Festnahme und weiter Anzeigen nach Silvester-Attacken in Stuttgart

Polizei: Die Zahl der Anzeigen nach den Übergriffen steigt. Foto: Patrick Seeger/Archiv
Polizei: Die Zahl der Anzeigen nach den Übergriffen steigt. Foto: Patrick Seeger/Archiv

Nach sexuellen Übergriffen auf Frauen auf dem Stuttgarter Schlossplatz hat es noch in der Silvesternacht eine Festnahme gegeben. Ein 20-Jähriger sitze in Untersuchungshaft, bestätigte die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Donnerstag. Dem jungen Mann werde sexuelle Nötigung, Widerstand gegen die Polizei und Beleidigung vorgeworfen. «Aus ermittlungs-taktischen Gründen» habe man die Festnahem erst sieben Tage später bekanntgegeben, hieß es bei der Polizei. «Vom Vertuschen kann keine Rede sein», betonte ein Sprecher.

Nach den Silvester-Attacken größerer Männergruppen auf Frauen in Köln war in Stuttgart zunächst von einem Übergriff von rund 15 Männern auf zwei 18-jährige Frauen aus Ulm die Rede. Ob der 20-Jährige auch an dieser Tat beteiligt gewesen ist, sei noch nicht geklärt, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Noch gingen die Ermittler von zwei unabhängigen Taten und Tätergruppen aus. Der 20-Jährige soll in einer Gruppe zwei 16- und 18-jährige Frauen sexuell genötigt haben.

 

Eine mögliche Verbindung beider Fälle sei erst später aufgefallen, hieß es bei der Polizei in Stuttgart. Bei 600 Einsätzen am Tag werde nicht jede Festnahme auch der Presse gemeldet. Das Innenministerium wollte sich am Donnerstag nicht äußern: «Zu laufenden Ermittlungen nehmen wir grundsätzlich keine Stellung», schrieb der Sprecher von Minister Reinhold Gall (SPD).

 

Die ersten beiden betroffenen Frauen hätten am 2. Januar in Ulm Anzeige erstattet. «Vermutlich aufgrund der Berichterstattung in den Medien sowie in den sozialen Netzwerken», heißt es bei Polizei und Staatsanwaltschaft, seien Mitte der Woche «ein gutes Dutzend» weiterer Anzeigen eingegangen. Das Vorgehen der Täter sei demnach stets vergleichbar gewesen: Die Frauen wurden «aus der Gruppe heraus» am Weitergehen gehindert, bedrängt und unsittlich berührt. In manchen Fällen seien dabei Handtaschen oder Handys geraubt worden.

 

Gewalt wie in Köln muss nach Ansicht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) «mit der Härte des Gesetzes» geahndet werden. «Das sind Dinge, die gar nicht gehen und das friedliche Zusammenleben stören und gefährden», sagte Kretschmann am Donnerstag in Stuttgart. «Unsere Werte, die ja Freiheitswerte sind, sie können nur funktionieren, wenn sich alle an sie halten. Die, die kommen, aber auch die, die hier sind.» Wer gewalttätig werde, habe keinen Respekt mehr. «Den werden wir dann auch einsperren oder abschieben, wenn die Menschen aus anderen Ländern kommen», sagte Kretschmann. (DPA/LSW)