«Billige Dekoration»? Heftige Kritik an Kunstwettbewerb für Landtag

Der Kunstverein Stuttgart krisiert den gescheiterten «Kunst am Bau»-Wettbewerb. Foto: Wolfram Kastl
Der Kunstverein Stuttgart krisiert den gescheiterten «Kunst am Bau»-Wettbewerb. Foto: Wolfram Kastl

Ein geplatzter Kunstwettbewerb für den umgebauten Landtag sorgt in Baden-Württemberg für Kritik. Das Land hatte allen 99 beteiligten Künstlern eine Absage erteilt und den Wettbewerb mit der Begründung aufgehoben, dass es keine passenden Entwürfe gegeben habe. Mit 80 000 Euro sei die Wettbewerbssumme eh viel zu niedrig angesetzt gewesen, sagte der Direktor des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart, Hans Christ, am Montag. «Da will jemand billig an Dekoration kommen.»

Derzeit wird das Gebäude im Schlossgarten umgebaut. Ziel des Wettbewerbes war es, ein oder mehrere repräsentative Kunstwerke für das Gebäude sowie das geplante Bürger- und Medienzentrum zu finden. Doch die eingesetzte Kunstkommission lehnte schon in der Vorauswahl sämtliche Entwürfe ab. Sie habe «nach fachlicher Einschätzung keine qualitätsvollen, der Architektur und der Bedeutung des Landtags adäquaten Entwürfe unter den eingereichten Vorschlägen identifizieren können», teilte das Finanzministerium der «Stuttgarter Zeitung» (Montag) und der Deutschen Presse-Agentur mit.


Die Künstlerin Theresia K. Moosherr aus Bad Schussenried (Kreis Biberach), die sich an der Ausschreibung beteiligt hatte, kritisierte die Veranstalter scharf. Der Wettbewerb sei völlig undemokratisch abgelaufen und nehme den Künstlern die Würde. Sie seien quasi alle zu Idioten erklärt worden. Von ihr stünden Dutzende Skulpturen im öffentlichen Raum, auch in Stuttgart. «Ich kann also nicht so schlecht sein», betonte Moosherr.


Sie vermute, dass der Wettbewerb nur eine Alibiveranstaltung gewesen sei und dass der Sieger längst feststehe. Das Finanzministerium will den Wettbewerb allerdings neu auflegen - «unter veränderten Rahmenbedingungen», wie es ohne nähere Erläuterung hieß.


Christ betonte, für den Umbau des Landtags würden 50 Millionen Euro ausgegeben. Für Kunst am Bau wäre ein Volumen von einem Prozent der Bausumme, also 500 000 Euro, das Minimum. Stattdessen seien nur 80 000 Euro veranschlagt worden. Er könne und wolle nicht beurteilen, wie gut die eingereichten Arbeiten waren, aber hohe Qualität sei zu diesem Preis kaum zu bekommen.


Für die Künstler sei es ein erheblicher Aufwand, große Werke für einen repräsentativen Zweck zu produzieren, betonte Christ. Viele Künstler würden sich an Ausschreibungen mit so niedrigen Preisgeldern gar nicht erst beteiligen, denn sie müssten im Extremfall sogar noch draufzahlen. Hinzu komme die gestiegene Nachfrage auf dem Kunstmarkt, der seit der Finanzkrise zunehmend für Investitionen genutzt werde. Gerade wenn es um bekanntere Künstler gehe, könne die öffentliche Hand ohnehin nicht mehr mithalten. (DPA/LSW)