Neue Konzepte und Kontakte: Studium an privaten Hochschulen

Kevin Müller träumt von einem Job in der internationalen Politik. Er studiert Public Policy an der Hertie School of Governance. Foto: Inga Kjer
Kevin Müller träumt von einem Job in der internationalen Politik. Er studiert Public Policy an der Hertie School of Governance. Foto: Inga Kjer

Runde Tischchen stehen in der Cafeteria der Hertie School of Governance. Die private Hochschule residiert in Berlins Mitte. Kevin Müller hat sich schnell ein Brötchen gekauft. Der 26-jährige Student hatte bereits zwei Seminare am Morgen. Zeit zum Essen war da keine. «Die privaten Hochschulen haben immens an Bedeutung gewonnen», stellt Ulrich Müller vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) fest. Die Zahl der eingeschriebenen Studenten hat sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verdreifacht.

Warum entscheiden sich immer mehr Menschen dafür, Geld für eine Ausbildung zu zahlen, die sie an einer staatlichen Universität kostenlos bekommen könnten?

 

Die Hertie School ist eine von 121 staatlich anerkannten privaten Hochschulen in Deutschland. Kevin Müller macht hier seinen Master in Public Policy. An der Hochschule wird auf Englisch unterrichtet, die Studenten kommen aus 40 verschiedenen Nationen. Müller kommt aus Hennef in Nordrhein-Westfalen. Die Hertie School of Governance ist eine der wenigen forschungsorientierten privaten Hochschulen in Deutschland mit Promotionsrecht.

 

«Es gibt eine bessere Betreuung - das heißt kleine Gruppen, alle Dozenten kennen die Studenten», erklärt Piret Lees vom Verband der Privaten Hochschulen. Alles sei viel persönlicher, für Sprechstunden müsse man sich nicht Wochen vorher in eine Liste eintragen.

 

Das schätzt auch Kevin Müller an der Hertie School of Governance. Eines seiner Seminare an diesem Morgen ist «Political Economy of Elections». Der Raum ist gut gefüllt, gut 20 Studenten diskutieren zum Thema Wahlverhalten. Der Dozent hat eine Power-Point-Präsentation vorbereitet, schließlich halten zwei Seminarteilnehmer ein Referat. Soweit - so unspektakulär. Kann das schon alles sein?

 

Lees verweist auf die Career Center der Privaten Hochschulen. «Damit meine ich jetzt nicht, dass man dorthin geht und sagt: «Hey, ich weiß nicht, wie man einen Lebenslauf schreibt, können Sie mir helfen.»», sagt sie. Vielmehr werden hier erste Kontakte in den Arbeitsmarkt geknüpft. «Enge Anbindung an interessante Arbeitgeber», nennt das Regine Kreitz, Pressesprecherin der Hertie School of Governance.

 

Rund 7400 Euro kostet das Studium pro Semester. Laut Angaben der Hochschule haben 50 Prozent der Studenten ein Teil- oder Vollzeitstipendium. Für so ein Stipendium sind neben persönlicher Motivation aber auch erste berufliche Erfahrungen und Auslandsaufenthalte gefragt.

 

Kevin Müller träumt von einem Job in der internationalen Politik. «Ob das über das Auswärtige Amt ist, politische Stiftungen, Bundestag oder andere Ministerien - das weiß ich noch nicht.» Der Student glaubt, die private Hochschule könne dafür ein Türöffner sein.

 

Die privaten Hochschulen legen oft auch Wert auf neue Konzepte: An der Bucerius Law School in Hamburg wird das Jurastudium mit verpflichtenden Auslandsaufenthalten und Praktika angeboten. Die private Universität Witten/Herdecke setzt beim Medizinstudium auf fächerübergreifende Lehre. Außerdem ist die Arbeitsmarktrelevanz der angebotenen Fächer entscheidend: Eine private Fachhochschule wird kaum einen Studiengang anbieten, der auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt ist.

 

Zum Abschied holt Kevin Müller seine Visitenkarte aus der Tasche - weiß ist sie, ein kleines rotes Viereck in der Mitte. «Student of Public Policy» steht da drauf. Er hätte eine von der Hochschule bekommen können - das ist in den Gebühren inbegriffen. Müller hat sich seine eigene drucken lassen. Die andere fand er nicht so schön. (DPA/TMN)