Raumsonde «Cassini» taucht in eisige Wolke von Saturnmond ab

Seit Juli 2004 kreist die amerikanisch-europäische Raumsonde Cassini im Saturnsystem (Computersimulation). Foto: DLR
Seit Juli 2004 kreist die amerikanisch-europäische Raumsonde Cassini im Saturnsystem (Computersimulation). Foto: DLR

Unwirtlicher als Enceladus kann ein Himmelskörper auf den ersten Blick eigentlich fast gar nicht sein. Der 1789 entdeckte und nach einem Giganten aus der griechischen Mythologie benannte Saturnmond ist eine Eiskugel mit Temperaturen von bis zu minus 240 Grad Celsius. Unter dem dicken Eispanzer des rund 500 Kilometer messenden Mondes schwappt ein Ozean, außerdem gibt es Vulkane und Geysire, die hohe Fontänen aus Wassereispartikeln spucken.

Aber trotz all dieser Ungemütlichkeit suchen Wissenschaftler auf Enceladus nach Formen einfachen Lebens, denn Wasser ist eine Grundbedingung dafür. Wichtige Erkenntnisse dafür erhoffen sie sich von einer spektakulären Abtauch-Mission der Raumsonde «Cassini» an diesem Mittwoch (16.22 Uhr MEZ). Auf rund 50 Kilometer soll sich die unbemannte Sonde dem Enceladus nähern und so tief wie nie zuvor in seine Eispartikelwolken tauchen.


«Cassini» ist schon einmal näher an dem Mond vorbeigeflogen, aber den Wassereispartikeln am Südpol ist sie noch nie so nahe gekommen, weswegen die US-Raumfahrtbehörde Nasa von einem «historischen Vorbeiflug» spricht. ««Cassini» ist schon seit mehr als einem Jahrzehnt eine Entdeckungsmaschine», sagt Nasa-Wissenschaftler Curt Niebur. Und es gibt immer wieder Neues zu erforschen: «Dieses unglaubliche Abtauchen in die Enceladus-Wolke ist eine großartige Chance für uns, um uns zu fragen: «Kann eine eisige Meereswelt die Zutaten für Leben beinhalten?»»


Während des Flugs soll «Cassini» Fotos machen und die Wassereispartikel mit ihren wissenschaftlichen Instrumenten an Bord untersuchen: Wie viele spuckt Enceladus und woraus bestehen sie genau?


Vor allem soll die Sonde Ausschau nach Wasserstoff halten. «Wenn wir molekularen Wasserstoff in der Wolke bestätigen können, würde das beweisen, dass es auf dem Grund des Ozeans von Enceladus hydrothermale Aktivitäten gibt», sagt Wissenschaftler Hunter Waite vom Southwest Research Institute in Texas. Wasserstoff kann sich unter anderem bei verschiedenen Reaktionen in heißem, stark unter Druck stehendem Wasser bilden. Bis es erste Ergebnisse gibt, könnte es allerdings Monate dauern, warnen die Forscher.


«Cassini» war 1997 gestartet und umkreist seit 2004 den Saturn, der mehr als 60 bekannte Monde hat. Die Mission, die gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa und der italienischen Raumfahrtbehörde durchgeführt wird, soll noch bis 2017 laufen. Im Dezember soll die Sonde unter anderem zum dritten und letzten Mal nah am Enceladus vorbeifliegen, bevor dann 2016 das «große Finale» beginnt: Dann soll «Cassini» mehrfach zwischen dem Saturn und seinen Ringen durchfliegen. (DPA)