Deutsche Bank macht 2015 Milliardenverlust

Dunkle Wolken sind über der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main aufgezogen. Foto: Arne Dedert/Archiv
Dunkle Wolken sind über der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main aufgezogen. Foto: Arne Dedert/Archiv

Die Deutsche Bank ist noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als befürchtet. 2015 habe sich wegen hoher Ausgaben für Rechtsstreitigkeiten, Kosten für den laufenden Konzernumbau und Stellenstreichungen ein Verlust von rund 6,7 Milliarden Euro nach Steuern angehäuft, teilte die größte deutsche Bank überraschend am Abend in Frankfurt mit. Experten hatten zwar wegen der bekannten Ankündigung von Abschreibungen im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft, Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen und Abfindungen bereits mit einem dicken Minus gerechnet.

Sie hatten dabei aber ein Minus von etwas mehr als fünf Milliarden Euro auf dem Zettel. «Wenn nicht ein Wunder passiert, werden wir einen Verlust für 2015 ausweisen», hatte Co-Chef John Cryan schon Ende Oktober angekündigt. Für 2014 hatte das Institut noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen - mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

 

Zu den bereits bekannten Kosten und Aufwendungen kommen im vierten Quartal weitere 1,2 Milliarden Euro für Rückstellungen, um die Folgen früherer Geschäfte juristisch zu beenden. Insgesamt sieht der Dax-Konzern hierfür 5,2 Milliarden Euro vor, eine weitere Milliarde Euro für den Jobabbau. Zudem drücken die Probleme im Privatkundengeschäft, in dem sich das Institut im laufenden Jahr unter anderem von der Postbank trennen will, auf das Ergebnis. Es herrschten «herausfordernde Marktbedingungen».

 

Im Investmentbanking stellt die Bank etliche Handelsgeschäfte ein. Dem Institut machen die immer strengeren Kapitalanforderungen zu schaffen, viele Geschäfte gerade im schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft lohnen sich nicht mehr. Konzernweit sollen Tausende Stellen abgebaut werden. Aus zehn Auslandsmärkten zieht sich der deutsche Branchenprimus ganz zurück. Im eigenen Haus werden unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze gestrichen, 4000 davon in Deutschland.

 

Insgesamt belasteten die Kosten für die Neuausrichtung und Abfindungen das Ergebnis im vierten Quartal mit rund 800 Millionen Euro - zudem müssten weitere 100 Millionen Euro abgeschrieben werden, so dass sich die Sonderbelastungen im vierten Quartal auf etwas mehr als zwei Milliarden Euro belaufen.

 

Zudem lief das Geschäft vor allem im Handel mit Wertpapieren nicht rund, so dass die Erträge im vierten Quartal auf 6,6 Milliarden Euro zurückgingen - das sind rund 15 Prozent weniger als vor einem Jahr. Zusammen mit den Sonderkosten führt dies zum Jahresende erneut zu einem Quartalsverlust. Dieser belaufe sich auf 2,7 Milliarden Euro vor Steuern und rund 2,1 Milliarden Euro unter dem Strich. Im Vorjahresquartal hatte die Bank noch einen Gewinn von 441 Millionen Euro erzielt.

 

Das Milliardenminus trifft die Deutsche Bank nach einem turbulenten Jahr: Co-Chef Anshu Jain musste gehen, seit Juli ist der Brite Cryan der neue starke Mann an der Konzernspitze. Der Abtritt von Co-Chef Jürgen Fitschen (67) ist beschlossene Sache. Hinzu kamen Milliardenstrafen: So einigte sich die Bank mit Behörden in den USA und Großbritannien auf die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar, weil Mitarbeiter über Jahre den wichtigen Referenzzins, an dem sich viele Geschäfte orientieren, manipuliert hatten.

 

Für den Konzern ist es der größte Jahresverlust und der zweite seit 2008. In der Finanzkrise hatte die Deutsche Bank erstmals in einem Gesamtjahr rote Zahlen geschrieben und rund 3,9 Milliarden Euro Verlust gemacht.

 

Analysten haben angesichts der Schrumpfkur Zweifel, wie die Deutsche Bank dauerhaft Geld verdienen will. Das Institut will zum Beispiel mehr Geschäft mit Superreichen und vor allem Unternehmenskunden machen. Aktuell läuft die US-Konkurrenz davon: JPMorgan, Citigroup, Morgan Stanley, Bank of America und Wells Fargo vermeldeten sämtlich Milliardengewinne für 2015.

 

Details zu den Zahlen des vierten Quartals und des Gesamtjahres will die Deutsche Bank am 28. Januar vorlegen. (DPA)