Übernahmekampf im Wohnungsmarkt: Vonovia will Deutsche Wohnen

Der Branchenführer Vonovia greift nach seinem Hauptkonkurrenten. Foto: Roland Weihrauch
Der Branchenführer Vonovia greift nach seinem Hauptkonkurrenten. Foto: Roland Weihrauch

Neue Übernahmeschlacht im deutschen Immobilienmarkt: Marktführer Vonovia holt zum großen Schlag aus und will den zweitgrößten Anbieter Deutsche Wohnen in einem Milliardendeal schlucken. Dadurch will Vonovia die Übernahme des Wohnungs-konzerns LEG durch die Deutsche Wohnen AG torpedieren. Beim Deutschen Mieterbund stießen die Pläne auf scharfe Kritik. 

Durch derartige Transaktionen der Großvermieter entstehe keine einzige neue Wohnung für den deutschen Wohnungsmarkt, meinte Mieterbund-Direktor Lukas Siebenkotten. «Statt Wohnungshandel ist Wohnungsneubau notwendig», meinte er.


Durch die geplante Übernahme würde der Wohnungsbestand des größten deutschen Immobilienunternehmens von derzeit 370 000 auf mehr als 500 000 Wohnungen steigen. Dafür will Vonovia - in bar und in Aktien - fast neun Milliarden Euro zahlen. Einschließlich der Prämien und Schulden läge der Transaktionswert nach Unternehmensangaben sogar bei 14 Milliarden Euro.


Die Deutsche-Wohnen-Aktionäre sollen für elf ihrer Anteilsscheine 83,14 Euro in bar sowie sieben Vonovia-Aktien erhalten. Voraussetzung für das Gebot sei, dass die Deutsche-Wohnen-Aktionäre bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Oktober die geplante Übernahme der LEG ablehne, betonte Vonovia-Chef Rolf Buch.


An der Börse legte die im MDax notierte Deutsche-Wohnen-Aktie nach der Ankündigung deutlich zu. Die seit September im Dax notierten Vonovia-Anteile verloren wegen der möglichen Kapitalerhöhung im Zuge des Zukaufs dagegen deutlich an Wert. Auch die LEG-Papiere mussten kräftige Kursverluste hinnehmen. Thomas Neuhold, Analyst des Bankhauses Kepler Cheuvreux, hält es für sehr wahrscheinlich, dass sich die Deutsche-Wohnen-Aktionäre auf der Hauptversammlung gegen die Offerte für LEG und für ein Gebot durch Vonovia entscheiden.


Vonovia-Chef Buch warb für den Zusammenschluss: Es handele sich um eine «attraktivere und strategisch sinnvolle Alternative» zur geplanten LEG-Übernahme durch Deutsche Wohnen. Durch den Zusammenschluss erwartet er Skalen- und Synergieeffekte in Höhe von rund 84 Millionen Euro vor Steuern.


Die 370 000 Wohnungen von Vonovia würden sich seiner Meinung nach ideal mit den 140 000 von Deutsche Wohnen ergänzen. Auch die Mieter würden davon profitieren, da das neue Unternehmen mehr Geld in die Erneuerung der Wohnungen investieren könne, meinte der Manager.


Sollten die Deutsche-Wohnen-Aktionäre grünes Licht geben, soll der Zusammenschluss im ersten Quartal des kommenden Jahres über die Bühne gehen. Die Deutsche Wohnen und die LEG wollten sich zunächst nicht zu dem Vorstoß von Vonovia äußern. Für Buch sind jetzt ohnehin die Aktionäre der Deutsche Wohnen AG am Zug. Es habe deshalb auch noch keine Gespräche zu dem Angebot mit dem Management von Deutsche Wohnen gegeben.


Buch betonte, dass Vonovia über gute Erfahrungen mit der Integration von Unternehmen habe. Der Konzern hatte sich erst im vergangenen Jahr den Konkurrenten Gagfah für rund 4 Milliarden Euro einverleibt und auch danach noch weiter zugekauft. Deutsche Wohnen wiederum hatte 2013 den Wettbewerber GSW für 1,7 Milliarden Euro übernommen und im September den LEG-Kauf angekündigt. (DPA)