Kretschmann vertröstet Helfer in überbelegten Flüchtlingsunterkünften

Sozialverbände und Helfer kritisieren Zustände in der Landesaufnahmestelle. Foto: W. Kastl/Archiv
Sozialverbände und Helfer kritisieren Zustände in der Landesaufnahmestelle. Foto: W. Kastl/Archiv

Trotz harscher Kritik von Hilfsorganisationen an der Flüchtlingssituation in Ellwangen (Ostalbkreis) ist schnelle Hilfe nicht in Sicht. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte am Dienstag in Stuttgart: «Ich kann immer nur wieder sagen: Wir können nicht zaubern.» Angesichts der rasant steigenden Flüchtlingszahlen bemühe sich das Land um Entlastung. In einem Schreiben hatten Sozialverbände die Zustände in der Landes-erstaufnahmestelle (Lea) für Flüchtlinge in Ellwangen (Ostalbkreis) als untragbar kritisiert. 

«Da habe ich wirklich die Befürchtung, dass die irgendwann aus den Schuhen kippen», sagte Kretschmann. Der Regierung sei die Lage auch ohne Brandbriefe klar, Flüchtlinge bräuchten aber Unterkünfte, sagte Kretschmann. «Wir können sie nicht auf der Straße, auf den Bürgersteigen lassen. Alles andere ist besser, wenn auch nicht gut.»


Die Sozialverbände könnten im Falle einer Eskalation in Ellwangen die Verantwortung nicht mehr mittragen, heißt es in dem Schreiben an Christian Schneider, Vizepräsident des Regierungspräsidiums Stuttgart. Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie und Caritas kritisierten unter anderem, der Sicherheitsdienst sei unterbesetzt und meist ungeschult, für 350 Menschen in einer Turnhalle gebe es nur eine Toilette, und teilweise müssten sich fünf Menschen zwei Matratzen teilen. Sanitäre Anlagen, Aufenthaltsräume und Essensausgabe müssten dringend erweitert werden. Zuerst hatten SWR und «Schwäbische Zeitung» darüber berichtet. Das Schreiben ist auf vergangenen Freitag datiert.


«Es ist schon zwölf, nicht fünf vor zwölf», sagte der Oberbürgermeister von Ellwangen, Karl Hilsenbek (parteilos), am Dienstag. Die Lea biete keine würdige Unterbringung. Derzeit lebten in der für 1000 Menschen ausgelegten Einrichtung rund 4500 Flüchtlinge. Dringend müssten einige in andere Unterkünfte verlegt werden. In einer Sondersitzung des Gemeinderats am Montag seien sich darüber alle Fraktionen einig gewesen. Er wollte noch am Dienstag eine E-Mail an Kretschmann schreiben, sagte Hilsenbek. (DPA/LSW)