Eon mit Rekordverlust - Strompreise bleiben stabil

Die Eon-Zentrale in Essen: Für die ersten neun Monate meldet der Konzern fast sechs Milliarden Euro Verlust. Foto: Nico Kurth/Archiv
Die Eon-Zentrale in Essen: Für die ersten neun Monate meldet der Konzern fast sechs Milliarden Euro Verlust. Foto: Nico Kurth/Archiv

Der Absturz der Börsen-Strompreise und das billige Öl haben den Energiekonzern Eon tief in die roten Zahlen gedrückt - die Kunden sollen aber vorerst nicht stärker zur Kasse gebeten werden. Allein im dritten Quartal häufte Deutschlands größter Versorger einen Rekordverlust von rund 7 Milliarden Euro an, so viel wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens. Für die ersten neun Monate 2015 steht ein Fehlbetrag von knapp 5,7 Milliarden Euro in der Bilanz, teilte Eon am Mittwoch in Düsseldorf mit.

Grund dafür seien hohe Wertberichtigungen vor allem auf die Gas- und Kohlekraftwerke sowie auf Öl- und Gasförderprojekte.


Trotz der enormen Buchverluste will Eon die Endverbraucher-Preise zunächst nicht erhöhen. «Wir halten die Strompreise über den Jahreswechsel hinaus stabil», sagte Finanzchef Michael Sen in einer Telefonkonferenz. Eon hat in Deutschland etwa sechs Millionen Stromkunden. Auf Nachfrage kündigte auch der Konkurrent RWE an, den Strom- und Gaspreis in der Grundversorgung 2016 vorerst nicht anzuheben. Entscheidungen für den weiteren Verlauf des Jahres würden dann später getroffen.


Der Konzern will seinen Aktionären für das laufende Geschäftsjahr weiter 50 Cent Dividende zahlen. Dies sei ein klares Signal der Stärke und Kraft an die Eigentümer, sagte Sen.


Eon hält an seiner Aufspaltung in einen «grünen» Hauptkonzern und in die Kraftwerkssparte Uniper fest. Die Trennung gehe nun auf die Zielgerade, meinte Sen: «Das sind zwei Energiewelten. Beide Unternehmen sind besser aufgestellt, wenn sie unabhängig agieren.» Eon habe zur Aufspaltung keinen «Plan B».


Laut Vorstandschef Johannes Teyssen ist die Aufteilung der knapp 57 000 Eon-Mitarbeiter auf die beiden Firmen fast abgeschlossen. Uniper soll Anfang 2016 an den Start gehen. Im Juni muss die Hauptversammlung der Aufspaltung noch zustimmen.


Zuletzt hatte Eon allerdings einen empfindlichen Rückschlag für seine Pläne einstecken müssen. Das Atomgeschäft wird auf politischen Druck nicht zu Uniper verlagert, sondern bleibt - anders als ursprünglich vorgesehen - bei Eon selbst. Kritiker sehen damit den Sinn der Konzernaufspaltung infrage gestellt. Sen betonte dagegen erneut, dass es keineswegs Ziel des Projektes sei, Atomlasten loszuwerden. Eon betreibt drei Atomkraftwerke und ist an drei weiteren beteiligt.


Das Nuklearthema werde von den Aktionären sehr sensibel beobachtet, sagte Sen. Zweifel am ausreichenden Umfang der Atom-Rückstellungen hatten im September für Horrorszenarien und einen Kurseinbruch gesorgt. Zuletzt hatte ein Gutachten der Bundesregierung mit für die Stromkonzerne positiven Einschätzungen die Anleger etwas beruhigt.


Auch im Tagesgeschäft schlagen die sinkenden Börsen-Strompreise wegen des hohen Zubaus an Wind- und Solarenergie weiter durch. Eons operativer Gewinn (Ebitda) ging von Januar bis September um 18 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zurück. Allein in der klassischen Stromerzeugung sackte der Ertrag um ein Drittel ab. Dennoch hielt der Vorstand an seiner Jahresprognose fest. Demnach soll der operative Gewinn von 8,3 (2014) auf 7,0 bis 7,6 Milliarden Euro fallen.


Für das Schlussquartal erwarten die Düsseldorfer bessere Geschäfte. Es müsse gegenüber dem Vorjahr deutlich stärker werden, sagte Sen. Dabei sollen sich auch Investitionen in neue Windparks auszahlen.


Zudem hofft Eon, den umgerechnet knapp 1,5 Milliarden Euro schweren Verkauf der Öl- und Gasquellen in der norwegischen Nordsee an die vom russischen Milliardär Michail Fridman kontrollierte Dea Deutsche Erdöl AG in den nächsten Wochen abzuschließen. Der Schuldenstand von zuletzt gut 28 Milliarden Euro soll sich vorerst aber kaum verändern.


Dennoch zeigten sich die Aktionäre erfreut: Die Eon-Papiere legten bis zum Mittag an der Frankfurter Börse um rund 3,5 Prozent zu und lagen damit in der Spitzengruppe der Dax-Unternehmen. (DPA)