Krisen wecken bei Finanzexperten kaum Konjunktursorgen

ZEW-Präsident Clemens Fuest beurteilt den Konjunkturausblick für Deutschland als im Großen und Ganzen positiv. Foto: Hendrik Schmidt/Symbolbild
ZEW-Präsident Clemens Fuest beurteilt den Konjunkturausblick für Deutschland als im Großen und Ganzen positiv. Foto: Hendrik Schmidt/Symbolbild

Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich unter anderem wegen der Griechenland-Krise eingetrübt. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sei im Juli um 1,8 Punkte auf 29,7 Zähler gefallen, teilte das ZEW in Mannheim mit. Dies ist der niedrigste Wert im laufenden Jahr. ZEW-Präsident Clemens Fuest hob aber hervor: «Trotz des leichten Rückgangs des Indikators bleibt der Konjunkturausblick für Deutschland im Großen und Ganzen positiv.»

«Weder die Schwierigkeiten im Umgang mit der griechischen Staatsschuldenkrise noch die Turbulenzen an den chinesischen Finanzmärkten scheinen die Experten stark zu beeindrucken», meinte Fuest. Die Beurteilung der derzeitigen Lagen hellte sich nach dem Urteil der Finanzexperten sogar etwas auf.


Etwas nachgelassen hat auch der Optimismus der deutschen Maschinenbauer. Nach dem überraschend schwachen ersten Halbjahr haben sie ihre Prognose für die Produktion im Gesamtjahr 2015 gesenkt. Die Schlüsselindustrie mit mehr als einer Millionen Beschäftigten rechnet nun mit einer Stagnation auf dem Rekordniveau des Vorjahres, wie der Branchenverband VDMA mitteilte.


Die aus dem Herbst des vergangenen Jahres stammende Prognose von einem Produktionsanstieg um zwei Prozent für 2015 sei nicht mehr zu halten, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Von Januar bis April sei die Produktion um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken und im Mai sogar um 6,8 Prozent zurückgegangen. «Wir rechnen für den weiteren Jahresverlauf weiter mit einem moderaten Produktionswachstum in einem labilen Umfeld», so dass das Minus bis zum Jahresende wieder ausgeglichen werden könne, heißt es vom Verband.


Warnsignale gibt es für die Stahlindustrie. Nach einer Studie der Experten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) droht der Stahlbranche angesichts weltweit hoher Überkapazitäten und sinkender Preise ein gefährlicher Preiskampf. «Die Phase kräftiger Zuwächse in der weltweiten Stahlerzeugung scheint vorüber zu sein. Darauf muss die derzeit noch auf hohe Zuwächse ausgerichtete Industrie notgedrungen reagieren», so die Forscher. Mit einer Kapazitätsauslastung von derzeit 89 Prozent stehe die deutsche Branche noch vergleichsweise gut da. International sei bereits im Durchschnitt fast ein Drittel der Kapazitäten ungenutzt. Vor allem in China existierten immer noch beträchtliche Überkapazitäten. (DPA)