Trump für komplettes Muslim-Einreiseverbot in die USA

Gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt: Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Georgia. Foto: Erik S. Lesser/Archiv
Gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt: Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Georgia. Foto: Erik S. Lesser/Archiv

Donald Trump, ein führender Bewerber um die Kandidatur der Republikaner im Rennen um das Weiße Haus 2016, hat sich für ein komplettes US-Einreiseverbot für Muslime ausgesprochen. Der Unternehmer begründete dies mit einer Umfrage, in der eine große Zahl der befragten Muslime Gewalt gegen Amerikaner in den USA bejaht habe, weil sie Teil des globalen Dschihad sei. Die Umfrage wurde angeblich im Frühsommer 2015 unter 600 Menschen gemacht. Eine entsprechende Mitteilung des befragenden Instituts soll vom 23. Juni stammen.

Einige Medien bezeichneten die Befragung am Dienstag als zweifelhaft.


Trump erklärte in einer Mitteilung: «Solange wir dieses Problem und die damit verbundenen Gefahren nicht verstehen, darf unser Land kein Opfer der Attacken von Leuten werden, die an den Dschihad glauben.» Volksvertreter und Politiker des Landes müssten zunächst feststellen, was eigentlich los sei. «Wir müssen herausfinden, woher all dieser Hass kommt.»


Trumps Forderung kommt wenige Tage nach einer mutmaßlichen Terrorattacke im kalifornischen San Bernardino, bei der 14 Menschen erschossen wurden. Eine Täterin hatte sich vor der Attacke als Anhängerin der Terrormiliz IS (Islamischer Staat) offenbart. Die beiden Täter - ein Mann und eine Frau - waren Muslime.


Selbst seine Mitbewerber unter den Republikanern lehnten Trumps Statement mit zum Teil harschen Worten ab. Von keinem der Kandidaten gab es Zustimmung. Jeb Bush nannte Trump «komplett verwirrt». Die Ex-Chefin des Computerherstellers Hewlett Packard, Carly Fiorina, sprach von einer «gefährlichen Überreaktion». Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton meinte auf Twitter: «Skandalös, verwerflich, spalterisch. Trump, Du begreifst es nicht.»


Die Ereignisse von San Bernardino und zuvor die Terroranschläge von Paris haben in den USA in den vergangenen Wochen Ressentiments gegen Muslime befeuert. Das Thema spielt im Wahlkampf um die Präsidentschaft eine immer größere Rolle.


Einer der größten US-Muslimverbände sieht die Religionsfreiheit des Landes durch das politische Klima bedroht. «Der Islamische Staat versucht doch, die religiöse Freiheit in den USA zu unterminieren, und viele Politiker springen im Wahlkampf kleingeistig auf diesen Zug auf», sagte Nihad Awad, Präsident des Council on American-Islamic Relations (CAIR), der Deutschen Presse-Agentur in Washington. «Manche Kandidaten spielen dem IS unmittelbar in die Hände, ob willentlich oder wissentlich», sagte Awad. «Es gibt aber tatsächlich gar keinen religiösen Konflikt in den USA, sondern einen ideologischen.»


«Die USA sollten sich vor Ignoranz fürchten, nicht vor Muslimen», sagte Awad. Im Kampf gegen Radikalisierung und Extremismus arbeite die muslimische Gemeinschaft in den USA eng mit Ordnungshütern und Strafverfolgern zusammen. «Mit Gemeinden und Moscheen in den USA hat Radikalisierung nichts zu tun, die sind alle Mainstream», so Awad.


Präsident Barack Obama habe in seiner jüngsten Rede an die Nation den richtigen Ton in kritischer Zeit getroffen. «Sie war ein willkommenes Zeichen in Zeiten wachsender Hassverbrechen gegen amerikanische Muslime.» Awad sagte, Obama solle dieser Ansprache weitere Reden folgen lassen, und auch Taten. Obama hatte am Sonntagabend (Ortszeit)in einer Rede an die Nation eindringlich vor Hass, Misstrauen und Angst gegenüber Muslimen gewarnt. «Wir dürfen uns nicht gegeneinander wenden, indem wir diesen Kampf als Krieg zwischen Amerika und dem Islam definieren», sagte er und versprach den Amerikanern, die Miliz und andere extremistische Organisationen, die eine Bedrohung darstellten, «zu zerstören». (DPA)