Brasilien im «Zika-Krieg»

In einem Armenviertel von Sao Paulo informieren Soldaten der brasilianischen Armee Anwohner über das gefährliche Zika-Virus. Foto: Sebastiao Moreira
In einem Armenviertel von Sao Paulo informieren Soldaten der brasilianischen Armee Anwohner über das gefährliche Zika-Virus. Foto: Sebastiao Moreira

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat ihre Landsleute eindringlich zum Kampf gegen das sich rasant ausbreitende Zika-Virus aufgerufen. «Wir werden diesen Krieg gewinnen», sagte sie nach einer Videokonferenz mit mehreren Gouverneuren betroffener Bundesstaaten. «Ein Moskito kann schließlich nicht stärker als ein ganzes Land sein und ist es auch nicht.» Nächste Woche werden Hundert-tausende Menschen zu den Karnevalsfeiern erwartet, im August stehen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro an. In Brasilien haben sich bis zu 1,5 Millionen Menschen mit dem von der Moskitoart Aedes aegypti übertragenen Zika-Virus infiziert.

 

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kündigte Maßnahmen zum Schutz der Sportler an - warnte aber vor Panikmache. IOC-Präsident Thomas Bach versprach: «Wir werden alles tun, um die Gesundheit der Sportler und Besucher zu sichern.» Wegen des Erregers sollen Verhaltensrichtlinien an die nationalen Verbände geschickt werden.

 

«Wir sind im engen Kontakt mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, ebenso wie mit dem Organisationskomitee in Rio und den brasilianischen Behörden», betonte Bach. Anfang nächster Woche ist in Lausanne ein Treffen mit den Nationalen Olympischen Komitees geplant.

 

Der Zeitpunkt der Olympischen Spiele kommt den Sportlern womöglich zugute, denn das Zika-Virus wird von bestimmten Stechmücken übertragen. Die Tatsache, dass die Spiele im brasilianischen Winter stattfinden, könnte laut Bach die Auswirkungen mildern. Ähnlich äußerte sich auch Rios Bürgermeister Eduardo Paes. «Im Monat August gibt es keine Verbreitung dieses Moskitos. Was das Dengue- und das Zika-Virus angeht, sind die Olympischen Spiele die geringste Sorge.»

 

Das Zika-Virus steht im Verdacht, bei einer Infektion von Schwangeren Mikrozephalie beim Kind auslösen. Babys kommen mit einem viel zu kleinen Schädel auf die Welt, was meist zu geistiger Behinderung führt. In Brasilien gibt es bereits fast 4200 Verdachtsfälle.

 

Da die Moskitoart Aedes aegypti nicht in Deutschland vorkommt, sehen Virologen hier keine Gefahr einer Zika-Ausbreitung - bisher gibt es nur einige Fälle von Erkrankungen bei Reiserückkehrern aus Lateinamerika. Viele Menschen merken Infektionen kaum, da sie bisher eher harmlos verlaufen, mit leichtem Fieber und Hautrötungen.

 

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bereite dennoch eine Meldepflicht für Zika-Fälle in Deutschland vor, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. «Durch diese Meldepflicht kann das Infektionsgeschehen in Deutschland besser überwacht werden.»

 

Rousseff kündigte an, die Regierung werde das nötige Geld, die Ausrüstung und das Personal im Kampf gegen das Virus stellen. An einem Aktionstag am 13. Februar sollen bis zu 220 000 Soldaten zur Bekämpfung der Mückenart Aedes aegypti eingesetzt werden.

 

Die WHO hatte am Donnerstag bekanntgegeben, sie prüfe die Ausrufung eines globalen Gesundheitsnotstands. Möglicherweise gebe es allein in Brasilien bereits 1,5 Millionen Zika-Fälle. In ganz Amerika könnte es ohne energische Gegenmaßnahmen zu 3 bis 4 Millionen Ansteckungen kommen. Der Erreger ist schon in über 20 Ländern aufgetaucht.

 

Das Virus wurde 1947 im Zikawald in Uganda entdeckt, spielte lange Zeit aber kaum eine Rolle, bevor es sich 2015 von Brasilien aus in ganz Lateinamerika rasant ausgebreitet hat. Es gibt bisher keinen Impfstoff - die Forschung soll nun rasch intensiviert werden. Mehrere Staaten in Süd- und Mittelamerika raten Frauen dazu, geplante Schwangerschaften wegen Zika vorerst aufzuschieben. (DPA)