrtesten Investitionsziele der deutschen Wirtschaft. Foto: Arno Burgi/Archiv
Der Iran gilt nach dem Fall der Sanktionen als eines der begehrtesten Investitionsziele der deutschen Wirtschaft. Foto: Arno Burgi/Archiv

Bei der Suche nach neuen Geschäftschancen blicken neben großen Konzernen auch deutsche Mittelständler immer mehr auf den potenziellen Riesenmarkt Iran. Regionale Wirtschaftsverbände und Kammern haben bereits Kontakte geknüpft und teils sogar eigene Vertretungen in Teheran aufgebaut. Sie sollen nach dem Fall der Sanktionen wegen des iranischen Atomprogramms nun Investitionen und Handel mit dem für Deutschland früher schon wichtigen Land anregen. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft eröffnete bereits im vorigen November eine Niederlassung in Irans Hauptstadt.

«Wir wollen Türöffner für bayerische sowie iranische Unternehmen sein und somit die bayerisch-persischen Wirtschaftsbeziehungen nachhaltig unterstützen», sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

 

Manager von MAN, Linde, Audi, Munich Re und dem Agrarhändler BayWa reisten zur Eröffnung mit. Vor allem Maschinen- und Anlagenbauer, Elektro- und Chemieindustrie sowie Baufirmen rechnen sich gute Chancen aus. Auch die Firmen im Iran interessieren sich für eine Zusammenarbeit: Mitte Februar will eine Unternehmerdelegation der Teheraner Kammer mit rund 100 Teilnehmern nach München kommen.

 

Auch kleinere Betriebe könnten profitieren. Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK), der 973 000 Firmen vertritt, rechnet kurzfristig mindestens mit einer Verdopplung der Exporte in das Land. «Mittelfristig können die Ausfuhren aus Bayern sogar die Schallgrenze von eine Milliarde Euro durchbrechen», sagte Chef Peter Driessen.

 

Ähnliche Hoffnungen hat man in der Hauptstadt. «Die Zeichen stehen gut, dass auch Berlins Exportwirtschaft an die traditionell guten Handelsbeziehungen mit dem Iran anknüpfen kann», sagte die Vizechefin der Industrie- und Handelskammer (IHK), Melanie Bähr, der Deutschen Presse-Agentur. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) als Dachorganisation nimmt an, dass die deutschen Ausfuhren innerhalb von vier Jahren auf zehn Milliarden Euro vervierfacht werden können.

Die jährlichen Berliner Iran-Exporte könnten dabei in fünf Jahren auf rund 160 Millionen Euro steigen, schätzt die örtliche IHK. Für Kleine und Mittelständler sei dabei besonders wichtig, dass iranische Banken wieder Anschluss ans internationale Geschäft bekommen.

 

Aus Brandenburg reisen Mittelständler voraussichtlich im Oktober in die Hautpstadt Teheran und nach Isfahan. Ziel sei der Ausbau der Beziehungen, sagte Jens Ullmann von der IHK Potsdam. Laut Wirtschaftsministerium gab es seit Jahren keine offiziellen Kontakte mehr. Die Ausfuhren stagnierten auf niedrigem Niveau. «Da gibt es noch Potenzial», meinte Ullmann.

 

In Norddeutschland hält man ebenfalls einen Schub für möglich. Die Hafenstadt Hamburg könne an ihre traditionelle Rolle als wichtigste Drehscheibe für den deutschen Iran-Handel anknüpfen, sagte Corinna Nienstedt von der Handelskammer. Jedoch müssten Finanzierungsfragen geklärt werden. Für Geschäftsleute habe man Informationsveranstaltungen abgehalten, sagte Nienstedt der dpa.

 

Die Hamburger Messe hat bereits Kontakte angebahnt. Auf der Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft SMM im September werde der Iran erstmals mit einem eigenen Länderpavillon vertreten sein. Der Maschinenbau-Verband VDMA teilte mit, Ausrüstungen und Technologie für den Schiffbau kämen weiterhin aus Deutschland und Europa. Der Medizintechnik-Hersteller Dräger zeigte sich erleichtert, dass nach dem Ende des Embargos voraussichtlich für viele Produkte keine Ausfuhrgenehmigungen mehr nötig seien. «Das bietet Chancen für unser Geschäft.»

 

Aber auch Speditionen, die Flugzeugindustrie und erneuerbare Energien dürften für den Iran interessant werden. 350 Hamburger Firmen unterhielten Geschäftsbeziehungen mit dem Iran. In der Stadt werden umgekehrt nach Kammer-Angaben rund 500 Firmen von Iranern geführt.

 

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) plant in den nächsten Monaten eine Reise mit regionalen Unternehmern in den Iran. «Das ist für Sachsen sehr interessant, vor allem da unsere Maschinenbauer hohes Potenzial für sich sehen», betonte ein Sprecher. Bei der IHK Leipzig haben sich in den vergangenen Wochen deutlich mehr regionale Unternehmen über ein mögliches Iran-Engagement informiert. Die IHK Chemnitz plant eine Delegationsreise noch im ersten Halbjahr 2016. (DPA)