Paleo-Ernährung: Steinzeitlich kochen mit Genuss

Auch Paleo-Gerichte bieten Abwechslung. Etwas besonderes ist beispielsweise dieser Kohlrabisalat. Foto: Christian Verlag/Silvio Knezevic
Auch Paleo-Gerichte bieten Abwechslung. Etwas besonderes ist beispielsweise dieser Kohlrabisalat. Foto: Christian Verlag/Silvio Knezevic

München (dpa/tmn) - Die Regeln bei Paleo sind einfach: Erlaubt sind unverarbeitete Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Eier, Nüsse und Samen. Eben alles wie in der Steinzeit. Für Paleonaer verboten sind Milch- und Getreideprodukte, Hülsen-früchte, Zucker und jede Art von künstlichen Zusatzstoffen. Auch bei Fetten gilt: Was zu stark verarbeitet ist, darf nicht auf den Teller. Benannt ist die Paleo-Ernährung nach der Epoche des Paläolithikums - der Altsteinzeit.

Ziel sei es, seine Ernährung langfristig an diesen Regeln auszurichten, erklärt Kochbuchautor Nico Richter. So könnten Paleo-Esser fitter und gesünder werden - und bleiben. Wer Paleo ausprobieren will, steht vor der Frage: Was esse ich? Fisch, Fleisch, Eier, Salat - erlaubt. Und dann? Was gibt es zum Frühstück, wenn Getreide, Milch und Joghurt verboten sind? Funktioniert Paleo auch, wenn jemand wenig oder gar kein Fisch oder Fleisch isst? Und was, wenn man mal dringend etwas Süßes braucht?


«Je stärker man sich bei der Wahl seiner Lebensmittel einschränkt, desto schwieriger ist es, den Körper ausreichend mit den notwendigen Nährstoffen zu versorgen», sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Industriell verarbeitete Produkte zu meiden, und viel Obst und Gemüse zu essen, sei zwar kein falscher Ansatz. Wer keine Getreide- und Milchprodukte isst und daher nicht so viele Ballaststoffe und nur wenig Kalzium aufnimmt, muss darauf achten, sie durch andere Lebensmittel aufzunehmen.


«Durch Paleo wird man wieder kreativ in der Küche», sagt Richter. Aufwendig müsse es trotzdem nicht sein. Wer es morgens süß mag, hat es leicht: Obst und ein paar Kokoschips, das Ganze mit Mandel- oder Kokosmilch übergießen - und fertig ist das Frühstück. «Für Leute, die morgens gern herzhaft essen, bieten sich natürlich Eier-Gerichte an», sagt Richter. Wer sich nicht entscheiden kann, mixt einfach süß und herzhaft: Zum Beispiel Rührei mit Obst. «Klingt ungewöhnlich, schmeckt aber super und erinnert ein bisschen an Eierkuchen.»


Auch wenn es bei Paleo vieles zu beachten gibt - eintönig müsse die Ernährung nicht sein, sagt der Kochbuchautor. Fisch und Fleisch lassen sich schließlich auf ganz verschiedene Arten zubereiten. «Im Moment ist der Hamburger mit Ananas mein persönlicher Favorit», sagt Richter. Mit den Ananas-Scheiben als Brötchen-Ersatz wird der Burger zu einem herzhaft-süßen Hauptgericht. Den Fleischkonsum sollten Paleoaner jedoch im Auge behalten, rät Gahl. Gesättigte Fettsäuren, Purin und Cholesterin seien nur in Maßen gesund für den menschlichen Körper. Außerdem ist umstritten, ob eine sehr eiweißhaltige Ernährung dem Menschen auf Dauer gut tut.


Obwohl Fleisch für viele Paleo-Esser existenziell ist: Auch Vegetarier könnten sich nach dem Paleo-Prinzip ernähren, meint Richter. «Das kann manchmal mehr Aufwand bedeuten - ist mit ein paar kleinen Variationen aber absolut möglich.» Spinat-Curry, Sesam-Kohlrabi-Salat, Süßkartoffel Wedges oder Karottensuppe mit Ingwer und Kirschen - auch Vegetarier können bei Paleo abwechslungsreich essen.


Und was tut man, wenn der Heißhunger auf Süßigkeiten zuschlägt? Nachgeben. Aber natürlich paleo-konform, also ohne industriell hergestellten Zucker. Zum Beispiel mit selbst gemachtem Eis aus Bananen und Kokosmilch, rät Ronja Niklasson, Betreiberin einer Website mit Ernährungstipps und selbst paleo-erprobt. Auch Richter hat gleich mehrere süße Paleo-Ideen: Zum Beispiel Gummibärchen aus Beerenfrüchten, Zitronensaft, Wasser, Gelatine und Honig. Oder «Power-Kugeln» aus getrockneten Feigen, Mandelmus und Haselnüssen. Mit Kokosraspeln, Mohn oder Mandelblättern bestreut, können sich die Paleo-Pralinen auch optisch mit Schoko-Nougat-Köstlichkeiten messen lassen.


Paleo bedeutet nicht Verzicht, sondern Genuss, findet Richter. Denn: Wer nach Paleo kocht und isst, der probiert häufig Neues in der Küche. Dabei kämen die besten Gerichte zustande. Auch Niklasson findet nicht, dass Paleo den Genuss-Faktor mindert. An ihrem Geburtstag hat sie ihren Freunden und Nicht-Paleo-Essern ein ganzes Paleo-Buffet aufgetischt - Brownies und Geburtstagskuchen inklusive. Dass alle Gerichte nach Paleo-Regeln zubereitet waren, habe niemand herausgeschmeckt.


Ob Paleo die richtige Ernährungsform sei, müsse jeder für sich selbst herausfinden, sagt Richter. Aber für ihn ist klar: «Genuss und Paleo schließen sich nicht aus.» (DPA/TMN)


Literatur:

Nico Richter: PALEO power for life. 115 Rezepte aus der modernen Steinzeitküche, Christian Verlag GmbH, 224 Seiten, 29,99 Euro, ISBN-13: 9783862445905


Nico Richter, Michaela Schneider: PALEO - Power every day. Eat. Move. Sleep. Feel. 120 Neue Rezepte, Christian Verlag GmbH, 224 Seiten, 29,99 Euro, ISBN-13: 9783862447541