Frank Elstner macht Schluss mit «Menschen der Woche»

Frank Elstner: Von Abschied kann keine Rede sein. Foto: Patrick Seeger
Frank Elstner: Von Abschied kann keine Rede sein. Foto: Patrick Seeger

Es geht keine Ära zu Ende, es gibt keinen Fernseh-Abschied, bitte kein Drama! Frank Elstner moderiert am Samstag (31.10.) nach ziemlich genau 15 Jahren und geschätzten 600 Folgen seine letzte Ausgabe der SWR-Samstagstalkshow «Menschen der Woche». Darum will er weder viel Aufhebens machen noch sich Melancholie einreden lassen, basta. «Solange Sie noch zwei große TV-Shows im Jahr machen, kann von Abschied keine Rede sein», sagt der 73-Jährige.

Bald wird er aber deutlich seltener im TV zu sehen sein und nur noch «Die große Show der Naturwunder» im Ersten moderieren.


Schon vor zwei Jahren habe er sich mit dem SWR-Intendanten hingesetzt und über seine Zukunft gesprochen. «Ich hätte gerne weitergemacht, aber man muss einem Sender auch erlauben, dass er sich Gedanken über seine Zukunft macht und nicht über die Zukunft eines 73-Jährigen», sagt Elstner klipp und klar. Er wirkt sehr souverän und abgeklärt.


Überhaupt ist es für den «Wetten, dass..?»-Erfinder längst nicht das erste Mal, dass von ihm moderierte langjährige TV-Formate auslaufen. ««Jeopardy» habe ich bestimmt 800 Mal moderiert», sagt er. «Man hört immer mal wieder mit was auf und fängt immer mal wieder was Neues an.» Jetzt will er ein bisschen Zeit für sich. Freut sich auf ein paar Monate Nichtstun, auf viele freie Wochenenden, auf Reisen und darauf, endlich mal Bücher nicht nur quer, sondern richtig zu lesen.


Wie bekannt Frank Elstner ist, merkt man spätestens dann, wenn man nur seine Stimme hört. Keine ist wie diese. Freundlich, bestimmt, routiniert, unverwechselbar. Eine gewisse professionelle Langmut scheint durch bei manchen Fragen, quasi ein «hörbares» Augenrollen. «Natürlich war «Wetten, dass..?» mein großer Wurf», sagt er, wenn er auf die Höhepunkte seiner Karriere angesprochen wird. Aber: «Ich sortiere nicht nach «Downs» oder «Highlights».»


Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist er im Geschäft, war Radiosprecher und Schauspieler, ist Fernsehmacher, Talkmaster, Formate-Entwickler, Journalist, Produzent. Er hat «Wetten, dass..?», die erfolgreichste Show des deutschen Fernsehens, nicht nur erfunden, sondern zwischen 1981 und 1987 auch moderiert, ebenso wie manch andere große Show wie «Montagsmaler», «Spiel ohne Grenzen», «Verstehen Sie Spaß?». Nebenbei schuf er quasi pausenlos für verschiedene Sender Formate wie «Nase vorn» - einer der wenigen Flops in Elstners Karriere -, «Koffer-Hoffer», «Elstners Reisen» oder «Die stillen Stars» über 132 Nobelpreisträger.


Letzteres hat ihm besonders viel Spaß gemacht, «weil ich deren zum Teil sehr einfaches, aber sehr stringentes Leben kennengelernt habe und diese Menschen sehr bewundere». Und für «Elstners Reisen» will er weiterhin zweimal im Jahr unterwegs sein. «Mein Spieltrieb ist ungebrochen.»


Andere große TV-Stars wie Hape Kerkeling, Harald Schmidt oder Stefan Raab ziehen sich vom Bildschirm zurück - wird Elstner nicht auch ein bisschen müde? Keinesfalls, sagt er. Vielleicht teile man sich seine Zeit besser ein. «Man wird nicht müder, sondern vernünftiger.» Und überhaupt nervt ihn das ganze Abschiedsgerede. «Ich trete nicht zurück, sondern ich mache weniger», sagt er. «Und ich schließe nicht aus, dass ich im nächsten Jahr eine tolle Idee habe und mit was ganz Anderem weitermache.»


Er kann sich zum Beispiel vorstellen, für einen Sender hin und wieder ein gutes Gespräch mit einem guten Gast zu führen. «Und wenn diese Angebote nicht kommen, lese ich eben wieder ein Buch.»


Urgestein oder Dino des Fernsehens - solche Beschreibungen schüttelt er weg und sie sind ihm nach eigenen Worten völlig wurscht. «Wenn Sie mal über 70 sind, müssen Sie sich mit solchen Bezeichnungen anfreunden», sagt er und nimmt das eher als Kompliment. Sich selbst zu belügen, liegt ihm übrigens gar nicht. «Selbstbetrug ist der größte Betrug, den es gibt.» Er punkte eben nicht mit Jugend, sondern mit einem anderen, unschätzbaren Vorteil. «Ich habe sehr viel Erfahrung.»


Karriereende, Lebensende, Ideenende - nein, Ende ist für Frank Elstner kein Thema, zumindest keines, das er laut kundtut. «Ich bin ein Mensch, der sehr viele Ideen hat, dem jeden Tag was einfällt», sagt er. «Und ich bin ein sehr guter Verdränger.» (DPA)