Flüchtlinge mit Syrien-Pässen aus IS-Quelle in Deutschland

Möglicherweise sind in Deutschland Flüchtlinge mit syrischen Pässen unterwegs, die aus der selben Fälscherwerkstatt stammen, wie die Pässe zweier IS-Attentäter. Foto: Patrick Pleul / Illustration
Möglicherweise sind in Deutschland Flüchtlinge mit syrischen Pässen unterwegs, die aus der selben Fälscherwerkstatt stammen, wie die Pässe zweier IS-Attentäter. Foto: Patrick Pleul / Illustration

In Deutschland sollen nach einem Pressebericht Flüchtlinge mit falschen syrischen Pässen untergetaucht sein, die aus der gleichen Fälscherwerkstatt stammen wie jene zweier IS-Attentäter von Paris. Es handle sich nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden um etwa ein Dutzend Flüchtlinge, berichtet die «Bild»-Zeitung unter Berufung auf Informationen aus der Bundesregierung. Bei den Dokumenten handele es sich um gestohlene Original-Pässe aus der IS-Hochburg Al-Rakka, die von Fälschern auf andere Identitäten ausgestellt worden seien.

Sie wiesen dieselben Fälschungsmerkmale auf wie die von zwei Pariser Terroristen des Islamischen Staats (IS).

 

Die Pässe seien vor den Anschlägen vom 13. November bei der Einreise nach Deutschland vorgezeigt und kopiert worden, schreibt die Zeitung. Fingerabdrücke der echten oder vermeintlichen Flüchtlinge seien aber nicht genommen worden. Die Behörden wüssten auch nicht, wo die Eingereisten sich jetzt aufhielten.

 

Die beiden Pariser Selbstmordattentäter, um deren Pässe es geht, waren auf dem Weg nach Frankreich auf der griechischen Insel Leros kontrolliert worden.

 

Die Terrororganisation IS hat in Syrien, Irak und Libyen in mehreren Städten die offiziellen Behörden übernommen und zahlreiche echte Passdokumente erbeutet - der «Welt am Sonntag» zufolge mutmaßlich Zehntausende. Bereits im März war berichtet worden, dass dem IS in Al-Rakka rund 3800 syrische Blanko-Reisepässe in die Hände gefallen sind. Einen entsprechenden Bericht des «Westfalen-Blatts» hatte das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigt.

 

Die mit der Überwachung illegaler Einwanderung beauftragte EU-Grenzschutzagentur Frontex hatte erst am Wochenende vor Gefahren wegen gefälschter oder gestohlener Pässe gewarnt. Die Beamten kontrollierten zwar sehr genau, ob Flüchtlinge möglicherweise mit falschen Papieren einreisten, sagte Frontex-Chef Fabrice Leggeri der «Welt am Sonntag». «Dennoch ist die Aussagekraft von Flüchtlingspässen aus unserer Sicht sehr begrenzt», so Leggeri. In einem Bürgerkriegsland wie Syrien könne schließlich niemand garantieren, «dass die Dokumente, die echt aussehen, auch wirklich von einer offiziellen Behörde ausgestellt wurden oder wirklich von dem rechtmäßigen Inhaber mitgeführt werden».

 

Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von Ende September sind schätzungsweise 290 000 Flüchtlinge zwar nach Deutschland eingereist, aber dann nicht förmlich registriert worden. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben: Sie können unter anderem zu Angehörigen innerhalb Deutschlands oder auch in Skandinavien weitergereist sein oder wegen der Überlastung der Behörden auf eine Registrierung noch warten. Leistungen erhalten sie erst nach der Registrierung. (DPA)