«Paradiesische Zeiten für Autokäufer» - Besser bis 2016 warten

Die Rabatte werden 2016 wohl weiter steigen, prognostizieren Experten. Foto: Daniel Naupold
Die Rabatte werden 2016 wohl weiter steigen, prognostizieren Experten. Foto: Daniel Naupold

Es sind gute Zeiten für Autokäufer. Zwar sind die Neuwagen-Rabatte zuletzt leicht gesunken, wie der Rabattindex des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen zeigt. Dennoch sind die Werte die höchsten seit sechs Jahren zu dieser Zeit. Und es wird 2016 wohl noch besser für Autokäufer kommen. Das erklärt Prof. Ferdinand Dudenhöffer, der das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen leitet. «Es sind paradiesische Zeiten für Autokäufer. Und sie werden wahrscheinlich noch paradiesischer.» 

Der Grund: Dudenhöffer und seine Kollegen gehen davon aus, dass der deutsche Automarkt 2016 nachlassen wird. Die Hersteller werden hierzulande 30 000 Autos weniger als 2015 (- 0,9 Prozent) verkaufen, schätzen sie. «Das Rabattniveau wird eher noch höher gehen als dieses Jahr.» Und schon jetzt habe Deutschland weltweit das höchste Niveau bei Neuwagen-Rabatten.


Dazu trägt bei, dass immer weniger Leute Neuwagen kaufen. Deren Anteil ist mit knapp über 30 Prozent etwa gleich hoch wie der an neuen Autos, die von Autobauern oder Händler zugelassen sind. Die Modelle kommen nach sechs bis zwölf Monaten als junge Gebrauchte mit hohen Rabatten auf den Markt, wie Dudenhöffer erläutert. Und weil die Autobauer laut dem Experten mit einer großen Zahl solcher Zulassungen ins Jahr 2016 gehen, können Autokäufer auch deshalb Schnäppchen machen.


Autokäufer überlegen daher lieber genau, ob sie noch 2015 zuschlagen: «Sie sollten wirklich nur kaufen, wenn sie das Gefühl haben, das Schnäppchen ihres Lebens zu machen.» Ansonsten kann sich Warten lohnen. Denn nicht nur Rabatte steigen unter Umständen wieder. Auch der spätere Wiederverkaufswert kann höher sein. «Schließlich steht dann 2016 in den Papieren, nicht 2015.»


Wer einen Neuwagen kaufen will, sollte genau bei verschiedenen Anbietern recherchieren, empfiehlt der Professor. Also direkt bei Autohäusern, in Tageszeitungen oder online bei Neuwagen-Portalen. «Dort sieht man, welche maximalen Rabatte möglich sind.» So lasse sich der Markt gut screenen, sagt Dudenhöffer. Die Unterschiede sind groß: Rabattspannen bei einzelnen Modellen können je nach Vermittler sieben Prozent betragen, zeigt der CAR-Rabattindex.


Der Abgasskandal hat nicht so stark auf die Preise geschlagen, wie von manchen Experten erwartet. Die Absatzzahlen sinken jedoch stark, auch bei den Tochterfirmen Audi und Seat. Lediglich bei Skoda sinken die Werte nur moderat, wie Dudenhöffer berechnet hat.


Mit einzelnen großen Nachlässen hat VW bei Internet-Vermittlern den Trend aufzuhalten versucht. Beim VW Golf 1.2 TSI gab es bei einigen Internet-Neuwagenvermittlern mit Eintauschprämie für den alten Wagen teilweise einen Rabatt von 30 Prozent. Der Golf kostete danach 12 440 Euro statt 17 650 Euro Listenpreis. Laut den Einschätzungen der Experten vom CAR-Institut ist das aber möglicherweise noch nicht das Ende der Fahnenstange: In den kommenden Monaten könnte der Konzern zu einer Vertriebsstrategie mit noch höheren Rabatten gezwungen sein.


Einen generellen Einfluss hat der Skandal laut Dudenhöffer auf die Preisentwicklung bei Diesel-Fahrzeugen. Sie werden in den nächsten zwei Jahren nach und nach teurer werden, schätzt der Experte. Denn die Hersteller müssen ihre Abgasreinigungssysteme ab 2016 schärferen EU-Richtlinien anpassen. Diese Richtlinien seien auch eine Reaktion auf den Skandal um manipulierte Abgaswerte, glaubt der Professor.


Wer zeitnah einen Diesel kauft, kann also noch Geld sparen. «Dafür darf man sich aber nicht daran stören, dass sein Auto mehr Stickoxide als nachfolgende Modelle ausstößt», gibt der Experte zu bedenken. (DPA/TMN)