Studie: Lärm schädigt Gesundheit weniger als angenommen

Eine Passagiermaschine startet auf dem Frankfurter Flughafen. Foto: Boris Roessler/Archiv
Eine Passagiermaschine startet auf dem Frankfurter Flughafen. Foto: Boris Roessler/Archiv

Chronischer Verkehrslärm verursacht einer großen Studie zufolge geringere Gesundheits-risiken als bisher angenommen. Der Krach kann demnach das Risiko für Depressionen und Herzschwäche erhöhen, wirkt sich aber nicht auf den Blutdruck aus. Das ist das Fazit der Studie NORAH (Noise-Related Annoyance, Cognition and Health), die Experten in Frankfurt vorstellten. Wissenschaftler hatten dafür fünf Jahre lang die gesundheitlichen Folgen von Flug-, Straßen- und Schienenlärm in den Regionen Rhein-Main, Köln-Bonn und Stuttgart untersucht.

Ein erhöhtes Risiko, an Depressionen zu erkranken, habe sich vor allem bei Menschen gezeigt, die dauerhaft Fluglärm ausgesetzt sind. Diese psychischen Folgen seien bisher kaum beachtet worden, berichteten die Autoren verschiedener Disziplinen.


In Teilstudien hatten sich die Forscher mit der Lebensqualität, dem Schlafverlauf, der Häufigkeit von Krankheiten im Rhein-Main-Gebiet und der Veränderung des Blutdrucks in Lärm-Gebieten beschäftigt. Subjektiv fühlten sich die Menschen rund um alle untersuchten Flughäfen stark belästigt. Diese Beeinträchtigung der Lebensqualität sei bei gleichbleibendem Dauerschallpegel in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen habe die NORAH-Studie aber keinen Effekt auf den Blutdruck nachweisen können.


Positive Wirkung bescheinigen die Wissenschaftler dem Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen: Seit 2011 eine sechsstündige Ruhezeit in der Nacht eingeführt wurde, schlafen die Anwohner nach den Ergebnissen besser. Die Einstellung zum Flugverkehr spielt laut Studie anscheinend eine Rolle: Menschen, die der Fliegerei positiv gegenüberstehen, schlafen demnach besser als Flugverkehr-Kritiker.


Für die Studie wurde die Belastung durch Flug-, Straßen- und Schienenlärm im Raum Frankfurt für 900 000 Gebäude berechnet. Zusätzlich wurden Lärmdaten von je 2500 Anwohnern der Flughäfen Köln-Bonn und Stuttgart erhoben. Zur Belästigung wurden 29 000 Flughafen-Anwohner befragt, für die Krankheitsrisiken wurden Krankenkassendaten von rund einer Million Menschen im Rhein-Main-Gebiet ausgewertet, an der Schlafstudie nahmen rund 200 Menschen teil, an der Blutdruckstudie 844 Menschen.


Das Ergebnis der Teilstudie zur Entwicklung von Kindern ergab, dass Grundschulkinder bei ständigem Fluglärm langsamer Lesen lernen. Mindestens einen Monat länger als andere brauchen Zweitklässler dafür in Grundschulen rund um den Frankfurter Flughafen. Dieses Ergebnis wurde bereits vor einem Jahr veröffentlicht.


NORAH sei international die bislang umfangreichste Studie zu den Auswirkungen von Verkehrslärm auf Gesundheit und Lebensqualität, sagte Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsmitglied des Frankfurter Forums Flughafen und Region, das die Studie in Auftrag gegeben hatte. (DPA)