Geisterfahrer! - Richtiges Verhalten auf der falschen Spur

Das Schild an der Autobahn soll davon abhalten, zum Falschfahrer zu werden. Bundesweit gibt es jährlich bis zu 80 Unfälle durch Geisterfahrer, jeder sechste endet tödlich. Foto: Tobias Hase
Das Schild an der Autobahn soll davon abhalten, zum Falschfahrer zu werden. Bundesweit gibt es jährlich bis zu 80 Unfälle durch Geisterfahrer, jeder sechste endet tödlich. Foto: Tobias Hase

Bonn (dpa/tmn) - «Pro Jahr ereignen sich in Deutschland zwischen 75 und 80 Unfälle durch Geisterfahrer», sagt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Die Zahl ist laut DVR in den vergangenen Jahren vergleichsweise konstant geblieben. Etwa jeder sechste dieser Unfälle endet tödlich. Rund jeder dritte deutsche Autofahrer (36 Prozent) räumte in einer repräsentativen Forsa-Studie im Auftrag von CosmosDirekt ein, bereits einmal als Geisterfahrer unterwegs gewesen zu sein. So verwundert es nicht, dass der Rundfunk pro Jahr etwa 2200 entsprechende Warnmeldungen sendet.

Eine Auswertung dieser Meldungen durch den ADAC zeigt: Etwa die Hälfte der Falschfahrerwarnungen gibt es bei Dunkelheit, gut 40 Prozent aller Meldungen am Wochenende.


Doch warum werden Autofahrer zu Geisterfahrern? «In vielen Fällen lässt sich eine eindeutige Ursache nicht mehr feststellen», sagt Jürgen Berlitz vom ADAC. Allerdings lassen sich mehrere Faktoren erkennen, die das begünstigen. Die Zahl der Anschlussstellen zum Beispiel kann eine Rolle spielen. So stellte der ADAC fest, dass die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie das Saarland bezogen auf die Länge des Autobahnnetzes auf mehr Falschfahrermeldungen kommen als die übrigen Bundesländer.


Auch der Zustand der Autobahn kann einen Einfluss haben. So gibt es nach den Erkenntnissen der Experten des Autoclubs in den ostdeutschen Ländern weniger Warnmeldungen als im Westen. Das kann daran liegen, dass die Autobahnen im Osten neuer und nach aktuelleren Richtlinien gestaltet sind. Die Wegweisung und Beschilderung dürfte in Ostdeutschland vielerorts ebenfalls in einem besseren Zustand sein.


Das deckt sich in etwa mit den Ergebnissen der Forsa-Umfrage: Mangelnde Ortskenntnisse (66 Prozent) sowie eine irreführende Beschilderung und Ablenkung (jeweils 42 Prozent) gaben die meisten Autofahrer als Grund für ihre Geisterfahrt an.


Um einem Geisterfahrer nicht unvorbereitet zu begegnen, gibt es ein wirksames Mittel: «Schalten Sie den Verkehrsfunk im Radio ein», rät Rademacher. Wer eine Meldung über einen Falschfahrer auf seiner Strecke hört, sollte sofort die Geschwindigkeit reduzieren. «Fahren Sie am besten auf dem äußerst rechten Fahrstreifen», rät Berlitz. «Wenn möglich, steuern Sie den nächsten Parkplatz an und warten, bis die Gefahr vorüber ist», ergänzt Rademacher.


Wer selbst zum Geisterfahrer wird, sollte die Warnblinkanlage und das Licht einschalten, rät ADAC-Verkehrsexperte Berlitz. «Fahren Sie sofort an den nächstgelegenen Fahrbahnrand, stellen ihr Fahrzeug dicht neben der Leitplanke ab, steigen Sie vorsichtig aus und stellen Sie sich hinter die Leitplanke.» Dann sollte am besten die Polizei gerufen werden, damit sie helfen kann.


Ganz ohne Folgen bleibt auch eine unbeabsichtigte Geisterfahrt nicht. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV) droht ein Bußgeld von mindestens 200 Euro. Hinzu kommen zwei Punkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot. Werden andere gefährdet, droht der Entzug der Fahrerlaubnis für mindestens sechs Monate, im schlimmsten Fall sogar eine Freiheitsstrafe. (DPA/TMN)