Anlegerinteresse wächst - ETF-Sparpläne aber wenig bekannt

Vor Einzelaktien scheuen viele Anleger zurück. Mit dem Kauf eines Indexfonds - zum Beispiel auf den deutschen Aktienindex Dax - können sie sich aber doch an die Börse wagen. Das Risiko ist bei solchen Fonds zumindest gestreut. Foto: Frank Rumpenhorst
Vor Einzelaktien scheuen viele Anleger zurück. Mit dem Kauf eines Indexfonds - zum Beispiel auf den deutschen Aktienindex Dax - können sie sich aber doch an die Börse wagen. Das Risiko ist bei solchen Fonds zumindest gestreut. Foto: Frank Rumpenhorst

ETF-Sparpläne sind zunehmend gefragt. Denn vielen Privatanlegern in Deutschland, ohnehin skeptisch in Sachen Börse, ist es zu heikel, in einzelne Aktien zu investieren. Die börsen-notierten Indexfonds erscheinen als gute Alternative. Mit diesen können Anleger auf die Wertentwicklung eines ganzen Börsen-barometers wie dem Dax setzen. Im Vergleich zu den klassischen Fonds seien ETFs allerdings immer noch wenig bekannt. «Nicht zuletzt, weil diese Produkte den Anlegern von ihrer Bank nicht aktiv, sondern bestenfalls auf Nachfrage angeboten werden», sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW.

Wer einen ETF bei seiner klassischen Bank kaufen will, muss gezielt danach fragen. Denn für Filialbanken lohnt sich der aktive Vertrieb wegen der niedrigen Gebühren im Vergleich zum Beratungsaufwand in der Regel nicht. Direktbanken hingegen richten sich an Selbstentscheider. Bei der Consorsbank waren Ende 2014 zum Beispiel 57 Millionen Euro in solchen Produkten angelegt, im Juli wurde bereits die 80-Millionen-Euro-Marke überschritten. Vor allem Erstkunden der Direktbanken greifen beim Wertpapiersparplan lieber zum ETF als zum klassischen Fonds: Bei der Direktbank Cominvest fangen zum Beispiel 70 Prozent aller Neukunden mit ETFs an.


Wie eine Umfrage der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX unter acht Direktbanken ergeben hat, dürfte 2015 zum bisher besten Jahr für ETF-Sparpläne werden: «Der klassische Fondssparer legt sein Geld über längere Zeiträume an», begründet Ali Masarwah vom Fondsanalysehaus Morningstar den steten Geldzufluss. Nach Angaben der Direktbanken haben die Volumen bei ETF-Sparplänen bisher alle Vorjahre übertroffen - allerdings ist das Ausgangsniveau niedrig.


Privatanleger fangen erst an, ETFs für sich zu entdecken. Offizielle Zahlen gibt es nicht, Branchenkenner schätzen das Volumen der ETF-Sparpläne hierzulande auf eine halbe Milliarde Euro. Verglichen mit den Sparplänen für aktive Fonds ist das wenig: Allein die Union Investment, der Fondsanbieter der Volks- und Raiffeisenbanken, verwaltete Ende des ersten Halbjahres Fondssparpläne mit einem Gesamtvolumen von knapp 7 Milliarden Euro.


Bei ETFs investiert ein Anleger in die Wertentwicklung eines Index wie den Dax, EuroStoxx 50, den S&P 500 oder in den sehr breit angelegten MSCI World. Letzterer ist bei Sparplänen am beliebtesten.


Bei einem klassischen aktiv gemanagten Fonds setzt ein Anleger auf das Können eines Managers. Das Versprechen auf überdurchschnittliche Rendite hat seinen Preis - hinter einem Fondsmanager stehen in der Regel Analysten samt umfangreichem Vertrieb. Außerdem versuchen aktiv gemanagte Fonds, das Risiko geringer als die Vergleichsmärkte zu halten, was ein Mehraufwand ist. Bei einem ETF fällt das alles weg - das macht ihn günstiger.


ETF-Sparer setzen darauf, auf lange Sicht in jedem Fall zu gewinnen - eine Strategie, die aufgehen könnte, wie die Entwicklung des MSCI World über 20 Jahre zeigt: So liegt der Index vom 30. September 1995 bis 30. September 2015 knapp 126 Prozent im Plus.


Nach Angaben der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen ist den meisten Fondsanlegern nicht bekannt, dass es zu klassischen gemanagten Fonds eine Alternative gibt. Zwar habe sich der Bekanntheitsgrad von ETFs in den vergangenen vier bis sechs Jahren annähernd verdreifacht - so hätten in 15 Prozent aller Geldanlageberatungen bei der Verbraucherzentrale NRW die Verbraucher den Begriff zumindest erwähnt. Wenn jemand aber konkrete Fragen zu ETFs stelle, handele es sich meist um einen Anleger, der sich über die Börsen regelmäßig informiert. (DPA/TMN)