Digitalkiosk Blendle öffnet in Deutschland

Blendle war im Frühjahr 2014 in den Niederlanden gestartet und gewann dort bisher über 400 000 Nutzer. Sie kaufen im Schnitt 10 bis 15 Artikel pro Monat. Foto: Sebastian Kahnert
Blendle war im Frühjahr 2014 in den Niederlanden gestartet und gewann dort bisher über 400 000 Nutzer. Sie kaufen im Schnitt 10 bis 15 Artikel pro Monat. Foto: Sebastian Kahnert

Der Digitalkiosk Blendle, über den Artikel aus Zeitungen und Magazinen online gekauft werden können, ist mit mehr als 100 Titeln offiziell in Deutschland gestartet. Dabei sind unter anderem «Der Spiegel», die «Süddeutsche Zeitung», «Die Welt», «Die Zeit», die «Bild am Sonntag» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Frisch hinzugekommen seien das «Handelsblatt» und der «Focus», schrieb der Mitgründer der Plattform, Marten Blankesteijn, in einem Blogeintrag am Montag.

Nutzer können bei Blendle Ausgaben der Medien Seite für Seite durchblättern, lesbar sind dabei allerdings nur die Überschriften. Will man den gesamten Artikel lesen, muss man zahlen. Der Preis wird von den Verlegern selbst festgelegt und meist nach Länge gestaffelt.


Blendle war im Frühjahr 2014 in den Niederlanden gestartet und gewann dort bisher über 400 000 Nutzer. Sie kaufen im Schnitt 10 bis 15 Artikel pro Monat. Etwa zwei Drittel der Kunden seien im Alter unter 35 Jahren. Das ist eine Zielgruppe, die für Printmedien als schwieriger zu erreichen gilt. Der Anteil der jungen Kunden sei auch mit dem Wachstum der Nutzerzahlen stabil geblieben, sagte Blankesteijn.


In den einzelnen Rubriken werden auch ausgewählte Artikel von Kuratoren den Nutzern vorgeschlagen. Für die deutsche Version sind das unter anderem der Digital-Chef des «Guardian», Wolfgang Blau, die Chefredakteurin der «Wirtschaftswoche», Miriam Meckel, sowie Tilo Jung von «Jung + Naiv».


In der Testphase hätten einigen hundert Nutzer den Dienst ausprobiert. Einige hätten gleich 50 Euro auf ihre Blendle-Konten hochgeladen.


«Die Verlage in Deutschland sind sehr aufmerksam, was die Details angeht, das gefällt mir», sagte Blankesteijn. Der Umsatzanteil von 30 Prozent, der bei Blendle bleibe, werde nicht infrage gestellt.


«Bei uns in den Niederlanden waren sie erst sehr nachlässig, wahrscheinlich weil sie dachten, dass es eh nicht funktionieren wird.» Einige Medien werden Blendle auch Platz für Werbung zur Verfügung stellen.


Der Deutschland-Start mache den Ausbau der Plattform auf Österreich und die Schweiz wahrscheinlich, sagte Blankesteijn. Dort gebe es bereits Interesse der Verlage, die die Aussicht anlocke, ihre Inhalte an Leser in Deutschland verkaufen zu können. «Das könnte jetzt sehr schnell gehen.»


Bei Blendle kann ein Nutzer sein Geld zurückverlangen, wenn er von einem Artikel enttäuscht wurde. Auch dieses Angebot sei von den Nutzern in Deutschland bereits in der Testphase in Anspruch genommen worden, sagte Blankesteijn. «Aber so eine Funktion will man am Anfang auch ausprobieren, dann sinken die Zahlen, das haben wir schon in den Niederlanden gesehen.»


Blendle, an dem der Medienkonzern Springer und die «New York Times» beteiligt sind, ist nicht das einzige Angebot zum Online-Kauf von Print-Inhalten auf dem deutschen Markt. So startete im Mai der Online-Kiosk Pocketstory. (DPA)