Wie die Dinge ins Museum kommen: Schau in Karlsruhe

Die mykenische Bügelkanne im Tausch mit einem Rasierapparat oder Nubier-Köpfe vom Meisterfälscher - wie kommen die Dinge eigentlich ins Museum? Auf teils abenteuerlichem Weg, zeigt eine kuriose Schau im Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Volontäre des Museums haben die Depots durchforstet, von der Archäologie über die Kunstgeschichte bis hin zur Volkskunde. Mehr als zwei Dutzend skurriler Gegenstände oder Geschichten haben sie zu Tage gefördert. Präsentiert werden sie nun in den verschiedenen Abteilungen. Die Schau «OMG! Objekte mit Geschichte» ist von diesem Samstag an bis zum 29. Mai verteilt auf alle vier Etagen des Schlosses zu sehen. So hatte die mykenische Bügelkanne dem Museum zufolge einst in einem Krämerladen das Interesse eines Käufers erregt. 

Als man zu feilschen begann, tauschte der Händler die antike Kanne gegen einen Elektro-Rasierer. Der neue Besitzer der Kanne schenkte seinen Schatz später dem Badischen Landesmuseum.

 

Gezeigt wird auch eine Schwarzwälder Trachtenpuppen-Gruppe, die das Museum von einer Kunstsammlerin erstand. Diese kaufte mit dem Geld einen palästinensischen Gefangenen aus israelischer Haft frei. Zu sehen sind außerdem «Überlebende», die den heftigen Luftangriff der Alliierten 1944 überstanden, als das Karlsruher Schloss nahezu vollständig zerstört wurde: Geschirr, Masken und historische Waffen.

 

Und dass auch im Museum nicht alles echt alt sein muss, zeigt ein Sandsteinrelief, das stilistisch Ende des 14. Jahrhunderts eingeordnet wird. Doch die Vergangenheit des früheren Besitzers lassen Zweifel aufkommen: Die Nubier-Köpfe gehörten einst dem Kunstfälscher Oxan Aslanian, der wegen seiner hochwertigen Fälschungen als «Berliner Meister» in die Kunstgeschichte einging.

 

Die Schau der Nachwuchswissenschaftler ist ein Novum am Badischen Landesmuseum. Erstmals haben Volontäre zusammen eine große Ausstellung vorbereitet. Für sie ist es eine Art Arbeitsprobe, das Museum freut sich über den «frischen Blick», mit dem die jungen Leute an das Projekt gingen.

 

Schließlich schlugen sie auch neue mediale Wege ein: Mit einer «Augmented Reality App» suchen sie Kontakt mit den Besuchern. Smartphone oder Tablet «erkennen» dabei das Exponat und verknüpfen kurze Filmsequenzen, in denen die Volontäre in einer Minute ihre jeweilige spektakuläre Objektgeschichte erzählen. (DPA/LSW)