Raab, Jauch und Co: TV-Stars und die Rolle rückwärts

Stefan Raab hat seine TV-Karriere beendet. Foto: Jörg Carstensen
Stefan Raab hat seine TV-Karriere beendet. Foto: Jörg Carstensen

Den 17. Juni dieses Jahres hatte sich Stefan Raab (49) ausgesucht, um in einem etwas schrägen Sprachbild zu verkünden: «Ich habe mich entschlossen, zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen». Er ist bei seiner Entscheidung geblieben und lud am 19. Dezember letztmalig zum Spektakel «Schlag den Raab». Die Ulknudel ist nicht der einzige TV-Promi, der in diesem Jahr seinen (Teil-)Rückzug ankündigte.

 

STEFAN RAAB: Kompletter Rückzug. Sein «Raab-schied» wirft immer noch viele Fragen auf.

Wer die Fakten zusammenzählt, kommt zum Schluss: Es lief nicht alles rund im Verhältnis des 49-jährigen Entertainers zu seinem Stammkanal ProSieben. Noch 2014 hatte der Privatsender öffentlich von einer neuen Abendshow für Raab gesprochen. Merkwürdig schien vielen Beobachtern, dass im Frühjahr eine «Schlag den Raab»-Ausgabe einfach ausfiel. Technische Gründe wurden angegeben. Der Rest? Gerüchteküche: Vom Zerwürfnis zwischen Raab und dem Sender war zum einen die Rede, von Showmüdigkeit zum anderen.

 

GÜNTHER JAUCH: Teilrückzug. Seine ARD-Talkshow hat der 59-Jährige gerade beendet. Sie war unter Kritikern nicht immer wohlgelitten, vielleicht gefiel sie ihm auch selber nicht mehr so gut. Nach der Mittelfinger-Ausgabe mit dem damaligen griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis und der gehörigen Portion Spott des Satirikers Jan Böhmermann wurde auch im Netz zermürbend viel diskutiert. Anne Will (49) folgt ihm ab 17. Januar sonntagabends im Ersten nach. Seine Aktivitäten bei RTL («Wer wird Millionär?» oder «Die 2 - Gottschalk & Jauch gegen alle») betreibt er weiter, auch als Produzent ist Jauch in der TV-Landschaft fest verankert.

 

ANDY BORG: Zwangsrückzug. Trotz erheblicher Proteste des 55-jährigen Volksmusikers und Moderators sowie vieler seiner Fans krempelten die ARD, das Österreichische und Schweizer Fernsehen den 34 Jahre alten «Musikantenstadl» komplett um, machten aus ihm die «Stadlshow», zogen Borg aus dem Verkehr und besetzten mit Francine Jordi (38) und Alexander Mazza (43) die traditionsreiche Sendung neu. Doch nur knapp 2,5 Millionen Zuschauer und einiges Durcheinander zur Premiere im September sorgten dafür, dass vom völligen Aus die Rede war. Die Programmverantwortlichen der drei Länder wollen sich nach der Silvesterausgabe zu Beratungen über die Zukunft treffen.

 

FRANK ELSTNER: Altersbedingter Rückzug: Mit dem 73-jährigen Grandseigneur verschwindet einer der kreativsten Köpfe der deutschen Fernsehgeschichte vom Bildschirm. Seine letzte Sendung, der SWR-Talk «Menschen der Woche», lief im November aus. Elstners Verdienste um die deutsche Show sind einzigartig - mit dem ZDF-Dauerbrenner «Wetten, dass..?», der Ende 2014 eingestellt wurde, entwickelte er Anfang der 80er Jahre die über Jahre populärste deutsche TV-Show, die auch zur Exportware ins Ausland wurde. Zu Elstners Erfindungen gehörten unterem auch die «Montagsmaler» und einige RTL-Sendungen.

MICHAEL («BULLY») HERBIG: Komischer Rückzug. Vor wenigen Wochen stellte der Komiker im «Zeit-Magazin» die Frage: «Ich bin jetzt 47, und ich weiß halt nicht, ob ich mit 50 noch in Frauenklamotten steigen möchte. Oder auf ein Pferd». Im Fernsehen hat der Macher des kommerziellen Hits «Der Schuh des Manitu» schon vor längerem auf seine Dauerpräsenz verzichtet.

 

ANKE ENGELKE: Bullyartiger Rückzug. Die TV-Comedyreihe «Ladykracher», eine der wenigen mit einer Hauptprotagonistin, ist Schnee von gestern. Engelke, die am 21. Dezember 50 Jahre alt wurde, entwickelt sich weiter und konzentriert sich auf Reportagen. Wie zum Beispiel «Anke Engelke und die Selbstoptimierer» im WDR-Fernsehen im August. Auch mit der Kulturreihe «Anke hat Zeit» ist Schluss.

 

JÜRGEN DOMIAN: Angekündigter Rückzug. Die Nachteule des Westdeutschen Rundfunks wird die televisionäre Seelsorge, kurz «Domian» genannt, nach mehr als 20 Jahren Ende 2016 aufgeben. Sexpraktiken, Straftaten oder schlimme Krankheiten sind dann zu später Stunde kein Thema mehr. «Die Nachtarbeit zehrt schon an mir», begründete der 58-Jährige seine Entscheidung in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

 

THOMAS GOTTSCHALK: Nicht so ein richtig gewollter Rückzug. Der Glamourstar der Showszene entgleitet der Öffentlichkeit so langsam. RTL schickt ihn mit Günther Jauch («Die 2 - Gottschalk & Jauch gegen alle») und «Back to School - Gottschalks großes Klassentreffen» ins Rennen. Ein weiteres Format sei in Arbeit, heißt es von RTL. Doch Gottschalks Popularität hat längst zu schwinden begonnen.

 

JÖRG PILAWA: Der Kürzertreten-Rückzug. Die Allzweckwaffe des Ersten will mit 50 nicht mehr für alle Formate herhalten. Zur Zeit pendelt er täglich am Nachmittag zwischen seinem Wohnsitz Bergedorf und Studio Hamburg für sein «Quizduell», aber die großen Abendshows? Abgesehen vom Dreiteiler «Spiel für dein Land», der derzeit läuft, hat Pilawa bewusst auf weitere Neuentwicklungen verzichtet. (DPA)