Schaaf darf sich in Hannover neue Spieler wünschen

Thomas Schaaf übernimmt in Hannover. Foto: Marius Becker
Thomas Schaaf übernimmt in Hannover. Foto: Marius Becker

Hannover (dpa) - Vor Beginn der schwierigen Rettungsmission bei Hannover 96 darf Thomas Schaaf noch ein bisschen Urlaub machen - und sich neue Spieler wünschen. Auch in Österreich wird der neue Trainer bereits für den Klassenverbleib des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten arbeiten. «Wir werden in den nächsten Tagen bis zum Start in Kontakt sein und telefonieren», sagte der 54-Jährige der Deutschen Presse-Agentur zu den noch geplanten Verpflichtungen. Hannover braucht mehr als nur einen neuen Trainer. Das weiß auch der langjährige Bremer Coach.

«Es ist sehr schwer, ohne Frage», sagte Schaaf: «Wir sind uns dessen bewusst. Es muss viel klappen.» Nach der schlechtesten Hinserie des Vereins seit dem Wiederaufstieg steht der Club auf Platz 17 und gab angesichts der Spielweise wenig Hoffnung auf Besserung. Am 4. Januar wird Schaaf als Nachfolger von Michael Frontzeck sein erstes Training in Hannover mit mindestens zwei neuen Spielern leiten.

 

Schaaf setzt voll auf den Ligaverbleib, sein Vertrag beim Vorletzten gilt nur fürs Oberhaus. «Das macht ja auch Sinn», sagte der Fußball-Lehrer: «Wir wollen den Klassenerhalt natürlich schaffen, aber wenn es nicht klappen sollte, haben beide Seiten die Möglichkeit, etwas Neues zu machen.»

 

Der langjährige Coach von Werder Bremen hat aber langfristige Ziele mit dem zweimaligen Europacup-Teilnehmer. «Wir wollen erstmal die Situation überstehen und den Verein dann dahin führen, wo er schon einmal war», sagte Schaaf. Das würde länger als die nun bis 2017 vereinbarte Vertragslaufzeit in Anspruch nehmen.

 

Schaaf hatte sich nach mehreren Telefonaten am Sonntag mit Vereins-Chef Martin Kind und Sport-Geschäftsführer Martin Bader in Hannover getroffen. «Wir haben ihn zum richtigen Zeitpunkt auf dem richtigen Fuß erwischt», sagte Bader, der nun noch neue Spieler für Schaaf suchen muss. «Bestandteil der Gespräche war es auch, den Kader durchzugehen», berichtete der Geschäftsführer: «Wir haben auch über Spieler gesprochen, die für uns interessant sein könnten. Mal schauen, was wir bis zum Trainingsauftakt hinbekommen.»

 

17 Spiele bleiben Schaaf für die Wende, eventuell plus zwei Relegationspartien. «Man wünscht sich immer lieber einen Job zum Saisonanfang», sagte der Coach zu seinem ersten Engagement seit dem Rücktritt Ende Mai bei Eintracht Frankfurt. Aber in der Realität gebe es mehr Angebote während der laufenden Spielzeit: «Es ist oft aus der Not heraus.»

 

Nach 14 Jahren als Cheftrainer im eher beschaulichen Bremen war Schaaf in Frankfurt auch am schwierigen Umfeld gescheitert und hatte schließlich Ende Mai das Engagement bei der Eintracht früher als geplant beendet. Er sprach damals von «unglaublichen und nicht nachvollziehbaren Anschuldigungen und Unterstellungen in den Medien». Rückendeckung der Vereinsverantwortlichen gab es nicht.

 

Jetzt erwartet ihn in Hannover eine ebenfalls sehr spezielle Konstellation mit einem dominanten Clubchef, der oft wie ein Patriarch der alten Schule wirkt. «Da habe ich kein Problem mit», versicherte Schaaf: «Ich weiß um die Wirkung von Martin Kind.» Er kenne auch die Leistung und die Bedeutung des Unternehmers für 96: «Er ist großartig.»

 

Kind gilt schon lange als Schaaf-Fan und bezeichnete ihn am Montag als «Wunschtrainer». Der mächtige Mann im Verein schwärmte: «Wir sind vollumfänglich von ihm überzeugt. Er passt zu 96.» Und «er hat in Bremen und in Frankfurt gezeigt, dass er erfolgreich arbeiten kann». Mit Werder gewann Schaaf 2004 das Double aus Meisterschaft und Pokal. Sechsmal führte er die Bremer in die Champions League. Bei seinem ersten Engagement außerhalb Bremens wurde Schaaf mit Frankfurt.

 

Bereits vor der Verpflichtung des neuen Coaches hatte Bader den Norweger Iver Fossum und den japanischen Nationalspieler Hotaru Yamaguchi geholt. Hannover will noch weitere Spieler verpflichten. Vor allem ein Stürmer wird noch verzweifelt gesucht. Im Gespräch ist Adam Szalai von der TSG Hoffenheim. (DPA)