Vertragsauflösung teurer: Winterkorn weiter bei VW angestellt

Der zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn steht nach einem Medienbericht noch bis Ende 2016 bei dem Autobauer unter Vertrag. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv
Der zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn steht nach einem Medienbericht noch bis Ende 2016 bei dem Autobauer unter Vertrag. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv

Auch nach seinem Rücktritt infolge der Abgas-Affäre läuft der hoch dotierte Vertrag des ehemaligen VW-Chefs Martin Winterkorn einem Bericht zufolge weiter. Der Kontrakt sei bis Ende 2016 vereinbart und bislang nicht aufgelöst worden - diese Regelung sei deutlich günstiger als eine Auflösung des Vertrags. In Konzernkreisen wurde ein entsprechender Bericht von «Handelsblatt» und dem ZDF-Magazin «Frontal 21» bestätigt. Man habe sich mit Winterkorn darauf geeinigt, den Vertrag erst zum Abschluss des kommenden Jahres auslaufen zu lassen und entsprechend der Vereinbarung auszubezahlen, hieß es in den Medienberichten.

Ein VW-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.

 

Der VW-Betriebsrat teilte auf Anfrage mit, dass man sich zu Vertragsangelegenheiten nicht äußern könne.

 

Aus Gewerkschaftskreisen im VW-Umfeld hieß es aber, dass eine Auflösung von Winterkorns Vertrag deutlich teurer geworden wäre. Dies hänge mit der Bemessungsgrundlage zusammen. Den Vertrag weiterlaufen zu lassen bedeute auch, dass in die fälligen Bonuszahlungen die Sonderbelastungen aus dem Diesel-Skandal einfließen.

 

Die Bonuszahlungen sind unter anderem an die Höhe des VW-Ergebnisses gekoppelt. Die Gewinne dürften aber dürften in diesem Jahr wegen der immensen Kosten für den Abgas-Skandal deutlich geringer ausfallen.

 

Weiter hieß es in den Gewerkschaftskreisen mit Blick auf Winterkorn: «Moralisch stellt sich aus unserer Sicht die Frage, ob ein freiwilliger Verzicht nicht angebracht wäre.»

 

Der 68-jährige Winterkorn war mit zuletzt über 15 Millionen Euro Jahresgehalt der bestbezahlte Manager eines Dax-Unternehmens. Deutlich mehr als zehn Millionen Euro davon waren Bonuszahlungen.

 

Winterkorn hatte im September wegen des Abgas-Skandals bei VW sein Amt niedergelegt. Als Vorstandschef übernehme er die Verantwortung für die bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten, hatte der Manager damals mitgeteilt. Sein Rücktritt erfolge «im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin». Auch der Aufsichtsrat hatte ihm damals bescheinigt, keine Kenntnis von den Manipulationen gehabt zu haben.

 

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) sieht in der Fortsetzung des Vertrages mit Winterkorn keinen Skandal. «Ein Vorstand hat in der Regel zwei Verträge mit einem Unternehmen: einen Vorstandsvertrag und einen Arbeitsvertrag», erklärte DSW-Präsident Ulrich Hocker. Dass der Arbeitsvertrag noch weiterlaufe, sei nicht unüblich.

 

Unklar ist, ob Winterkorn noch eine zusätzliche Abfindung bekommt. Laut Geschäftsbericht wäre eine solche Zahlung aber auf maximal zwei Jahresvergütungen begrenzt. Neben einer Abfindung steht VW-Vorständen auch noch ein sogenanntes Ruhegehalt zu, sozusagen die Manager-Rente. Hier hat der zurückgetretene Winterkorn theoretisch Anspruch auf 70 Prozent seines Grundgehalts.

 

Winterkorns Festvergütung lag im vergangenen Jahr bei rund 1,6 Millionen Euro, hinzu kamen hohe Bonuszahlungen. Insgesamt hatte VW für seine Altersbezüge zuletzt gut 28,5 Millionen Euro reserviert.

 

Um nach dem Abgas-Skandal weiteren Schaden vom Unternehmen abzuwenden, holt VW eine neue interne Aufpasserin nach Wolfsburg. Hiltrud Werner (49) wechselt vom Zulieferer ZF an die Spitze der VW-Konzernrevision, wie der Konzern mitteilte. (DPA)