Der VW-Rückruf startet: Was Betroffene jetzt wissen müssen

Der große Pick-Up VW Amarok läutet den Rückruf der insgesamt 2,4 Millionen manipulierten Diesel-Fahrzeuge ein. Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge
Der große Pick-Up VW Amarok läutet den Rückruf der insgesamt 2,4 Millionen manipulierten Diesel-Fahrzeuge ein. Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Es ist durchaus symbolträchtig: Mit dem wuchtigen Pick-Up Amarok will VW den Mammutrückruf im Zuge des Abgas-Skandals jetzt in Angriff nehmen. Bereits am Donnerstag oder Freitag nächster Woche (28. oder 29. Januar) könnte VW die ersten Halter mit dem betroffenen 2,0-Liter-Dieselmotor in die Werkstätten rufen, sagt ein Sprecher. Allein in Deutschland muss VW rund 2,4 Millionen Diesel-Fahrzeuge nachbessern. Bei vielen Motoren des Typs EA 189 hatte VW eine illegale Software eingebaut, um die Abgaswerte bei Prüfstandtests zu manipulieren.

Nachdem dies bekannt wurde, verpflichtete das Kraftfahrtbundesamt (KBA) Volkswagen, diese Software auszutauschen. Wichtige Fragen und Antworten:

 

Müssen die betroffenen Autobesitzer selbst aktiv werden?

Nein, VW wird die Halter von sich aus in zwei zeitlich versetzten Schreiben informieren. Die ersten Kunden dürften in den kommenden Tagen Post bekommen. Die Adressen liefert das Kraftfahrtbundesamt (KBA). Post bekommen auch die Audi-, Seat- und Skoda-Besitzer. Wer noch nicht sicher weiß, ob sein Auto betroffen ist, kann auf speziellen Internetseiten jeder Marke nachschauen. Dazu ist nur die Fahrgestellnummer einzugeben.

 

Welche Modelle ruft der Konzern zuerst in die Werkstatt?

Den Anfang machen im ersten Quartal konzernweit die Motoren mit zwei Litern Hubraum. VW startet mit dem Amarok. Zum Ende des zweiten Quartals sollen die 1,2-Liter-Motoren folgen. Ab dem dritten Quartal will der Konzern die 1,6-Liter-Motoren abarbeiten. Der Passat folgt mit einigem Abstand dem Amarok. Frühestens im Februar dürften die Halter Infos von VW bekommen. Auch dann werden aber noch nicht alle betroffenen Passat berücksichtigt. Wann diese und weitere Modelle wie der Golf genau folgen, sagte VW noch nicht.

 

Audi beginnt die Aktion ab Anfang März mit einer Motorenvariante vom 2.0 TDI im A4. «Danach geht es mit anderen Zweilitervarianten in ziemlich bunter Reihenfolge weiter», sagt Audi-Sprecher Udo Rügheimer. Die 1,6-Liter-Motoren folgen voraussichtlich ab September.

 

Wie lange dauern die Arbeiten?

Die reine Arbeitszeit soll für die Zweilitermotoren rund eine halbe Stunde betragen, besagt ein VW-Papier. Der Grund: Wie auch bei den 1,2-Liter-Maschinen reicht eine Software-Änderung. Bei den Motoren mit 1,6 Litern muss neben der Software auch noch ein Bauteil montiert werden. Das soll in weniger als einer Stunde erledigt sein. VW bietet bei Bedarf allen betroffenen Kunden eine angemessene und kostenfreie Ersatzmobilität, informiert der Konzern.

 

Wie lange wird die Rückrufaktion insgesamt dauern?

«Das kann man bei einem Rückruf dieser Größenordnung nicht verlässlich vorhersagen, denn allein in Deutschland sind 2,4 Millionen Fahrzeuge betroffen», sagt KBA-Sprecher Stephan Immen. Insgesamt gibt es nach Konzernangaben bundesweit 2173 autorisierte Volkswagen-Partner. Damit ergeben sich mit den 2,4 Millionen zurückgerufenen Dieseln rechnerisch 1100 Fahrzeuge pro Werkstatt. VW geht davon aus, dass sich die Umsetzung der technischen Maßnahmen über das gesamte Kalenderjahr 2016 erstrecken wird.

 

Kann ein betroffener Halter die Werkstatt frei wählen?

Nur Vertragswerkstätten sind für die Nachbesserungen nach Vorgabe des Herstellers autorisiert. Laut VW können sich Betroffene diese aber frei wählen.

 

Müssen sich Besitzer betroffener Fahrzeuge am Rückruf beteiligen?

Ja - schon aus eigenem Interesse. «Der Hersteller ist verpflichtet, die Abgasmanipulation zu beseitigen», sagt KBA-Sprecher Stephan Immen. Deshalb sollten auch die betroffenen Besitzer mitwirken. «Die Maßnahme ist darauf ausgerichtet, die Fahrzeuge in den ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen.» Konnten die geforderten Änderungen nicht durchgeführt werden, weil der Halter sich zum Beispiel geweigert hat, seinen Wagen in die Werkstatt zu bringen, erlischt im Zweifel die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug. Das Auto darf dann nicht mehr im Straßenverkehr bewegt werden. VW wirbt für einen zeitnahen Werkstattbesuch. Es gebe aber keine Zeitvorgabe, man könne auch bis zum Sommerreifenwechsel warten, sagt ein Sprecher. Der Rückruf sei auch nicht sicherheitsrelevant und berge kein technisches Risiko.

 

Wie erkennen Käufer von Gebrauchtwagen in Zukunft, ob das Auto bereits nachgebessert wurde?

Im Bereich der Reserveradmulde im Kofferraum wird ein Aufkleber auf die Nachbesserung hinweisen, informiert VW. Zudem fließen die Änderungen in die elektronische Fahrzeughistorie ein, die VW-Werkstätten auslesen können. Auch im Serviceplan des Autos wird dies eingetragen. (DPA/TMN)