Pinterest und Co. als Marktplatz von morgen

Nutzer von Foto-Plattformen wie Pinterest sind immer mehr mit Werbeinhalten konfrontiert. Foto: Julian Stratenschulte
Nutzer von Foto-Plattformen wie Pinterest sind immer mehr mit Werbeinhalten konfrontiert. Foto: Julian Stratenschulte

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Facebook und Co. erreichen Hunderte Millionen Menschen weltweit. Facebook hat rund 1,5 Milliarden Mitglieder. Die Foto-Plattform Pinterest knackte jüngst die Marke von 100 Millionen Nutzern, Instagram schafft es monatlich auf das Dreifache. Zwei Paar knallgelbe Sneaker, zerrissene Jeans, ein bisschen nackte Haut: Gefällt mehr als 2500 Menschen. Mit Hashtags wie #shareyourstile bedankt sich Zalando bei der französisch-sprachigen Fashionbloggerin «lady.m.lodie», die noch am Tag zuvor für den Online-Händler mit dem Foto auf ihrem Profil geworben hat. 

Eine nette Geste? Eher nicht. Zalando etwa hat längst herausgefunden, wer ihre Produkte in die Welt hinausträgt.


«Wir haben eine eigene Fashion-PR, die sich um spezielle Zielgruppen wie Blogger und Stylisten in ganz Europa kümmert», sagt Zalando-Sprecher Boris Radke. Und die seien nicht auf Facebook, sondern in erster Linie auf den Bilderdiensten aktiv. Etwa 120 000 Instagramer erreicht «zalando_official» bereits und geht damit einen Weg, der sich bereits zu lohnen scheint: «Produkte, die über die Kanäle prominent vermarktet werden, haben einen stärkeren Abverkauf als andere», sagt Radke. Der Effekt sei unmittelbar spürbar.


Während auf Instagram hochgeladene Inhalte in Echtzeit wichtig sind, lebt Pinterest von gesammelten Inhalten. Nutzer haben dort die Möglichkeit, Fotos aus dem Netz auf Online-Pinnwänden zu stellen. Wer Inspiration von Hochzeit bis Einrichtung sucht, sammelt seine Auswahl nach und nach in virtuellen Ordnern. Pinterest versteht sich als «visuelle Suchmaschine» und arbeitet aktuell auch an einem Geschäftsmodell mit Werbe-Pins und «Kaufen»-Buttons für abgebildete Artikel.


Auch Sportartikelhersteller Adidas schätzt die Nähe zu den Kunden, die dadurch aufgebaut wird. «Auf Pinterest und Instagram können wir als Marke nicht nur sehen, wie unsere Produkte und unser Content ankommen, sondern mit unseren Fans auch direkt in Kontakt treten», sagt Sprecher Oliver Brüggen. Vor allem für Instagram spreche das einfache Handling, die Suchfunktion nach Hasthags und der Newsfeed in Echtzeit. Etwa 5,6 Millionen erreicht Adidas aktuell auf diesem Weg.


«Content», und somit Inhalte bereitstellen, funktioniert im Internet am besten bildbasiert - das weiß auch Social-Media-Experte Tobias Arns vom Digitalverband Bitkom. Pinterest sei dabei mehr zum Stöbern, im Sinne von: «Alles was ich schon gesehen habe» - und «wunderbar geeignet um festzustellen: Was gefällt mir, wo kriege ich das?» Instagram lebe eher nach dem Motto: «Ich sehe etwas cooles, ich teile es.»


Also einfach einen Account aufmachen, fleißig Bilder hochladen und auf das große Geld warten? So einfach klappt es nicht. «Nicht jeder kann gute Fotos erstellen», sagt Arns. Gerade auf Plattformen wie Pinterest sei das Qualitätsniveau sehr hoch. Entscheidend seien eine vorausschauende Planung und eine Strategie, sonst gehe der Content im Netz unter. Zudem sollten sich Unternehmer niemals auf nur eine Plattform festlegen. «Wichtig ist: Experimentieren und regelmäßig schauen, wo ist meine Zielgruppe?», sagt der Social-Media-Experte. Wer geschickt sei, streue seine Inhalte genau dort, wo sich potenzielle Kunden aufhielten.


Doch beim Bild allein soll es in Zukunft nicht bleiben. Zalando dreht das Rad bereits weiter: «Die Leute wollen Videos», sagt Radke, und zwar spontan und gut aufbereitet. Der Mode-Händler intensiviere diese Art der Kommunikation deshalb massiv. «Auch Snapchat schauen wir uns genauer an.» (DPA)