Die Schallplatte kehrt zurück - Nachfrage steigt

Schallplattenfreunde sind auch unter jungen Leuten zu finden. Foto: Jan Woitas
Schallplattenfreunde sind auch unter jungen Leuten zu finden. Foto: Jan Woitas

Die Schallplatte wird beim Weihnachtsfest in diesem Jahr womöglich wieder häufiger auf dem Gabentisch zu finden sein. Die schwarzen Scheiben von einst sind längst nicht mehr immer nur schwarz, sondern auch grün, rot, blau oder weiß und beliebt wie lange nicht - das hat der Bundesverband Musikindustrie in Berlin herausgefunden. Demnach gehen nicht nur die Verkaufszahlen steil nach oben. Laut einer Umfrage stünden neben CDs, Download-Gutscheinen und Streaming-Abos auch Schallplatten weit oben auf dem Wunschzettel, hieß es.

Etwa jeder vierte Befragte fände eine Schallplatte als Weihnachtsgeschenk gut.

 

«Schallplatten machen einfach einen edlen Eindruck», findet Carsten Haupt von Celebrate Records, einem von noch etwa einer Handvoll Schallplatten-Herstellern in Deutschland. Allein das Platten-Cover sei oft ein Kunstwerk. In dem schlichten, flachen Bau des Unternehmens in einem Gewerbegebiet am Autobahnanschluss von Stollberg im Erzgebirge lassen mittlerweile die Größen der deutschen und internationalen Musikbranche Vinyl-Scheiben pressen. Plattencover von Silbermond, Revolverheld, Barbra Streisand, Justin Timberlake, Michael Jackson, Bob Dylan zieren wie in einer Galerie die Wand. «Mittlerweile bringen fast alle Künstler, die eine CD produzieren, parallel dazu eine Schallplatte heraus», sagt Haupt.

 

Mehr als 2 Millionen Platten stellt allein Celebrate Records nach Angaben Haupts mit rund 40 Mitarbeitern jährlich her. Etwa 70 Prozent gingen in den Export. «Wir produzieren für die ganz Welt.» Celebrate Records ist nicht der einzige Hersteller.

 

Laut dem Bundesverband Musikindustrie ist die Schallplatte schon seit Jahren wieder auf dem Vormarsch. 2014 seien in Deutschland rund 1,8 Millionen Platten verkauft worden, so viele wie seit 1992 nicht. Der Umsatz haben bei 38 Millionen Euro gelegen. Seit Ende der 1970er Jahre seien die jährlichen Umsätze bis auf etwa 6 Millionen Euro im Jahr 2006 geschrumpft, hieß es. Doch seit 2007 gehe es wieder bergauf. Mit 3,1 Prozent sei der Marktanteil von Vinyl verglichen mit anderen Tonträgern wie etwa der CD (60,6 Prozent) zwar noch relativ bescheiden. Doch das Wachstum sei enorm. Allein in den ersten zehn Monaten dieses Jahres gingen nach Verbandsangaben rund 1,4 Millionen Platten über den Ladentisch - etwa 25 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.

 

Deutschlands wohl größter Schallplattenhersteller, die optimal media GmbH in Röbel an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) hat nach eigenen Angaben im vergangenen Geschäftsjahr rund 16 Millionen Platten gepresst und will die Kapazität bis zum Frühjahr auf 22 Millionen steigern.

 

Die Rückkehr der Schallplatte lässt die Experten rätseln. «Was genau die Initialzündung für diesen Boom war - ausgerechnet in einer Zeit, in der alle Zeichen auf Digitalmusik stehen, von der CD über den Download bis zum Streaming - kann man nur vermuten», sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie, Florian Drücke. Vielleicht sei es die Sehnsucht nach Entschleunigung in einer Welt, die immer schneller und in immer mehr Lebensbereichen digitalisiert.

 

Die Vinyl-Welle hat längst auch die jüngere Generation erfasst. Die Bautzener Band «Silbermond» etwa hat ihr jüngstes Album «Leichtes Gepäck» auch auf Vinyl herausgebracht. «Wir schätzen die Haptik und den warmen, satten Vinyl-Sound sehr», erklären die jungen Künstler mit Frontfrau Stefanie Kloß. «Allein dadurch, dass man die Seiten umdrehen muss und die Nadel neu aufsetzen, setzt man sich auf eine andere Art mit der Musik auseinander. Es ist insgesamt ein wesentlich intensiveres Hören.» (DPA)