Schweinezüchter bangen wegen niedriger Preise um Existenz

Die Schweinehalter im Land fürchten um ihre Existenz. Foto: Uwe Anspach/Archiv
Die Schweinehalter im Land fürchten um ihre Existenz. Foto: Uwe Anspach/Archiv

Die Schweinehalter im Land fürchten um ihre Existenz. Die niedrigen Preise trieben immer mehr Betriebe zur Aufgabe, sagte der Präsident des Schweinezuchtverbands, Hans-Benno Wichert, am Freitag in Stuttgart. Seit 2010 hätten rund 1100 Schweinehalter aufgegeben - damit seien rund 30 Prozent der Betriebe geschlossen worden. In der gesamten Landwirtschaft geben im Südwesten derzeit jedes Jahr etwa 1,7 Prozent der Betriebe auf, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Das seien weniger als noch vor einigen Jahren.

Die Schweinehaltung ist nach Daten des Statistischen Landesamtes im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Anfang November wurden im Land noch gut 1,8 Millionen Schweine gehalten - ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 103 000 Tieren. Seit Sommer 2014 bewegten sich die Preise für Schweinefleisch auf einem Tiefstand. Für ein Ferkel bekommen die Schweinezüchter dem Verband zufolge weniger als 35 Euro. Gut 52 Prozent des Schweinefleisches im Südwesten stammen derzeit aus heimischer Produktion. «Die Wertschöpfung reicht nicht mehr», sagte Wichert und appellierte an den Lebensmittelhandel und Verbraucher, höhere Preise zu zahlen.


Auch Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) betonte: «Nur zu vernünftigen Preisen ist es unserer heimischen Landwirtschaft auch in Zukunft möglich, regionale Qualität zu produzieren und unsere attraktiven Kulturlandschaften zu erhalten.»


Eine Umstellung auf Öko sei für viele Schweinezüchter allerdings keine Lösung, sagte Wichert. Der Naturschutzbund Baden-Württemberg sprach am Freitag von einer ungedeckten Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch. Edeka zahlt im Südwesten 3,75 Euro je Kilogramm Bioland-Schweinefleisch. «Verbraucher sind zunehmend sensibel bei der Frage, wie ihr Schnitzel erzeugt wurde», sagte Christian Eicher von der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg.


Das sehen die Schweinezüchter allerdings anders. Weniger als ein Prozent des gekauften Fleisches sei Biofleisch, sagte Wichert. Die Nachfrage reiche nicht aus. Angesichts der höheren Kosten für die Produktion sei eine Umstellung für die Masse der Betriebe überhaupt nicht wirtschaftlich. Er forderte deshalb neben den Preisanhebungen stärkere Förderung auch von konventionellen Betrieben.


Laut Landwirtschaftsministerium bekommen die Landwirte neben diversen Fördermöglichkeiten der EU für die Flächenbewirtschaftung auch Geld für Leistungen, die sie für die Gesellschaft erbringen. Allein das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT), das über mehrere Jahre läuft, umfasst 583 Millionen Euro.


Trotzdem haben die Betriebe im vergangenen Jahr deutlich weniger eingenommen. Schuld ist unter anderem das russische Embargo für landwirtschaftliche Produkte. Weil Milch, Fleisch und Obst in Europa verkauft wurden, seien die Preise damit noch weiter unter Druck geraten, sagte Rukwied. Von Juni 2014 bis Juni 2015 sei das Ergebnis der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe im Durchschnitt um 30,5 Prozent auf 35 521 Euro eingebrochen, rechnete Rukwied vor. Im Jahr zuvor hatten die Betriebe ihr Ergebnis noch steigern können. Neben den Schweinezüchtern litten vor allem die Obstbauern, deren Gewinne im Schnitt um mehr als die Hälfte einbrachen. Im Schnitt verdienen die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft brutto nur noch 25 200 Euro. Familienmitglieder nähmen in der Regel noch weniger ein, so Rukwied.


Der Bauernpräsident appellierte deshalb an den Lebensmitteleinzelhandel. Es brauche ein «Ende der Billigstrategie». Die Margen müssten gerechter verteilt werden. «Bei unseren Bauernfamilien kommt viel zu wenig an.» Außerdem forderte Rukwied mehr Förderung auch für konventionelle Betriebe. Weil sie so wenig verdienen, können die Landwirte zu wenig investieren. 10 000 bis 15 000 Euro seien jährlich notwendig, um die Betriebe für die Zukunft fit zu machen. Derzeit sehe man im Südwesten nur eine schwarze Null. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Angesichts der mageren Getreideernte in diesem Sommer sei zu erwarten, dass die Ergebnisse im laufenden Wirtschaftsjahr 2015/2016 ebenfalls zweistellig sinken werden, hieß es. (DPA)