Vettel zieht mit Senna gleich - «Sieg für Jules»

Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Ungarn gewonnen. Foto: Janos Marjai
Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Ungarn gewonnen. Foto: Janos Marjai

Perfekte Vorstellung von Vettel. 41. Sieg seiner Karriere. Der erste deutsche Ungarn-Sieg seit Schumacher 2004. Ein packendes Rennen: Rosberg wird nur Achter, Hamilton Sechster. Hülkenberg crasht. Vor, aber auch nach dem Grand Prix kommt zu bewegenden Momenten. In einem völlig verrückten Ungarn-Rennen mit Pech und Patzern bei den beiden Silberpfeilen hat Sebastian Vettel einen grandiosen Sieg eingefahren. Der viermalige Formel-1-Weltmeister ließ sich zum Abschluss eines hochemotionalen Rennwochenendes gut eine 

Woche nach dem Tod von Jules Bianchi von nichts irritieren und zog mit dem 41. Grand-Prix-Erfolg mit Formel-1-Legende Ayrton Senna gleich. «Danke Jules, dieser Sieg ist für dich. Wir wussten, früher oder später würde er für dieses Team fahren», sagte Vettel mit leicht zittriger Stimme unmittelbar nach der Zieldurchfahrt im Boxenfunk.


Für Vettel-Landsmann Nico Rosberg platzten kurz vor Rennende alle Träume auf den Sieg oder zumindest einen Podestplatz, als er sich einen Plattfuß bei einem Manöver von Daniel Ricciardo holte. Er landete nur auf Platz acht. Teamkollege und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton wurde Sechster. Sensationeller Zweiter in einem von Beginn an mitreißenden Rennen wurde Daniil Kwjat im Red Bull, auf Rang drei kam sein Teamkollege Ricciardo. An der Spitze aber feierte der 28 Jahre alte Vettel auch noch den erste deutschen Sieg in der Puszta seit Michael Schumacher 2004.


In der WM-Wertung machte der Hesse vor der Sommerpause auch Boden gut. Hamilton, der nach einem verpatzten Start von der Pole aus und einem Ausritt in den Kies mit Wut im Bauch vom zehnten Rang aus nach vorn fuhr und Schadensbegrenzung betrieb, bleibt mit 202 Punkten vor Rosberg (181) und Vettel (160). Die Freude, mit der sonst Siege zelebriert werden, wurde allerdings durch die Erinnerungen an Jules Bianchi getrübt. Er war mit gerade mal 25 Jahren an den Folgen seines schrecklichen Unfalls im Oktober 2014 in Japan gestorben und am Dienstag beerdigt worden. Auch Vettel hatte den Sarg getragen. Bianchi kam aus der Ferrari-Schmiede und galt als künftiger Kandidat bei der Scuderia. Vor dem Rennen hatte die gesamte Formel-1-Gemeinde dem am 17. Juni gestorbenen Ex-Piloten gedacht.


Es waren bewegende Momente, wie sie die Motorsport-Königsklasse seit den letzten tödlichen Fahrer-Unfall 1994 von Senna am 1. Mai 1994 und Roland Ratzenberger am 30. April 1994 nicht mehr erlebt hat. Alle Piloten stellten sich mit Bianchis Familie in einem Kreis auf, in ihrer Mitte lagen die Helme um den mit der Nummer 17 von Bianchi. Das Manor-Team, für dessen Vorgänger der Franzose Bianchi gefahren war, stand hinter einem Schild mit den Worten: «We miss you Jules.» Eine Viertelstunde später wich das Schweigen den lärmenden Motoren. Hamilton kam nach seiner 46. Pole Position ganz schlecht los, binnen weniger Meter lag Vettels roter Renner gleichauf. Dahinter drängte auch Kimi Räikkönen.


Letztlich zog das Ferrari-Duo an beiden Silberpfeilen vorbei. Wie schon in Silverstone verpatzten beide Mercedes-Männer nach den Quali-Rängen eins und zwei den Start. Und dann patzte Hamilton noch einmal: Beim Versuch, Rosberg wieder einzuholen, musste er durch den Kies. Hamilton reihte sich auf Rang zehn ein und ätzte, Rosberg habe ihn abgedrängt. Da wurden bereits Erinnerungen wach an die Eskalation des Teamzoffs bei Silber vor einem Jahr, ebenfalls in Ungarn. Damals hatte sich Hamilton der Teamanordnung widersetzt, Rosberg vorbeizulassen. Hamilton versuchte auf einem seiner Lieblingskurse, auf dem er bislang vier Siege feierte, alles.


Als Nico Hülkenbergs Force India in der 42. Runde den Frontflügel verlor und der Emmericher frontal in die Reifenstapel krachte, lag Hamilton bereits auf Rang vier. Das Safety Car kam raus, alle Vorsprünge waren dahin. Als das Sicherheitsauto wieder in die Box steuerte, preschte Rosberg direkt am zweitplatzierten Räikkönnen vorbei. Kurz darauf musste der Finne wegen eines Antriebsproblems aufgeben. Hamilton demolierte sich dagegen im Duell mit Ricciardo den Frontflügel.


Er musste noch mal an die Box, reihte sich auf Platz zwölf wieder ein und musste dann noch eine Durchfahrtsstrafe hinnehmen. «Es tut mit so leid, Jungs», funkte er an seine Crew, rettete danach aber immerhin seine WM-Führung. Als wäre auf dem Kurs, dem bislang der Ruf als Langweiler vorauseilte, nicht schon genug passiert, schlitzte Ricciardo Rosberg den Hinterreifen auf. Damit kam erstmals in dieser Saison kein Mercedes aufs Podium. (dpa)


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