Studie: Deutsche Digital-Wirtschaft nur Mittelmaß

Bundeskanzlerin Angela Merkel informiert sich über die Digitalisierung in der Industrie während eines Besuchs bei Siemens in Bayern. Foto: Armin Weigel/Archivbild
Bundeskanzlerin Angela Merkel informiert sich über die Digitalisierung in der Industrie während eines Besuchs bei Siemens in Bayern. Foto: Armin Weigel/Archivbild

Die digitale Wirtschaft in Deutschland hat in einem Zehn-Länder-Vergleich der führenden Nationen nur mittelmäßig ab-geschnitten. Demnach erreichte Deutschland mit 53 von 100 möglichen Indexpunkten in diesem Jahr nur den sechsten Platz. Das geht aus dem Monitoring-Report «Wirtschaft Digital» hervor, den TNS Infratest und das ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellten. Im Vergleich zum Vorjahr fiel Deutschland demnach um einen Platz zurück.

China verbesserte sich dagegen um 7 auf 55 Indexpunkte und rückt von Platz sieben zusammen mit Japan auf den vierten Rang vor. Die USA bleiben mit 80 Indexpunkten deutlicher Spitzenreiter vor Südkorea (66) und Großbritannien (57).


«Die Zahlen zeigen, dass bei der Digitalisierung unserer Wirtschaft Luft nach oben ist», sagte Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Die Politik müsse gemeinsam mit der Wirtschaft noch größere Anstrengungen unternehmen, «um in Zukunft eine Spitzenposition bei der Digitalisierung zu erreichen». Wichtig sei vor allem, dass dabei kleine und mittelständische Unternehmen mitgenommen würden. «Es gib Hinweise, dass bei einigen Unternehmen die Digitalisierung noch nicht bei den Kernaufgaben steht», sagte Machnig. Das gelte es zu ändern.


Der Studie zufolge zeigt sich die digitale Wirtschaft in Deutschland auf den Weltmärkten nur mit unterdurchschnittlichen Leistungen, gemessen an Umsätzen, Nachfrage und Exporten. Hier führten die USA mit deutlichem Abstand, gefolgt von Südkorea und China. Dahinter macht die Studie Japan und Großbritannien aus.


Überdurchschnittlich sind demnach die Leistungen bei technischen und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Als besondere Stärken stellen die Marktforscher die Innovationsfähigkeit und einen guten Marktzugang heraus. Auch bei der Vernetzung der Digitalbranche mit anderen Wirtschaftsbereichen sei Deutschland sehr gut aufgestellt.


Die deutsche Internet-Wirtschaft setzte 2014 Güter und Dienstleistungen im Wert von knapp über 100 Milliarden Euro um. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt entspricht dieser Wert einem Anteil von rund 3,5 Prozent. Mit über 92 000 Unternehmen und über einer Million Erwerbstätigen sei die IKT-Branche ein bedeutender Zweig der deutschen Wirtschaft, betonte das Ministerium.


«Die dynamische Entwicklung der Internetwirtschaft reflektiert, dass die Digitalisierung inzwischen sämtliche Bereiche in Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland erfasst hat», sagte Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs IKT am ZEW. Es gelte aber, «die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln».


Laut Bericht liegt die Industrie in Deutschland mit einem Anteil von 4,6 Prozent an der gewerblichen Wertschöpfung vor der deutschen Traditionsbranche Maschinenbau (4,4 Prozent) und knapp hinter dem Fahrzeugbau (5,3 Prozent). Als besonders chancenreiche Wachstumsfelder macht die Studie IT-Sicherheit, mobile Computing und Transaktionsdienste aus. (DPA)