Keine DFB-Anzeige gegen Zwanziger - Niersbach verteidigt

Theo Zwanziger war von 2006 bis 2012 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Foto: Wolfgang Kumm
Theo Zwanziger war von 2006 bis 2012 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Foto: Wolfgang Kumm

Den nach wie vor ungeklärten Fragen um die Vergabe der WM 2006 stellte sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auch nach der FIFA-Tagung in Zürich nicht, in Bundestrainer Joachim Löw weiß er aber einen prominenten Unterstützer hinter sich. «Auf sein Wort ist zu hundert Prozent Verlass», betonte Löw in einer Erklärung, die er der Deutschen Presse-Agentur gab. «Ich erlebe den DFB nun schon seit mehr als elf Jahren, in denen ich für ihn tätig sein darf, als äußerst seriös geführten Verband. 

Dafür steht für mich in erster Linie Präsident Wolfgang Niersbach, zu dem ich größtes Vertrauen habe und der uns bei der Nationalmannschaft sein Vertrauen auch in Phasen, in denen es mal nicht so gut läuft, immer spüren lässt», betonte Löw.


In der Diskussion um die schweren Korruptionsvorwürfe durch das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» bekam Niersbach aber auch zum ersten Mal Druck aus dem eigenen Verband zu spüren. «Die Stimmung ist sicherlich nicht die allerbeste im Augenblick», sagte Eugen Gehlenborg, Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes sowie Präsident des Norddeutschen Fußballverbandes, der «Rheinischen Post» (Mittwochausgabe). «Die erhobenen Anschuldigungen treffen uns alle schwer. Es muss eine schnelle und gründliche Untersuchung geben.» Gehlenborg hatte sich zuvor in Frankfurt am Main mit seinen Kollegen aus den anderen Landesverbänden getroffen. Bislang war Kritik an Niersbach aus dieser Richtung nur unter der Hand geäußert worden.


Niersbach hatte die Vorwürfe des Nachrichtenmagazins «Spiegels», die Weltmeisterschaft 2006 sei mit Hilfe einer schwarzen Kasse gekauft worden, «kategorisch» zurückgewiesen. In Zürich wollte er sich am Dienstag nach der Dringlichkeitssitzung der FIFA vor zahlreichen TV-Kameras aber nicht äußern und verschwand wie die übrigen Mitglieder der Weltverbands-Exekutive durch die Tiefgarage.


Ob das für Niersbach und den DFB so unschöne Thema auf der Sitzung in der FIFA-Zentrale zur Sprache kam, blieb damit ungewiss. In der Heimat formieren sich indes weiter die Reihen geschlossen hinter dem DFB-Präsidenten. «Ich finde es unfair, wie undifferenziert in den letzten Tagen hier teilweise berichtet wurde, welche Rückschlüsse gezogen wurden, ohne Beweise vorliegen zu haben», erklärte Löw.


Niersbach hatte dem Bewerbungs- und später dem Organisationskomitee der WM 2006 angehört. Der 64-Jährige und der DFB und sind vor allem wegen einer dubiosen Überweisung von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband FIFA in Erklärungszwang. «Ich bin sicher, dass die offenen Fragen geklärt werden», bemerkte Löw.


Ins Zwielicht geraten ist durch die ominöse Zahlung auch Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger. Die «Süddeutsche Zeitung» berichtete am Dienstag unter Berufung auf Informationen aus dem «Führungszirkel des DFB» sogar, der Verband prüfe eine Anzeige gegen Zwanziger wegen des Verdachts der Untreue. Das wies der DFB jedoch zurück. «Die heute über die Medien verbreitete Meldung, wonach der DFB eine mögliche Anzeige gegen den ehemaligen Verbandspräsidenten Dr. Theo Zwanziger prüfe, ist falsch und entbehrt jeder Grundlage», sagte der beim DFB für Rechtsfragen zuständige Vize-Präsident Rainer Koch der Deutschen Presse-Agentur.


Koch verwies auf die externe Untersuchung einer Wirtschaftskanzlei und die interne Prüfung des Kontrollausschusses beim DFB. «Weitere Entscheidungen des DFB-Präsidiums können erst nach Vorliegen von Untersuchungsergebnissen erfolgen», sagte Koch.


Zwanziger hatte am Montag Zweifel am Aufklärungswillen von Niersbach geäußert. Zudem erklärte er, er bitte Niersbach bereits seit drei Jahren um Aufklärung. Dies wies DFB-Mediendirektor Ralf Köttker in der «Bild»-Zeitung (Dienstag-Ausgabe) zurück. Köttker sieht vielmehr Zwanziger selbst in die Pflicht. «Wenn es aus der Sicht von Dr. Zwanziger etwas aufzuklären gab, dann stellt sich die Frage, warum er es nicht in seiner Amtszeit als Präsident gemacht hat. Zumal er im OK für die Finanzen zuständig war.» (DPA)