Fitschen, Ackermann und Breuer müssen 2016 oft ins Gericht

Die Top-Banker Fitschen, Ackermann, Breuer und & Co. müssen sich auch im kommenden Jahr auf viele Prozesstage im Münchner Landgericht einstellen. Foto: Peter Kneffel/Archiv
Die Top-Banker Fitschen, Ackermann, Breuer und & Co. müssen sich auch im kommenden Jahr auf viele Prozesstage im Münchner Landgericht einstellen. Foto: Peter Kneffel/Archiv

Nicht einmal einen Weihnachtsgruß gab der Richter den angeklagten Top-Bankern Jürgen Fitschen, Josef Ackermann und Rolf Breuer mit auf den Weg: Nach rund acht Monaten Verhandlungsdauer waren am Dienstag scheinbar alle froh, dass nun zunächst ein paar Wochen Pause sind in einem der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse des Jahres 2015. Ohne viele Worte gingen die Beteiligten am Nachmittag im Landgericht München auseinander. 2016 gibt es dort wohl ein häufigeres Wiedersehen, als allen lieb ist.

Die Staatsanwaltschaft kündigte etliche weitere Beweisanträge an, durch die sich das Verfahren weiter in die Länge ziehen dürfte.

 

Wie ist der Stand der Dinge in dem Prozess?

Seit Ende April muss Fitschen als amtierender Co-Chef der Deutschen Bank zusammen mit seinen beiden Vorgängern Ackermann und Breuer fast jeden Dienstag ins Münchner Landgericht kommen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Managern vor, im Jahr 2011 mit zwei weiteren Angeklagten Richter des Oberlandesgerichts München angelogen zu haben. Damit wollten sie laut Anklage verhindern, dass die Deutsche Bank den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch Schadenersatz für die Pleite des Unternehmens zahlen musste. Versuchten Prozessbetrug in einem besonders schweren Fall nennen die Ankläger das. Fitschen und die anderen Angeklagten bestreiten dies. Um die Vorwürfe aufzuklären, haben die Richter bereits Dutzende Zeugen befragt und zahlreiche Dokumente gesichtet.

 

Warum dauert das Verfahren so lange?

Nach der ersten Terminplanung der Richter sollte der Prozess eigentlich schon im September abgeschlossen sein. Die Staatsanwaltschaft stellte aber mehrere Beweisanträge, in denen sie die Vernehmung weiterer Zeugen forderte. Dadurch wurden zusätzliche Verhandlungstermine nötig. Danach hoffte Richter Peter Noll auf einen Abschluss vor Weihnachten - aber auch daraus wurde nichts, weil immer noch Zeugenvernehmungen ausstehen. Nun sind Termine bis zum Februar festgelegt. «Vielleicht bewahrheitet sich ja der alte Slogan: Am Aschermittwoch ist alles vorbei», sagte Noll vor wenigen Wochen.

 

Inzwischen wackelt auch dieser Zeitplan, denn die Staatsanwaltschaft hat wieder einen neuen Beweisantrag gestellt und viele weitere in Planung. «Da ist noch sehr, sehr viel zu tun», sagte Oberstaatsanwältin Christiane Serini am Dienstag. Bei einigen Verteidigern sorgte das für genervte Gesichter: Sie hatten der Staatsanwaltschaft mehrmals Prozessverschleppung vorgeworfen.

 

Muss Fitschen mit einer Verurteilung rechnen?

Aus Sicht seines Anwalts Hanns Feigen ganz sicher nicht. «Das wird ein Freispruch ohne Wenn und Aber», sagte er vor wenigen Tagen. Die Staatsanwaltschaft habe sich verrannt und werde mit ihren Vorwürfen einen Totalschaden erleiden. Auch die Verteidiger der anderen Angeklagten sind zuversichtlich. Die Staatsanwaltschaft hingegen ist weiterhin von ihrer Anklage überzeugt. Allerdings war Fitschen nach Auffassung der Staatsanwaltschaft in der Gruppe der fünf Angeklagten keine treibende Kraft. Er habe im Gegensatz zu den anderen vor dem Oberlandesgericht nicht aktiv falsch ausgesagt - jedoch auch nichts dagegen unternommen, sie an Falschaussagen zu hindern.

 

Wie ist die Stimmung im Gerichtssaal?

Anfangs war sie gespannt, später gereizt - inzwischen ist sie vergiftet: Von Beginn an kam es zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigern zu Wortgefechten, die über das normale Maß in einem Strafprozess hinausgehen. Vor zwei Wochen eskalierte der Streit derart, dass die Deutsche Bank ihre Kooperation mit der Staatsanwaltschaft aufkündigte und eine Entschuldigung verlangte. Auslöser waren neue Vorwürfe der Ankläger: Die Bank, so ihr Verdacht, bereite Mitarbeiter womöglich gezielt auf Zeugenaussagen in dem Verfahren vor. «Mock Trial» heißt diese Praxis in den USA. (DPA)