Industriepräsident rechnet mit steigendem Eurokurs

Baden-Württembergs Industrie sollte sich nach Ansicht eines Verbandes auf schwierigere Zeiten einstellen. Da sich die EU inklusive südlicher Krisenländer stabilisiere und die US-Konjunktur nicht so wachse wie gedacht, rechne er mit einem moderat steigenden Eurokurs, sagte der Präsident vom Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie (LVI), Hans-Eberhard Koch, am Dienstag in Stuttgart. Ein starker Euro ist schlecht für den Export, da sich Produkte aus der Währungszone auf dem Weltmarkt verteuern. Auch andere Faktoren wie steigende Zinsen könnten den brummenden Konjunkturmotor nach LVI-Einschätzung etwas bremsen.

Die aktuellen Zahlen sind prächtig, von Januar bis August stieg die Nachfrage nach baden-württembergischen Industrieprodukten dem Verband zufolge um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das lag vor allem an dem dicken Auslandsplus von 10,5 Prozent (Inland: 3 Prozent). Wichtigster Auslandsmarkt waren die USA. «Die Industrie im Südwesten zeigt sich weiterhin stabil», sagte Koch. «Wirkliche Dynamik kommt aber konjunkturell nicht auf.»


Der Manager meinte, dass die gute Wirtschaftslage zum Teil auf «Doping» fuße. Damit meint er unter anderem die derzeit günstigen Wechselkurse und niedrigen Preise für Öl und Materialien allgemein. Fast die Hälfte vom Umwachsplus liegt dem Verband zufolge an dem relativ niedrigen Eurokurs. Bisher wirkten sich die «Doping»-Faktoren positiv aus, sie könnten sich aber mit höheren Werten ins Negative drehen - mit dieser Möglichkeit begründet Koch seine Skepsis. Zu dem «Doping» sagte er: «Ich sehe das eher als Warnzeichen, dass wir uns nicht froh machen mit so einer Entwicklung.»


Der LVI-Präsident sieht die Unternehmen im Südwesten zwar gut gerüstet, weil sie vorsorgen würden für schlechtere Zeiten. Besorgt ist er jedoch, dass der Staat nicht angemessen wirtschafte. Steigende Zinsen könnten für den Staat existenzbedrohend sein wegen dessen hoher Schuldenlast, meinte Koch.


Mit Blick auf den Flüchtlingsstrom übte sich Koch in Optimismus. «Wir brauchen qualifizierte Kräfte und eine Menge von jungen Leuten in Ausbildung, dafür sollten wir die Flüchtlinge nutzen», sagte der Verbandschef. Aus der Wirtschaft gibt es auch Forderungen, die Flüchtlinge vom Mindestlohn-Gesetz auszunehmen. Davon hält Koch nichts. Für Flüchtlinge gelten die gleichen Gesetze und Bedingungen wie für alle anderen Beschäftigten, betonte er. (DPA/LSW)